Bundesliga: Top-Trio patzt, Bayer erster Verfolger

Düsseldorf (dpa) - Das Spitzen-Trio mit Dortmund, Hannover und Mainz patzt - doch Krisenstimmung herrscht nach dem 19. Bundesliga- Spieltag vor allem bei den siegreichen Teams.

Beim Hamburger SV wird der 1:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt weiter von der Endlosdebatte über das gescheitere Engagement von Matthias Sammer überschattet. Bei Rekordmeister Bayern München ist der Betriebsfrieden durch neuerliche Kritik von Präsident Uli Hoeneß an Trainer Louis van Gaal gestört. Der 1. Köln sorgt trotz der Podolski-Gala beim 3:0 gegen Krisenclub Werder Bremen durch interne Grabenkämpfe für Negativ-Schlagzeilen.

Bei Werder ist die Alarmstimmung allein der sportlichen Talfahrt geschuldet. „Es geht nur noch um den Abstieg. Hier verstecken sich alle“, schimpfte Torhüter Tim Wiese nach dem Debakel in Köln. Clubchef Klaus Allofs war entsetzt: „Das war grausam. Wenn wir weiter so spielen, gibt es keine Mannschaft in der Liga, gegen die wir gewinnen können.“ Der einstige Vorzeigeclub ist schwer angeschlagen, der Absturz auf Rang 14 bereitet große Sorgen.

Köln feierte den in Galaform auftrumpfenden zweifachen Torschützen Lukas Podolski. „Man merkt, da wächst etwas zusammen“, befand der neue Kapitän, warnte aber vor Euphorie: „Wir dürfen jetzt nicht denken, dass wir da unten schon raus sind.“ Hinter den Kulissen brodelt es weiter. Präsident Wolfgang Overath fürchtet, dass die Attacken der Fan-Initiative „fc-reloaded“ auch den sportlichen Aufwärtstrend torpedieren könnten. „Im schlimmsten Fall wird sich die Unruhe auch auf die Mannschaft auswirken.“

Nach dem überraschenden Punktverlust von Spitzenreiter Dortmund beim 1:1 gegen den Tabellen-Vorletzten VfB Stuttgart und den 0:1- Niederlagen von Hannover gegen Schalke 04 sowie Mainz gegen den VfL Wolfsburg bejubelte Bayern-Sportdirektor Christian Nerlinger einen „optimalen Spieltag“. 5:1 gegen Kaiserslautern, mitreißendes Startelf-Comeback von Arjen Robben, drei Tore von Mario Gomez - doch vollmundige Kampfansagen verkniffen sich die Münchner angesichts des noch immer großen 14-Punkte-Rückstandes auf den BVB.

„Wir müssen aufhören, über die Meisterschaft zu reden. Das sage ich auch, wenn die Dortmunder noch zweimal verlieren“, betonte Robben. „Da ist immer Hoffnung. Wir sind auf dem richtigen Weg“, meinte dagegen Trainer van Gaal, der die von Präsident Hoeneß in einem „SZ“-Interview geäußerte Kritik mürrisch konterte. „Er ist die Ikone - und ich kann dieser Ikone nicht widersprechen.“

Neben den Bayern nutzten auch die Leverkusener die Gunst der Stunde. Dank eines 3:1 (2:0) über Schlusslicht Mönchengladbach rückte Bayer auf Rang zwei vor und verkürzte den Abstand zum Spitzenreiter BVB auf elf Punkte. Michal Kadlec (37.) und Gonzalo Castro (45./73.) stellten den Sieg sicher. Neben den Torschützen stand Michael Ballack im Blickpunkt: Nach gut viermonatiger Verletzungspause feierte der einstige Nationalmannschafts-Leitwolf in der 2. Halbzeit sein Bundesliga-Comeback.

Während in München der Streit zwischen van Gaal und Hoeneß schwelt, steht der HSV nach dem „Sammer“-Theater unter Schock. Selbst das 1:0 gegen die Frankfurter spendete keinen Trost. Der Club steht nach der Blamage mit Sammers-Absage vor einem Scherbenhaufen. Am Sonntag ging Sportchef Bastian Reinhardt zum Angriff über und forderte mehr Rückendeckung: „Jetzt bin ich der alte und neue Sportchef und werde den Posten so ausüben, wie ich es für richtig halte“, betonte Reinhardt.

Beim BVB gab es nach dem späten Ausgleich von VfB-Stürmer Pawel Pogrebnjak zwar lange Gesichter, doch Trainer Jürgen Klopp hat den Glauben an sein Team nicht verloren: „Das war ein kleiner Hieb. Aber wer sich von so etwas aus der Bahn werfen lässt, der war nie richtig drin.“ Immerhin erging es den Verfolgern aus Hannover und Mainz noch schlechter. 96-Coach Mirko Slomka, der die Clubführung im Vertragspoker weiter hinhält, war nach der Schlappe gegen seinen Ex- Club Schalke angefressen.

Weiter auf seinen ersten Sieg als Cheftrainer von 1999 Hoffenheim muss Marco Pezzaiuoli warten. Das Team des Rangnick-Nachfolgers kam nicht über ein 2:2 (1:0) gegen St. Pauli hinaus. Bis kurz vor Schluss drohte sogar die zweite Niederlage in Serie: Doch David Alaba (90.) glich die Führung der Gäste durch Max Kruse (51.) und Gerald Asamoah (81.) aus. Damit rutschte der Aufsteiger aus Hamburg erstmals in dieser Saison als Tabellen-16. in die Abstiegszone.