Bundesliga Die letzte Schicht der Alten Herren

Die Routiniers Clemens Fritz und Claudio Pizarro sorgen für Bremens 3:1-Erfolg auf Schalke

Schalkes Klaas-Jan Huntelaar liegt auf dem Boden.

Foto: Marius Becker

Gelsenkirchen. Nach dem Abpfiff waren die Ränge der Gelsenkirchener Arena fast schon geleert. Das 1:3 des FC Schalke 04 gegen das abstiegsgefährdete Werder Bremen hatte Spuren hinterlassen. Die älteren Herren aus der Hansestadt haben den Jungspunden vom Schalker Markt die Grenzen aufgezeigt. Der 35 Jahre alte Clemens Fritz und der 37 Jahre alte Claudio Pizarro spielten so engagiert und leidenschaftlich, als stünden sie am Anfang ihrer Karriere und stellten damit die Mannschaft von Trainer André Breitenreiter vor unlösbare Probleme. „Wir haben eine sehr engagierte und mutige Leistung gezeigt“, sagte Fritz und wollte von sich und seiner starken Leistung ablenken. Noch nie war er in seiner Karriere an drei Toren beteiligt. Es war für ihn ein magischer Abend.

Die Schalker vergaben derweil die große Chance, sich die Grundlage für eine erfolgreiche Rückrunde zu verschaffen. Aber viel schlimmer: Sie verfielen wieder in alte, unerfreuliche Muster. Als Joel Matip nach vier Minuten zum 1:0 mit dem Hinterkopf nach einem Eckball einköpfte, fast so, wie es einst Uwe Seeler bei der WM 1970 in Mexiko gegen England gelungen war, schien sich die Partie in die erwartete Richtung zu bewegen. Die Mannschaft spielte selbstbewusst weiter und erspielte sich mehrere Tormöglichkeiten. Allerdings ist das große Manko aus der Hinrunde noch immer nicht abgestellt. Die Torchancenverwertung bleibt geradezu katastrophal. Vor allem Klaas-Jan Huntelaar hatte weitere gute Möglichkeiten, blieb aber entweder an einem Bein eines Gegenspielers hängen oder er war bei einem Lupfer an die Bremer Querlatte nicht präzise genug. „Das war in der ersten Hälfte unser bestes Spiel der Saison. Unglaublich, wenn man dann das Endergebnis sieht“, sagte der Niederländer, der erneut unglücklich agierte.

Die lange Zeit völlig verunsicherten Hanseaten witterten plötzlich eine Chance, die sie nie hätten haben dürfen. Während die Schalker immer mehr nachließen und ihre Dominanz verloren, tastete sich die Mannschaft von Viktor Skripnik zunehmend in Richtung Schalker Strafraum. Und die Bremer waren wohl selbst überrascht, dass sie in der Folge so einfach zu Tormöglichkeiten kamen. Eine davon nutze Clemens Fritz nach 43 Minuten mit einem Distanzschuss zum Ausgleich. Es war das erstes Tor des Bremer Kapitäns seit 115 Bundesligapartien. Und wer jetzt glaubte, die Schalker hätten ihre Lehren gezogen, der sah sich getäuscht. Es waren erneut die Bremer, die für Aufregung sorgten. Vor allem der älteste Herr, Claudio Pizarro, hatte direkt nach Wiederbeginn die Führung auf dem Fuß, vergab aber. Allerdings sollte der Peruaner noch eine Möglichkeit bekommen. Nach millimetergenauer Flanke von Fritz brauchte er die Kugel nach 54 Minuten nur noch über die Torlinie zum 2:1 zu drücken. Danach herrschte wieder Konfusion und Panik bei den Schalkern, die anrannten, ohne ein Konzept erkennen zu lassen. Chancen gab es dennoch, aber Sané tat es Huntelaar gleich und vergab aus bester Position. Die Bremer waren an diesem Abend eiskalt, und wer sonst hätte das 3:1 durch Athony Ujah nach 89 Minuten vorbereiten sollen als Fritz, der vor dieser Partie in einen Jungbrunnen gefallen zu sein schien. Der Mittelfeldspieler, der zum Saisonende seine Karriere beendet, hatte einen der besten Tage seiner Karriere. „Wir werden versuchen, ihn zu überreden. Er soll noch lange weiterspielen“, sagte Pizarro. Dafür dürfte es aber wenig Chancen geben.