Breitenreiters Zukunft ungewiss
Gelsenkirchen (dpa) - Noch zögert Markus Weinzierl. Der Trainer des FC Augsburg will erst den Klassenverbleib mit seiner Mannschaft auskosten, alles sacken lassen, durchatmen - und sich dann zu seinen Plänen äußern.
Nach dem 1:1 beim FC Schalke 04 umschiffte der 41-Jährige galant alle Fragen zu seiner Zukunft. „Darum geht es jetzt nicht. Ich habe immer gesagt, ich konzentriere mich auf den Klassenerhalt. Danach fange ich an, mir Gedanken zu machen. Wenn eine Entscheidung gefallen wäre, hätten wir sie schon verkündet“, versicherte Weinzierl, der als heißester Kandidat für die Nachfolge des umstrittenen Schalke-Trainers André Breitenreiter gehandelt wird.
Weinzierls Grundsatzentschluss, Augsburg nach vier Jahren zu verlassen und eine neue Herausforderung zu suchen, scheint aber längst gefallen. Den Wechselwunsch kundzutun, dürfte nur eine Frage von Tagen sein. „Ich freue mich für die Jungs und den Verein“, kommentierte der Straubinger am Samstag eher distanziert die „Willensleistung“ seiner Elf, die mit dem Last-Minute-Treffer von Daniel Baier (89.) zugleich die letzten Champions-League-Träume der Königsblauen zerstörte. Für FCA-Manager Stefan Reuter hat sich in der Trainerfrage nichts geändert. „Er hat einen Dreijahresvertrag. Aktuell sind die Chancen auf seinen Verbleib bei 100 Prozent.“
Dass Breitenreiter auf Schalke weitermachen darf, ist nach dem neuerlichen Rückschlag noch unwahrscheinlicher. Wie so oft in der Achterbahn-Saison brachte sein Team einen Vorsprung nicht über die Zeit und kassierte nur sieben Minuten nach dem 1:0 durch Klaas-Jan Huntelaar den K.o. im Kampf um Platz vier. „Das ist sehr bitter, weil wir viel investiert haben“, sagte Breitenreiter resignierend. „Das Ding müssen wir nach Hause bringen“, jammerte Huntelaar.
Am letzten Spieltag geht es für den Tabellen-Siebten in Hoffenheim nur noch darum, eines der punkgleichen und direkt aufeinander treffenden Teams aus Mainz (Platz 5) und Berlin (6) zu verdrängen. Damit wäre zumindest der direkte Einzug in die Europa League garantiert. Andernfalls müssten die Knappen sogar durch eine Qualifikationsrunde (28. Juli/4. August), was die Saisonvorbereitung erheblich erschwert.
So oder so steht Schalke vor einem Umbruch und der neue Manager Christian Heidel vor einer Herkulesaufgabe. Alternativen zu Weinzierl sollen Villarreals Coach Marcelino und Lucien Favre sein. Aufsichtsratschef Clemens Tönnies muss auf der Jahreshauptversammlung am 26. Juni sogar um seine Wiederwahl fürchten.
Bei der Verabschiedung von Joel Matip, dessen Wunsch nach einem Happy End vor dem Wechsel nach Liverpool unerfüllt blieb, sowie Marco Höger (nach Köln) und Sportvorstand Horst Heldt wurde Tönnies von den Fans gnadenlos ausgepfiffen.
Heldt gab „mit schlotternden Knien“ zu, dass ihm der Abschied nach sechs Jahren schwer fällt. Der „nahtlose Übergang“ sei in Gesprächen mit Heidel und Tönnies aber geregelt. „Der Verein ist mal wieder in einer schwierigen Situation“, resümierte Heldt und richtete einen letzten Appell an den Club mit dem notorisch nervösen Umfeld: „Der Verein braucht Ruhe, um die nächsten Schritte zu machen. Da, wo Ruhe ist, ist auch Erfolg. Wo weniger Ruhe ist, ist weniger Erfolg.“
Breitenreiter und dem Team stellte Heldt kein gutes Abschlusszeugnis aus. „Wir hätten das Potenzial gehabt, um Platz drei oder vier zu spielen. Aber die Tabelle lügt nicht. Wenn es am 33. Spieltag keine Chance mehr auf Platz vier gibt, haben wir die Champions-League-Qualifikation auch nicht verdient.“
Zumindest die entgangenen Königsklassen-Millionen kann Schalke besser verschmerzen. Stolz verkündete Tönnies die Vertragsverlängerung mit Hauptsponsor Gazprom bis 2022. Der ab 2017 gültige neue Fünfjahresvertrag soll bis zu 150 Millionen Euro in die Kasse spülen.