HSV und Werder: Die leisen Ambitionen des Nord-Duos

Hamburg (dpa) - Ambitionen auf einen europäischen Startplatz will der Hamburger SV trotz des Prestige-Erfolgs im Nordderby nicht zur Schau stellen.

„Wir sind Neunter und haben noch einige Mannschaften vor uns. Wir wollen von Spiel zu Spiel schauen und nicht von Europa League reden“, sagte HSV-Torhüter René Adler nach dem 3:2 gegen Werder Bremen. Der Blick reicht derzeit nur bis Samstag, dann kommt Saison-Überraschungsteam Eintracht Frankfurt in den Hamburger Volkspark. „Da wollen wir nachlegen“, verkündet Adler.

Der HSV hat lediglich einen Punkt Rückstand auf Rang sechs, der zum internationalen Geschäft berechtigt. Für den Verein, der in den beiden zurückliegenden Spieljahren insgesamt 11,5 Millionen Euro Verlust geschrieben hat, wäre dies eine wichtige Einnahmequelle, um die größten Löcher zu stopfen. Zumindest für die Erfolgsaussichten in der nächsten Partie gegen die aufstrebenden Frankfurter ist Trainer Thorsten Fink optimistisch. „Wir sind einfach heimstark im Moment. Nach einem Rückstand beißen wir uns regelrecht ins Spiel“, hebt der Coach die neue Qualität hervor. „Noch vor einem Jahr wären wir nach dem 0:1 untergegangen.“

Die Bremer indes sind verunsichert. „Wir müssen aufpassen, dass wir in keine Krise kommen. Wir sind frustriert, jetzt müssen wir uns da rausekeln, rauskämpfen“, fordert Stürmer Nils Petersen. Zwei Niederlagen zum Rückrundenstart lassen die Spieler des sechsmaligen Pokalsiegers grübeln. Eigentlich gilt auch an der Weser das Ziel Europa League. „Wir dürfen uns jetzt nicht verrückt machen. Wir haben das Potenzial und die Klasse, wieder mehr Punkte einzufahren“, beteuert Mittelfeldspieler Mehmet Ekici.

Positive Tendenzen hat Thomas Schaaf ausgemacht. „Das war wesentlich besser als letzte Woche“, sagte der sesshafteste Coach der Bundesliga und spielte damit auf die peinliche 0:5-Heimpleite gegen Borussia Dortmund an. Von den letzten sechs Spielen haben die Grün-Weißen nunmehr vier verloren, und das mit einem Torverhältnis von 9:18. Die Abwehr der Bremer ist nicht sattelfest. Die 37 Gegentore - wie auch Hannover 96 - bedeuten nach Hoffenheims 43 Gegentreffern den zweitschlechtesten Wert aller Konkurrenten.

„Es ist noch keine Krise“, schwört Mannschaftskapitän Clemens Fritz, bemängelt aber: „In der einen oder anderen Situation sind wir vielleicht zu offensiv.“ Schaaf will dennoch keine Selbstzweifel zulassen. „Langfristige Ziele werden nicht Woche für Woche umgeworfen“, entgegnet er barsch. „Wenn wir keine Punkte holen, wird die Wahrscheinlichkeit auf Platz sechs natürlich immer geringer. Aber für diese Einschätzung muss man kein Messias sein.“