Hertha bleibt bescheiden: Keine Zielkorrektur
Sinsheim (dpa) - Jos Luhukay plauderte gut gelaunt über den ersten Saison-Auswärtssieg von Hertha BSC, als sich seine Miene urplötzlich verfinsterte. Nach dem starken Auftritt beim 3:2 bei 1899 Hoffenheim wurde der Trainer des Aufsteigers mit der Frage nach möglichen Europa-Ambitionen konfrontiert.
„Wir spielen teilweise guten Fußball und haben uns heute endlich auch dafür belohnt. Aber wir sind nüchtern, wir sind realistisch. Wir wollen unser Ziel überhaupt nicht korrigieren“, belehrte Luhukay.
Dabei bereitet dem Aufsteiger der Blick auf die Tabelle derzeit größtes Vergnügen. Rang sieben mit 18 Punkten und Kontakt zu den internationalen Startplätzen sind Beleg eines geglückten Saisonstarts. Doch in Berlin hat man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und will weiter beharrlich die Politik der kleinen Schritte verfolgen.
„Wir freuen uns, dass wir die erste Liga sehr gut angenommen haben. Wir versuchen weiter unseren Weg zu gehen. Das nächste Spiel ist immer das Wichtigste. Das werden wir so beibehalten“, versicherte Luhukay. In Hoffenheim beeindruckte sein Team mit einer spielerischen und taktischen Reife, die den niederländischen Fußball-Lehrer zu einem Lobgesang animierte. „Ich freue mich riesig und bin total angetan von meiner Mannschaft. Sie hat alles geboten, was ich von ihr erwarte. Wir waren zielstrebig und haben nicht nur erfolgreich, sondern auch richtig gut gespielt“, resümierte er zufrieden.
Nach der frühen Führung durch Änis Ben-Hatira in der 13. Minute avancierte Adrian Ramos mit einem Doppelpack zum Matchwinner. Zunächst nahm der Kolumbianer in der 54. Minute ein Elfmeter-Geschenk von Schiedsrichter Deniz Aytekin dankend an, dann konterte er den Doppelschlag von Sejad Salihovic (70./Foulelfmeter, 81.) und versetzte den Hausherren sechs Minuten vor Ultimo den K.o.
„Natürlich freue ich mich für Adrian, dass er das entscheidende Tor erzielt hat. Er hat Qualität, da gehört sein Kopfballspiel dazu. Das war perfekt gemacht“, lobte Luhukay. Vor 25 078 Zuschauern eroberte die Hertha die drei Punkte im Hurra-Stil, für den ansonsten eigentlich Hoffenheim zuständig ist. Die Hausherren fanden erst spät ihren Rhythmus, scheiterten in der entscheidenden Phase aber immer wieder am starken Hertha-Keeper Thomas Kraft.
„Er hat heute bestätigt, dass er ein guter Torhüter ist. In der zweiten Halbzeit hatte er ein paar entscheidende Momente. Und das trotz einer Verletzung. Zur Pause war es fraglich, ob er weitermachen kann. Er hat sich durchgebissen“, sagte Luhukay. Der zuletzt viel kritisierte Kraft verließ die Stätte des Triumphs kommentarlos.
Redebedarf gab es dagegen für TSG-Trainer Markus Gisdol, der sich vor allem über das dritte Gegentor maßlos ärgerte. „Da musst du den Gegner wegmachen, der darf da nicht herankommen. Solche einfachen Gegentore tun einfach weh, weil wir uns um den Lohn unserer Arbeit bringen““, kritisierte er. Doppeltorschütze Salihovic, der einst für die Hertha kickte, wurde noch drastischer: „Das ist Scheiße. Es kotzt mich an, dass wir die Punkte immer wieder verlieren. Die können am Ende fehlen.“