Torschütze Boateng bestätigt Führungsrolle auf Schalke
Gelsenkirchen (dpa) - Boateng gut, alles gut: Wenn der 26 Jahre alte Mittelfeldstar Kevin-Prince Boateng einen Sahne-Tag erwischt, spielt auch der FC Schalke 04 erfolgreich.
Gleichwohl stellte sich der erst nach dem Wechsel auftrumpfende Matchwinner nach dem 3:1 (0:1)-Kraftakt gegen Werder Bremen nicht in den Vordergrund, sondern hob die Teamleistung hervor: „Bei so überragenden Flanken muss man ja fast nur noch den Kopf hinhalten. Das habe ich getan und der Ball ist zweimal ins Tor geflogen. Deswegen sehe ich mich auch nicht als Mann des Spiels“, sagte Boateng nach seinem ersten Kopfball-Doppelpack in der Fußball-Bundesliga. „Der Matchwinner ist die gesamte Mannschaft.“
Nach Werders Führung durch das Bundesliga-Premierentor von Felix Kroos (22.) bog Boateng die Partie nach jeweils glänzenden Flanken von Julian Draxler (64.) und Christian Fuchs (85.) um. Und in der Nachspielzeit setzte Rückkehrer Jefferson Farfán mit dem dritten Tor den Schlusspunkt unter eine Partie, die lange offen war. „In der zweiten Halbzeit haben wir überragend gearbeitet und zum Glück unsere Chancen genutzt“, betonte Boateng, der alle Diskussionen um sein Problemknie vorerst beendete: „Ich fühle mich sehr, sehr gut.“
Trainer Jens Keller war nicht nur erleichtert, sondern auch „wahnsinnig stolz auf die Jungs“. Die hatten sich im ersten Durchgang zunächst die Müdigkeit und den Reisestress vom 0:3 beim FC Chelsea aus den Knochen schütteln müssen. Bis zur Pause war Bremen die bessere Mannschaft, verteidigte aggressiv und geschickt, brach später aber ein. „Nach solch einer kräftezehrenden Woche hat die Mannschaft den absoluten Willen gezeigt, das Spiel noch zu drehen“, lobte Keller die Moral seiner Truppe, die spielerisch erneut nicht überzeugte.
Immerhin: Schalkes Coach konnte sich am Ende über seine gelungenen Wechsel und taktischen Umstellungen freuen. Den schwachen Roman Neustädter nahm er zur Halbzeit raus, brachte Fuchs, der später das 2:1 vorbereitete. Auch die Rückkehr von Farfán, der nach sechs Wochen Verletzungspause (Muskelfaserriss) nur einmal mit dem Team trainiert hatte, erwies sich als Glücksgriff. Boateng rückte für Adam Szalai in der Schlussviertelstunde dann in die Spitze. „Adam hatte wenig Aktionen. Deshalb haben wir ihn rausgenommen und Kevin ganz nach vorn beordert. Das war keine schlechte Entscheidung“, lobte sich Keller.
„Bitter“ fand es dagegen Bremens Trainer Robin Dutt, trotz eines guten Auswärtsspiels mit leeren Händen dazustehen. „Wir hätten mit einem 2:0 den Sack zumachen können. Allerdings muss man auch sagen, dass Schalke vor allem über die Außen in der zweiten Hälfte viel Druck gemacht hat. Auch vor der Halbzeit hatten wir schon das eine oder andere Mal etwas Glück.“ Sport-Geschäftsführer Thomas Eichin stellte fest, „dass wir auch gegen so eine Mannschaft mithalten können“. Torhüter Sebastian Mielitz, der einige Torchancen zunichtemachte, reicht das aber unter dem Strich nicht: „Wir müssen es auch mal schaffen, gegen solch einen Gegner was Zählbares mitzunehmen.“
Dass Boateng nicht nur auf dem Rasen Schalkes Leader ist, dokumentierte er durch einen Dialog mit einem kritischen Fan zur Pause. „Wir sind alle jung und können Fehler machen. Ich habe ihm gesagt, er soll den Mund halten und uns anfeuern“, erläuterte Boateng im TV-Interview bei Sky. Nach dem Schlusspfiff war die Schalke-Welt wieder in Ordnung, weil der Revierclub den angestrebten vierten Tabellen-Platz nicht aus dem Auge verloren hat. „Wir klettern langsam wieder in Regionen, in denen wir uns sehen“, sagte Kapitän Benedikt Höwedes zufrieden.