Schalke droht Fiasko - Heldt: Keine Diskussion um Keller

Hannover (dpa) - Pokalblamage in Dresden, Bundesliga-Auftaktpleite in Hannover und nun kommen am Samstag die Bayern: Aus dem Fehlstart von Schalke 04 und Trainer Jens Keller droht ein Fiasko für den Champions-League-Teilnehmer zu werden.

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„Warten wir es ab“, kommentierte Manager Horst Heldt mit süß-saurer Miene die Krisensituation nach dem bitteren 1:2 (0:0) bei Hannover 96. „Gegen Bayern München wird keiner einen Pfifferling auf uns setzen. Das kann unsere Chance sein.“

Auf eine mögliche Schalker Trainerentlassung dürfte dagegen in den nächsten Tagen mehr Geld gesetzt werden. Auch wenn Heldt dem seit Dezember 2012 amtierenden Keller den Rücken stärkte. „Wir werden die Trainerdiskussion im Umfeld nicht verhindern können. Bei uns wird sie aber nicht geführt“, versicherte der Sportvorstand. Für Keller, der auch im Vorjahr nach einem Fehlstart mit nur einem Punkt aus drei Spielen auf der Kippe stand, sind die Debatten um seine Person nichts Neues. „Das muss ich aushalten“, sagte der Schalke-Trainer.

Keller verwies auf seine sportlichen Erfolge in der Vergangenheit und wunderte sich über die Intensität der Kritik im Schalker Umfeld. Dort wird häufig der Name von Thomas Tuchel genannt. Der schwache Auftritt der Königsblauen in Hannover bestärkte die Keller-Kritiker in ihrer Meinung. In einer zunächst „sehr zähen Partie“, so 96-Trainer Tayfun Korkut, strahlte das Team um die zurückgekehrten Weltmeister Benedikt Höwedes und Julian Draxler kaum spielerischen Glanz aus. Zu allem Unglück fällt jetzt auch noch Linksverteidiger Sead Kolasinac für mindestens ein halbes Jahr aus. Der bosnische Nationalspieler zog sich einen Kreuzbandriss im rechten Knie zu und soll voraussichtlich am Dienstag vom Kniespezialisten Heinz Jürgen Eichhorn im bayerischen Straubing operiert werden.

In Hannover wirkte Schalke zumindest eine Stunde stabil. Nach der Gäste-Führung durch Torjäger Klaas-Jan Huntelaar (47. Minute), der eine feine Kombination vorausging, schien alles in geordneten Bahnen zu verlaufen. Doch zwei Kontertore in drei Minuten durch Edgar Prib (67.) und den neuen 96-Torjäger Joselu (70.) kippten das Match zugunsten der kampfstarken Niedersachsen. „Ich bin extrem sauer. Es ist wahnsinnig ärgerlich, dass man ein Spiel, das man im Griff hat, durch zwei Konter verliert“, schimpfte Keller. „Da muss man auch mal ein taktisches Foul machen.“

Gemeint war damit Schalke-Star Kevin-Prince Boateng, der vor dem Ausgleich ein Laufduell gegen den schnellen 96-Flügelspieler Leonardo Bittencourt verloren hatte. Ausgangspunkt war aber ein unnötiger Ballverlust von Huntelaar in der Vorwärtsbewegung. Das sah wohl auch Kapitän Höwedes so. Der Abwehrchef kritisierte, ohne Namen zu nennen, seine Mannschaftskollegen im Kabinentrakt ziemlich deutlich: „Wir haben vorne zu egoistisch gespielt und zu wenig mannschaftsdienlich. Das ist für mich unerklärlich“, sagte Höwedes.

Später am Abend, als gefeierter Gast im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF, relativierte der Weltmeister seine Aussage. „Wir haben tolles Personal und stecken in einer unglücklichen Phase. Ich habe aber schon schlimmere Situation erlebt“, sagte Höwedes. Er schlug sich ebenso wie Heldt auf die Seite von Keller. „Ich werde den Teufel tun und jetzt den Trainer schlecht reden“, erklärte das Schalker Urgestein.

Er trägt seit 13 Jahren das S04-Trikot und kennt das Umfeld. Das wird nach der erneuten Enttäuschung in Hannover nicht leicht zu besänftigen sein. „Wir müssen gegen Bayern ein gutes Spiel machen“, sagte Höwedes. Leichter gesagt als getan.