Bayern-Unglück: Robben fällt für Club-WM aus
Augsburg (dpa) - Arjen Robben war „bitter enttäuscht“, als ihm die Ärzte noch in der Nacht sein bitteres Fußball-Aus für 2013 mitteilen mussten.
Die Nachricht von rund sechs Wochen Pause schmerzte Bayern Münchens aktuellen Torschützen vom Dienst mental mindestens so arg, wie das zuvor beim 2:0-Pokalerfolg beim FC Augsburg lädiertes rechtes Knie. Der niederländische Fußball-Nationalspieler wird auch die Club-Weltmeisterschaft in Marokko verpassen, bei der die Münchner kurz vor Weihnachten mit Titel Nummer fünf ihr berauschendes Jahr krönen wollen.
„Ich war derzeit so gut drauf, ich habe mich auf jedes Spiel mit unserer Mannschaft gefreut. Nun das!“, kommentierte Robben das Pech zum Ende seines besten Jahres. „Arjen war derzeit wohl in der Form seines Lebens“, haderte auch Sportvorstand Matthias Sammer, als er das Bulletin von Bayern-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt erhielt.
Beim heftigen Zusammenprall mit FCA-Torwart Marwin Hitz, der ihn in der 14. Spielminute mit den Füßen voraus im Strafraum umgemäht hatte, erlitt Robben eine tiefe Risswunde bis ins Kniegelenk des rechten Beins. Der Oberschenkelknochen wurde von einem Schuhstollen eingedrückt, es kam zu einer massiven Einblutung. Autsch!
Die folgenschwere Aktion hätte nach einem Abseitspfiff des Schiedsrichters eigentlich gar nicht passieren müssen. Hitz kam mit einer Gelben Karte statt Elfmeter und Platzverweis davon. „Das tut mir leid“, sagte Übeltäter Hitz, der aber jede Form von Absicht weit von sich wies: „Ich komme viel zu spät und treffe ihn voll.“
Robben hatte in der insgesamt hart und hitzig geführten Achtelfinalpartie das frühe 1:0 für den Titelverteidiger erzielt (4. Minute). Es war sein fünftes Tor in den letzten vier Spielen gewesen. Der für ihn eingewechselte Thomas Müller (78.) machte mit seinem schon sechsten Treffer im laufenden Wettbewerb alles klar.
„Arjen hat zuletzt so viele Spiele für uns mitentschieden. Sein Ausfall nun ist bitter“, beklagte Sammer mit Blick auf die finalen Aufgaben 2013 in Bundesliga (Werder Bremen, Hamburger SV), Champions League (Manchester City) und bei der Club-WM in Nordafrika.
Vom Krankenbett übermittelte Robben ein Versprechen für das kommende WM-Jahr: „Ich komme fit zurück und werde dann mit der Mannschaft die Ziele anpacken, die wir uns für diese Saison vorgenommen haben.“ Sie lauten: Wiederholung des Triples, was nach dem Einzug ins Cup-Viertelfinale weiterhin möglich ist. „Wir haben unsere Pflicht erfüllt“, kommentierte Müller zufrieden.
Als Robben mit seinem lädierten Knie längst in der Klinik war, ging Matthias Sammer nach dem Pokalsieg in die Verlängerung. Der Sportvorstand ereiferte sich in den Katakomben der Augsburger Arena über „lächerliche Schein-Diskussionen“ um die vermeintlich erdrückende Übermacht des FC Bayern. Dazu beklagte er wortgewaltig eine angeblich falsche Wahrnehmung der „tollen Leistungen“ der Münchner Fußballstars über inzwischen 17 Monate.
„Mich stört, dass man eine blöde Diskussion führt, wonach der Sieger automatisch feststeht, wenn Bayern München aufs Feld läuft“, schimpfte Sammer. Fakten wie das Verletzungspech, das durch Robben frisch bestätigt wurde, würden beim Bundesliga-Primus im Gegensatz zu anderen Clubs (Borussia Dortmund?) in der öffentlichen Wahrnehmung weitgehend ausgeblendet. „Mir kommt viel zu kurz in letzter Zeit, auch anzuerkennen, dass wir ein großes Ausmaß an Spielern ersetzen mussten und täglich sehr hart arbeiten“, mäkelte Sammer. Er wünsche, „dass man das einfach auch mal anerkennt, wenn wir so gut spielen und gute Ergebnisse erzielen und nicht irgendein dummes Zeug geredet wird rund herum.“ Von allein gewinne auch der FC Bayern nicht.
Tatsächlich ist es bemerkenswert, wie konsequent die Münchner in Bundesliga (39 Spiele ohne Niederlage), Champions League (10 Siege am Stück) und auch im DFB-Pokal (9 Siege seit der 2:5-Finalpleite gegen Dortmund 2012) eine Prüfung nach der anderen meistern. „Es fällt überhaupt nicht auf, dass wir extrem viele Verletzte haben“, bemerkte Müller selbst ein wenig verblüfft: „Das ist unser Bonus.“
In Augsburg fehlten erneut die Kapitäne Lahm und Schweinsteiger. Dazu saß Franck Ribéry nach seinem Rippenanbruch zunächst auf der Bank. Die Rückkehr des Franzosen war nach Robbens Verletzung ein Lichtblick. „Wir brauchen ihn“, sagte Pep Guardiola, „ich freue mich, dass er wieder fit ist.“ Der Bayern-Trainer staunte in dem K.o.-Spiel einmal mehr über die außergewöhnliche Mentalität seiner Mannschaft: „Ich habe realisiert, warum Bayern im letzten Jahr so viel Erfolg hatte. Die Spieler haben einen unglaublichen Siegeswillen.“