VfL-Auswärtsmisere ein Mysterium - FC Augsburg lebt auf
Augsburg (dpa) - Auch für Trainer Dieter Hecking sind die zwei Gesichter des VfL Wolfsburg in der Fußball-Bundesliga ein Mysterium. Im eigenen Stadion ist der Pokalsieger und Vizemeister auch in dieser Saison wieder ein echtes Spitzenteam (sechs Siege, ein Remis, 19 Punkte).
Auswärts aber tritt das mit teuren Stars wie Fußball-Weltmeister André Schürrle gespickte Ensemble dagegen wie beim 0:0 beim dieses Jahr so heimschwachen FC Augsburg mit der Erfolgsquote eines Abstiegskandidaten auf: Sechs Punkte aus sieben Partien, nur ein Sieg.
„Es gibt Phasen, wo man so ein Phänomen hat“, bemerkte Hecking zu der erschreckenden Schieflage beim Tabellendritten. Er konnte spontan auch nur den Zustand beschreiben: „Wir entwickeln in dieser Saison einfach auswärts nicht den Elan wie zuhause.“ Der letzte Pass, die letzte zwingende Entscheidung im Strafraum, das fehle in der Fremde. Trotzdem fiel das Urteil des Trainers zumindest für die Partie gegen die griffigen, kampfstarken und dem Sieg näheren Augsburger erstaunlich milde aus: „Ich kann mit dem 0:0 gut leben.“
Ein Punkt sei besser als nichts, meinte auch Manager Klaus Allofs. Neben zwei Zählern verloren die Niedersachsen Dante wegen einer allerdings nicht berechtigten Gelb-Roten Karte (85. Minute). Der Abwehrspieler wird im kommenden Topspiel gegen den schon um sieben Punkte enteilten Tabellenzweiten Borussia Dortmund fehlen.
„Zuhause machen wir es gut“, sagte Allofs mit dem Blick auf die Heimstärke: „Auswärts kriegen wir das nicht so hin.“ Das war geschmeichelt: Ganze drei Treffer in fremden Stadien sind ein alarmierendes Armutszeugnis für eine Offensive, die mit Akteuren wie Bas Dost, Max Kruse oder Schürrle exklusiv besetzt ist. Auf Dauer wollen sich die VfL-Macher nicht mit kargen Nullnummern wie in Augsburg begnügen. „Wir wollen mehr“, erklärte Hecking.
Die Augsburger verbuchten das Unentschieden eindeutig auf der Gewinnseite. Nach dem 4:0 in Stuttgart verpassten Paul Verhaegh (43.) und Dominik Kohr (61.) zwar bei zwei Großchancen den verdienten Siegtreffer, aber eine Woche nach dem erlösenden 4:0 in Stuttgart konnte der Europa-League-Teilnehmer in seinem 150. Bundesligaspiel immerhin die Abstiegsplätze verlassen. „Wir haben zweimal zu Null gespielt. Es ist der richtige Ansatzpunkt im Abstiegskampf, dass du defensiv gut stehst. Wir sind auf dem richtigen Weg“, resümierte Trainer Markus Weinzierl hoffnungsfroh.
Die bedrohliche Tabellensituation habe sich „noch lange nicht beruhigt“, mahnte Stefan Reuter. Aber der FCA-Manager hatte wie die über 27 081 Zuschauer in den 90 Minuten wahrgenommen, dass das Augsburger Team wieder an frühere Erfolgstugenden anknüpft. „Die Mannschaft hat den defensiven Gedanken wieder drin“, hob Reuter hervor. Der Weltmeister von 1990 blickt dem Jahresendspurt mit neuem Selbstvertrauen entgegen. „Wir können absolut Paroli bieten. Wir können auf alle Fälle in jedem Spiel bis zur Winterpause punkten.“ Die Gegner heißen: Köln und Hamburg auswärts, Schalke daheim.