Beckenbauer nach 2:0 kritisch: „Einiges zu verbessern“
Stuttgart (dpa) - Franz Beckenbauer war mit dem glanzlosen 2:0-Pflichtsieg seines FC Bayern beim VfB Stuttgart nicht rundum zufrieden - ließ aber kaiserliche Milde walten.
„Das war ein recht solider Eindruck, aber es gibt noch einiges zu verbessern“, beurteilte der Ehrenpräsident die ordentliche, aber keineswegs berauschende Vorstellung des deutschen Rekordmeisters. „Das war ein interessantes Spiel, aber nicht das attraktivste und hochklassigste.“ Trainer Jupp Heynckes bescheinigte seinen Profis dagegen einen souveränen Auftritt: „Kompliment an meine Truppe. Wir sind sehr zufrieden.“
Auch wenn die beiden Grandseigneurs den achten Auswärtssieg des souveränen Spitzenreiters der Fußball-Bundesliga gegensätzlich beurteilten, ändert dies an der generellen Dominanz der Münchner nichts. Für die weit abgeschlagenen Verfolger Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund muss es eher erschreckend sein, dass den Bayern auch eine weitgehend durchschnittliche Leistung für einen Sieg reicht.
Der VfB war zumindest in der ersten Halbzeit ebenbürtig, ehe ihm dann der verhängnisvolle Rückpass von Cristian Molinaro direkt in den Lauf von Mario Mandzukic „das Genick brach“, wie Trainer Bruno Labbadia bedauerte. Der Bayern-Torjäger brach mit seinem zwölften Saisontreffer (50. Minute) den Bann. Thomas Müller machte mit seinem zehnten Saisontor (72.) alles klar.
Müller wehrte sich anschließend gegen Vorbehalte am kontrolliert und nüchtern wirkenden Einsatz des Star-Ensembles: „Jeder erwartet vom FC Bayern, dass er zur Halbzeit 3:0 führt, aber Fußball ist kein Kinderspielplatz.“ Wie Heynckes und Teamkollegen wies der Nationalspieler auf die durchaus ansprechende Leistung des VfB bis zum 0:1 hin. „Der Fehler von Molinaro hat uns natürlich in die Karten gespielt“, räumte Toni Kroos ein. „Aber ich glaube, wir hätten auch so gewonnen.“
Für Beckenbauer ist trotz seiner verhaltenen Kritik die Meisterschaft praktisch entschieden. „Elf beziehungsweise zwölf Punkte Vorsprung auf Leverkusen und Dortmund müssten reichen“, frohlockte er. In der Titelfrage reagierte Heynckes angesichts des Reinfalls im Vorjahr nach vergleichbar komfortabler Ausgangslage zurückhaltend. „Es ist ein respektabler Vorsprung“, räumte er zwar ein, aber auch wenn es eine Floskel sei: „Wir schauen nur auf uns.“ Angesichts von noch 15 ausstehenden Punktspielen „wäre es ein großer Fehler, wenn wir uns jetzt zurücklehnen und sagen würden, das ist schon gegessen“, betonte Heynckes. „Ich gehe da kein Risiko ein, genau so wenig wie bei den Wechseln.“
Wie schon zuletzt gönnte sich Heynckes den Luxus, etliche seiner Stars gegen die vorzeitig geschlagenen und durch Martin Harniks Platzverweis (80.) zudem dezimierten Stuttgarter zu schonen. Mario Gomez, der sich zuvor mit neun Treffern in sechs Partien gegen seinen Ex-Club als Stuttgart-Schreck erwiesen hat, durfte ganze drei Minuten ran. Für Dribbel-As Arjen Robben oder Jérôme Boateng blieb es sogar beim Warmlaufen.
„Bei uns hat der Sieg Priorität, nicht ob ein Spieler 20 Minuten zum Einsatz kommt“, verteidigte Heynckes seine Philosophie, eine funktionierende und fitte Mannschaft durchspielen zu lassen. „Wenn der Samstag-Mittwoch-Samstag-Rhythmus kommt, werden wir auch rotieren.“ Matthias Sammer erstickte eventuelle Rebellionen unzufriedener Stars gleich im Keim. „Ich möchte überhaupt nicht erleben, dass Egoismen eintreten und völlig unnötigen Diskussionsstoff bringen“, polterte der Sportdirektor im Bezahlsender „Sky“: „Wir lassen noch nicht mal den Ansatz von Egoismen zu.“