Ein Punkt fehlt noch: Frankfurt vor spektakulärer Rettung
Frankfurt/Main (dpa) - Der Präsident von Eintracht Frankfurt ist für seine flotten Sprüche bekannt. Der 1:0 (1:0)-Sieg gegen Borussia Dortmund und die Aussicht auf eine kaum noch für möglich gehaltene sportliche Rettung waren für Peter Fischer eine gute Gelegenheit, mal wieder einen rauszuhauen.
„So etwas gibt es nur in Frankfurt“, sagte er. Und fügte mit Blick auf das noch ausstehende Abstiegskampf-Endspiel bei Werder Bremen hinzu: „Wenn man die letzten drei Spiele gesehen hat, dann kann man davon ausgehen, dass sich die Bundesliga am nächsten Samstag um 17.20 Uhr darauf freuen kann, die geilste Mannschaft ein weiteres Jahr in der ersten Klasse zu haben.“
Nach dem dritten Frankfurter Sieg in Folge traf Fischers verbale Breitbeinigkeit genau den Nerv der meisten Fans und Spieler. Nach dem Schlusspfiff fielen sich die Eintracht-Profis jubelnd in die Arme, als sei der Nicht-Abstieg bereits geschafft. Auch auf den Tribünen wurde lautstark gesungen: „Nie mehr Zweite Liga!“
Noch sind die Frankfurter aber nicht durch. Sie fahren jetzt als Tabellen-15. zum 16. nach Bremen. Ein Unentschieden würde dort schon reichen, um nicht einmal mehr in die Relegation zu müssen. Aber auch der direkte Abstieg ist theoretisch noch möglich. Dann nämlich, wenn die Eintracht so klar verlieren und der VfB Stuttgart in Wolfsburg so deutlich gewinnen sollte, dass der Vorsprung von drei Punkten und sechs Toren auf den Tabellenvorletzten doch noch schmilzt.
Es waren die beiden wichtigsten Männer der vergangenen Wochen, die die Frankfurter noch einmal an dieses Szenario erinnerten. Eine Woche nach seinem Siegtreffer in Darmstadt erzielte Stefan Aigner auch gegen Dortmund das entscheidende Tor (14. Minute). Hinterher sagte er bei „Sky“: „Ich hoffe, dass es für die Mannschaft und den Verein jetzt ein Happy End gibt. Aber noch ist nichts geschafft.“
Auch Trainer Niko Kovac meinte etwas martialisch: „Wir sind auf einem guten Weg, aber die letzte Schlacht muss noch geschlagen werden.“ Es liegt jetzt in erster Linie an ihm, einer euphorisierten Mannschaft klarzumachen, dass sie noch nichts Entscheidendes erreicht hat. „Wir werden schon dafür sorgen, dass jetzt niemand abhebt“, sagte der 44-Jährige. „Diese Jungs haben Charakter und glauben an sich.“
Eine ungleich schwierigere Aufgabe hat Kovac schon längst gemeistert: Ein sportlich am Boden liegendes Team in nur wenigen Wochen zu reanimieren. Wie das denn möglich gewesen sei, wurde am Samstag jeder gefragt. Und die einfachste Antwort darauf gab Lukas Hradecky. „Seit der Niederlage in Leverkusen haben wir an jedem Mittwoch einen Mannschaftsabend organisiert. Seitdem läuft's“, sagte der Torwart.
Sollte sich die Eintracht tatsächlich retten, wäre das aber noch mehr Kovac' Verdienst. Er hat diese Mannschaft dazu gebracht, konsequenter zu verteidigen, geschlossener aufzutreten und vor allem: mehr zu laufen. Noch unter seinem Vorgänger Armin Veh waren die Frankfurter das statistisch lauffaulste Team der gesamten Liga.
Am Samstagabend saß der Deutsch-Kroate im „Sportstudio“ des ZDF und beschrieb ein Gespräch mit seinem früheren Trainer Christoph Daum. Der ist so etwas wie ein Lehrmeister für Kovac, scheiterte aber vor fünf Jahren in einer ganz ähnlichen Situation und stieg mit der Eintracht ab. „Er sagte mir: 'Vielleicht habe ich damals zu viel auf einmal gewollt'“, erzählte Kovac. „Also war mir wichtig, die Basics aufzupolieren und ansonsten nicht an zu vielen Stellschrauben zu drehen. Man darf die Mannschaft auch nicht überfordern.“
Bislang ist ihm das sehr gut gelungen. Und vielleicht bekommen die Eintracht und ihr Trainer genau rechtzeitig zum Spiel in Bremen noch eine prominente Verstärkung hinzu. Torjäger Alexander Meier soll am Dienstag zum ersten Mal nach seiner langen Verletzungspause wieder mit der Mannschaft trainieren. Das bestätigte Kovac im „Sportstudio“.