BVB verliert drei Punkte und Subotic - „Scheißtag“
Wolfsburg (dpa) - Jürgen Klopps Sprint zum Schiedsrichter ließ das Schlimmste befürchten. Wie wild rannte der BVB-Trainer nach dem Abpfiff quer über den Rasen, direkt auf Jochen Drees zu. „Ich wollte die Spieler, die naturgemäß aufgebracht waren, wegholen“, berichtete Klopp.
Die turbulente Endphase bei der 1:2-Niederlage in Wolfsburg hatte so einige Akteure in Wallung gebracht. „Dann wollte ich dem Schiedsrichter nur die Hand geben, das hat ihn wohl erschreckt.“
Es gab also keine der emotionalen Eskalationen, für die Klopp berühmt bis berüchtigt ist. „Ich war relativ ruhig“, versicherte der Trainer des Vizemeisters nach der zweiten Borussen-Niederlage innerhalb von vier Tagen: Dem 0:1 gegen Arsenal in der Champions League folgte die Enttäuschung in der Bundesliga, die den Abstand vor dem direkten Duell mit dem Tabellenführer Bayern München in 14 Tagen auf vier Punkte vergrößert.
Klopp wurde mit jedem Satz, den er sprach, ruhiger. Am Ende wirkte er fast geschockt. Weniger die Niederlage als vielmehr der Verlust von Neven Subotic sorgte für gedämpfte Stimmung. Der Abwehrspieler hat sich, wie die Diagnose am späten Abend ergab, das Kreuzband und Innenband im rechten Knie gerissen. Er wird in dieser Saison nicht mehr spielen. „Das ist für uns eine schreckliche Nachricht“, sagte der Coach. „Es ist im Prinzip alles kaputt, was da kaputt sein konnte“, erklärte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im TV-Sender Sport 1 und schloss den Einkauf eines weiteren Innenverteidigers in der Winterpause nicht aus.
Der sonst so emotionale Fußball-Lehrer meinte eine knappe Stunde nach der Niederlage, er sei sich „nicht so sicher, ob man das sagen soll, was man denkt“. Also äußerte Klopp sich nicht weiter zum Schiedsrichter, der aus Sicht der Borussen in der Schlussphase bei zwei umstrittenen Situationen mit Robert Lewandowski und Ricardo Rodriguez Strafstoß hätte pfeifen sollen. Die ungewöhnliche Dortmunder Logik verbalisierte Klopp: „Wenn zwei so knappe Szenen sind, kann man eine geben.“
Tatsächlich hätten sich die Wolfsburger nicht beschweren dürfen, wenn es Strafstoß gegeben hätte. Auch wenn Rodriguez versicherte, „dass das keine Elfmeter waren“. So blieb es nach der Führung durch Marco Reus (45.+2) sowie den VfL-Treffern von Rodriguez (56.) und Ivica Olic (69.) beim vierten Wolfsburger Sieg in Serie.
Ähnlich geknickt wie Klopp waren auch die anderen Dortmunder. „Das ist ein kleiner Rückschlag“, kommentierte Clubchef Hans-Joachim Watzke und fügte im deftigen Ruhrpott-Deutsch an: „Heute fühlt es sich erstmal scheiße an.“ Fast wortgleich sagte Sportdirektor Michael Zorc: „Es ist ein Scheißtag.“ Die Niederlage „tut weh“, gab Zorc zu: „Und dann kommt die Verletzung von Neven noch dazu.“
Nach dem ersten Ärger über die vermeintlichen Fehler des Schiedsrichters suchten auch die Spieler die Schuld vor allem bei sich selber. „Wir haben sie eingeladen und zu viele Freistöße zugelassen“, fasste Roman Weidenfeller zusammen, der einen Tag nach seiner erstmaligen Nominierung für die Nationalmannschaft enttäuscht war. „Das erfüllt mich mit Stolz, dass ich dabei sein darf“, sagte der Keeper: „Aber wir haben heute ein Spiel verloren, das ist bedeutender.“
Vor dem Duell gegen die Bayern in zwei Wochen lobte Watzke zu Recht auch den Gegner. „Wolfsburg ist eine Mannschaft, die in dieser Saison um die Champions-League-Plätze mitspielt, da kannst du nicht glauben, dass du das locker runterspielst“, sagte der BVB-Boss. Tatsächlich zeigte der VfL sein bisher bestes Saisonspiel und erspielte sich schon in der ersten Halbzeit drei Torchancen, ehe er den überraschenden Rückstand nach der Pause umdrehte.