Son bringt Leverkusen Gänsehaut und viel Spaß
Leverkusen (dpa) - Heung-Min Son musste nicht lange überlegen. „Drei Tore in einem Spiel sind mir noch nie gelungen. Das war eine echte Premiere, die ganz viel Spaß gemacht hat“, sagte der Flügelstürmer von Bayer Leverkusen.
Die Ovationen nach dem 5:3 (2:1)-Erfolg des Fußball-Bundesligisten über den Hamburger SV, den Son mit einem Dreierpack eingeleitet hatte, genoss er in vollen Zügen. „Pure Gänsehaut“, habe er gespürt, als ihn die Bayer-Fans bei seiner Auswechselung in der 90. Minute mit Sprechchören gefeiert hatten: „Auch das habe ich noch nie zuvor in meiner Karriere erlebt.“
Das Schützenfest am Samstag vor 30 077 Zuschauern in der Leverkusener BayArena schrieb viele Geschichten. Die muntere Gemütsverfassung von Son und dessen spitzbübisches Dauerlächeln blieben aber besonderes in Erinnerung.
Eine Woche nach der 0:1-Pleite in Braunschweig schoss er die Werkself mit seinen Treffern (9. Minute/16./55.) im Kampf um die Top-Platzierungen zurück auf Augenhöhe mit dem Tabellenzweiten Borussia Dortmund. Stefan Kießling (72.) und Gonzalo Castro (89.) waren zudem für die Hausherren erfolgreich. Für den HSV trafen Maximilian Beister (23.) und der erstaunliche Neuzugang Pierre-Michel Lasogga (49./74.).
Son beendete scheinbar mit Leichtigkeit seine Formkrise. Für rund zehn Millionen Euro war er im vergangenen Sommer vom Hamburger SV nach Leverkusen gewechselt. Einem fulminanten Auftakt mit einem Treffer beim 3:1 am ersten Spieltag gegen Freiburg ließ er aber einige mittelmäßige Vorstellungen folgen und fand sich zuletzt sogar auf der Reservebank wieder. „Ich hatte mir in der Vergangenheit selber zu viel Druck gemacht und bin jetzt bewusst locker geblieben“, erklärte Son. Sein Erfolgsrezept, den Schalter umzulegen, verriet er auch: „Ich bin mit einem Lächeln auf den Platz gegangen und wollte viel Spaß haben. Das hat ganz gut geklappt.“
Wenn doch nur alles so einfach wäre. Bayer-Trainer Sami Hyypiä freute sich zwar über den Sieg des Tabellendritten, ärgerte sich aber noch mehr über die Defensivfehler seiner Mannschaft, die trotz 2:0- und 4:2-Führung lange zittern musste. „Das war unnötig, wir hätten ganz viele Situationen viel besser spielen müssen“, schimpfte Hyypiä. Vom Potenzial seines Flügelstürmers sei der Finne aber jederzeit überzeugt gewesen. Kurz habe er vor dem Match mit Son gesprochen: „Ich habe ihm gesagt dass er an sich glauben und sich keinen Druck machen soll. Jetzt hat Son wieder gezeigt, dass er ein guter Spieler ist.“
Son, der bereits zu seiner Nationalmannschaft nach Südkorea aufbrach, äußerte derweil ein bisschen Mitleid mit seinem früheren Club: „Ich fühle mich als Hamburger Junge, der HSV war für mich immer wie eine Familie.“ Auch wenn es ihm nicht anzusehen war, sei er „etwas traurig, dass mir mein Dreierpack ausgerechnet gegen Hamburg gelungen ist“.
Derlei Bekundungen wollten die Hanseaten nicht hören. Durch die zweite Pleite in Serie ist der vorherige Aufwärtstrend gestoppt und die Abstiegszone immer noch bedrohlich nahe. „Wir haben eine junge Mannschaft, die Erfahrungen sammeln muss. Dazu gehören leider auch Fehler, die Punkte kosten“, analysierte HSV-Trainer Bert van Marwijk. In fußballerischer Hinsicht sah der Niederländer sein Team über weite Strecken als gleichwertig: „Aber dann waren wir unkonzentriert und haben verdient verloren.“