Beiersdorfer zufrieden mit HSV-Transfers - Kader verjüngt

Hamburg (dpa) - Dietmar Beiersdorfer wirkt tatendurstig. In seiner Amtszeit als Vorstandsvorsitzender der neuen Fußball-AG des Hamburger SV entließ er nacheinander die Sportchefs Oliver Kreuzer und Peter Knäbel und nahm die Transferpolitik im Mai wieder selbst in die Hand.

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„Wichtig ist es, hundert Prozent den Markt zu kennen, frühzeitig an Spielern dran zu sein und sie zu verfolgen“, sagt der 52-Jährige im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

In seiner siebenjährigen ersten Amtszeit am Volkspark erwarb sich Beiersdorfer den Ruf „Dukaten-Didi“, weil er ein exzellenter Ein- und Verkäufer war. Er lächelt bei der Erwähnung des Spitznamens und würde gern schnell an die Erfolge von damals anknüpfen, als der HSV 2010 das Halbfinale der Europa League erreichte. „Ich habe immer gesagt, so einen massiven Club wieder auf Kurs zu bringen, dauert mehrere Jahre“, betont er und will kein Zeitfenster für das Erreichen des internationalen Geschäfts nennen.

„Wir wollen während der gesamten Saison im gesicherten Mittelfeld stehen, vielleicht schon mit Tuchfühlung nach oben“, sagt er diplomatisch nach Platz zehn aus dem Vorjahr. Er ist „ganz zufrieden mit unserem Kader. Wir haben Geschwindigkeit, Spielfreude und Power dazubekommen“. Die Millionen-Zugänge Filip Kostic, Alen Halilovic und Bobby Wood sollen den HSV vor allem in der Offensive weiterbringen.

Wenn es im September ruhiger wird, soll über eine Neuausrichtung von Sichtung und Personalbeschaffung nachgedacht werden. Es könnte ein Kaderplaner eingestellt werden, aber die Zügel in der Einkaufspolitik will der HSV-Chef in der Hand behalten. Dank Anteilseigner Klaus-Michael Kühne und Investitionen von rund 25 Millionen Euro kann der HSV auf dem überhitzten Transfermarkt kleine Erfolge feiern. „Wir haben sehr gute Vereinbarungen mit ihm getroffen, ansonsten hätten wir unsere Transferaktivitäten viel früher einstellen müssen“, sagt Beiersdorfer. Eine Abhängigkeit von dem Logistikunternehmer sehe er nicht.

Beiersdorfer nennt die neue Kaderzusammensetzung einen Umbruch. „Wir haben den Altersdurchschnitt um vier Jahre gesenkt, bewusst Spieler geholt, die ihren Leistungshöhepunkt noch vor sich haben. Damit schaffen wir Werte, die dem HSV zugutekommen“. Der Transfer-Wahnsinn werde sich in den kommenden Jahren fortsetzen, ist sich der HSV-Chef sicher: „Das Ganze hat sich extrem entwickelt. Ich habe nicht die Hoffnung, dass sich das wieder abkühlt. Man muss die Chance nutzen, Spieler zu entwickeln und auf den Platz zu bringen.“

Im schnellen Aufstieg von RB Leipzig sieht Beiersdorfer keine kurzfristige Gefahr für die Bayern: „Ich weiß nicht, was in zehn, zwanzig Jahren ist, aber in den nächsten Jahren nicht. Bayern München hat sich in den letzten 25 Jahren unter Uli Hoeneß und später Karl-Heinz Rummenigge zu einem Club der Superlative entwickelt.“ An solche Sphären verschwendet Beiersdorfer derzeit keiner Gedanken. Der ehemalige Abwehrchef der Hanseaten will vielmehr in Mini-Schritten den Abstand seines HSV zu den Übermächtigen der Liga verkleinern.