Dauerthema Hummels: „Fühle mich falsch bewertet“
Dortmund (dpa) - Thomas Tuchel wirkte nicht verärgert, sondern eher amüsiert. Beflügelt vom hart erkämpften 4:1 (2:1) über den VfB Stuttgart konnten ihm diesmal selbst die nervigen Dauerfragen nach Mats Hummels nicht die Laune verderben.
Spekulationen, er habe dem Fußball-Weltmeister weitere Medienschelte ersparen wollen und ihn deshalb erst in der 80. Minute eingewechselt, quittierte der BVB-Coach mit einem müden Lächeln. „Wir haben uns wirklich überlegt, machen wir das jetzt, weil die Leute dann interpretieren, wir würden ihn aus der Schusslinie nehmen. Deshalb wären wir beinahe von dieser Entscheidung abgegangen, obwohl wir davon überzeugt waren.“
Die anhaltende Aufregung um den Dortmunder Abwehrchef erfordert von Tuchel ein hohes Maß an Sensibilität. Nach Absprache mit Hummels entschied er sich, dem zuvor in 23 von 24 Pflichtspielen eingesetzten Profi eine Pause zu gönnen. Wie vom Coach befürchtet, wurde diese Maßnahme in der Öffentlichkeit als Reaktion auf die jüngsten Patzer des Innenverteidigers gewertet. Tuchel sprach dagegen von einer gewöhnlichen Rotationsmaßnahme zur Entlastung des zuletzt stark geforderten Profis: „Eine gewisse Ermüdung war zu spüren. Deshalb war es gut, dass er mal von der Bank kommt.“
Es spricht für eine einvernehmliche Maßnahme, dass auch Hummels Gerüchte von einem gestörten Verhältnis zu Tuchel dementierte. „Wir haben wirklich überhaupt kein Problem miteinander. Wir können uns Dinge offen sagen, wir können uns konstruktiv austauschen, und das werden wir auch weiter machen“, sagte der Nationalspieler dem „Kicker“. „Er ist fachlich und inhaltlich definitiv einer der besten deutschen Trainer.“
Nach wochenlangem Schweigen ging Hummels in die verbale Offensive. Berichten, er habe aus Ärger über interne Meinungsverschiedenheiten gesagt, nicht „mit der Borussia verheiratet“ zu sein, trat er entschieden entgegen: „Diesen Satz habe ich im Leben noch nie benutzt. Und ich habe ganz ehrlich ein Problem damit, dass so etwas einfach erfunden wird und jeder vom anderen abschreibt. Es ist traurig, dass das heute so funktioniert und zur gefühlten Wahrheit wird.“
Hummels monierte fehlende Fairness bei der öffentlichen Bewertung seiner Leistungen. „Ich fühle mich definitiv falsch bewertet. Schlechte Sachen verkaufen sich einfach besser, als wenn man positiv berichtet. Wenn es die Möglichkeit gibt, kräftig draufzuhauen, wird diese Möglichkeit in meinem Fall gern wahrgenommen.“
Bei aller Verärgerung über die anhaltenden Schlagzeilen geht er jedoch ohne Vorbehalte in die anstehenden Verhandlungen über die Verlängerung seines bis 2017 datierten Vertrages. „Wenn mich wirklich die kritische Berichterstattung aus Dortmund vertreiben würde, hätte ich einen Dachschaden“, sagte Hummels.