Bescheidenheit in Köln und beim HSV nach Nullnummer
Köln (dpa) - Die Auftakt-Analysen von Aufsteiger 1. FC Köln und Fast-Absteiger Hamburger SV nach dem fußballerisch eher durchwachsenen 0:0 waren fast identisch: nicht ganz zufriedenstellend, viel Luft nach oben.
Trotzdem wurden im 87. Duell der Bundesliga-Gründungsmitglieder die Wünsche fast aller Beteiligten irgendwie erfüllt. Die Prämisse war: nur ja nicht verlieren, nur ja kein Fehlstart.
„Das Wichtigste war, dass wir zu Null gespielt haben“, hielt HSV-Trainer Mirko Slomka fest. Sein österreichischer Widerpart Peter Stöger, der unterm Dom mit der Rückkehr in die Eliteklasse eine große Euphorie auslöste, bezeichnete das torlose Remis vor 50 000 Zuschauern im Kölner Stadion als „in Ordnung“.
Speziell Slomka zeigte sich nach der schlimmen Saison 2013/2014 mit 75 Gegentreffern und dem erst in der Relegation gegen Fürth verhinderten Abstieg erleichtert. Neunmal in Serie hatten die HSV-Profis in der Fußball-Bundesliga auswärts verloren und letztmals beim 1:1 in Wolfsburg am 29. November 2013 einen Zähler mitgenommen. Sein Team sei auf dem richtigen Weg.
„Es ist nur ein Anfang“, analysierte HSV-Nationalspieler Marcell Jansen selbstkritisch. Auch er weiß: Will das mit rund 26 Millionen Euro verstärkte Team seinen Fans und dem neuen Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer endlich wieder einmal über einen längeren Zeitraum viel Freude bereiten, muss noch mehr kommen.
HSV-Kapitän Rafael van der Vaart, der die Profis des „Dinos“ immer wieder energisch anzutreiben versuchte, registrierte mit verhaltener Genugtuung, dass der eine Zähler und die Leistung von Köln „Selbstvertrauen für die nächsten Spiele“ geben. „Insgesamt war unsere Leistung in Ordnung“, kommentierte der Niederländer nach seinem überzeugenden Auftritt.
Den Kölnern waren 840 Tage nach dem 1:4 am 5. Mai 2012 gegen Bayern München und dem damit verbundenen fünften Abstieg das 1500. Heimtor in der Eliteklasse und der ersehnte Sieg im Kampf gegen den Abstieg nicht vergönnt. Die in Liga zwei mit lediglich 20 Gegentreffern herausragende Defensive stand, offensiv und im Aufbau gibt es aber „permanent Luft nach oben“, meinte Stöger, der gleich zehn Aufstiegshelden in die Startelf berufen hatte.
Eine echte Standortbestimmung war die Nullnummer für beide nicht. So dachten beide Clubs bereits an die nächsten - lösbaren - Aufgaben. Die Hanseaten treffen im ersten Heimspiel am Samstag auf Neuling SC Paderborn, die Kölner treten in Stuttgart bei einem ihrer Auswärts-Lieblingsgegner an. „Wir werden uns die Zähler für den Klassenverbleib hart erarbeiten müssen“, prophezeite Stöger.
Mirko Slomka weiß das auch, konstatierte aber, dass es seiner Meinung nach aufwärtsgeht nach einem fürchterlichen HSV-Jahr: „Wir haben gezeigt, dass wir marschieren können.“ Das wollen die Hanseaten Ende Oktober im DFB-Pokal auch gegen den FC Bayern beweisen: Der Branchenprimus kommt zum Zweitrundenspiel nach Hamburg - ein Klassiker und „der schwerste Gegner“, meinte Slomka. Die Hamburger wollen sich der großen Herausforderung stellen. Spätestens dann, nach neun Erstliga-Spieltagen, werden sie beim „neuen“ HSV auch wissen, wo sie stehen.