Bundesliga Köln hat Probleme nach Standards
Nach dem 1:3 gegen Stuttgart wollen die FC—Spieler gerne die Art ihrer Verteidigung ändern.
Köln. Am Ende hatte Kölns Trainer Peter Stöger eine Diskussion, die er spürbar nicht wollte. Aber nach dem 1:3 zum Rückrundenauftakt gegen den VfB Stuttgart und einer inzwischen katastrophalen Heimbilanz gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte hatten seine Spieler diese Diskussion selbst befeuert. „Vielleicht“, sagte Innenverteidiger Dominique Heintz in den Katakomben, müsse man dazu übergehen, bei Standards des Gegners Mann gegen Mann zu verteidigen — und eben nicht im Raum, wie es des Trainers Linie ist. „Es ist ja auch nichts Schlimmes, wenn man das mal anspricht, dafür sind wir Spieler ja da“, sagte Heintz, dem diese einfachen Gegentreffer gehörig auf die Nerven gingen.
Zum achten Mal hatte der FC eines der Gegentore per Kopfball des Gegners hinnehmen müssen, niemandem in der Liga passiert das öfter als Köln. Stuttgarts eifriger und klein gewachsener Stürmer Timo Werner köpfte ungedeckt und ohne abzuheben ein. Es war die 2:1-Führung des VfB, die der starke Kapitän Marco Gentner nachher nach herausragendem Zuspiel von Lukas Rupp auf 3:1 erhöhte — der Endstand.
Auch FC-Torwart Timo Horn gestand freimütig, dass es für ihn als Torwart leichter wäre, „den Ball noch abzuwehren, wenn die Jungs nah am Mann sind und den Gegner wenigstens noch ein bisschen stören“. Horn schloss: „Vielleicht sprechen wir ja mal darüber.“ Aber von jener Diskussion wollte Peter Stöger, der gerade seinen Vertrag im Rheinland bis 2020 verlängert hat, nichts hören. „Das Problem ist nicht die Deckung, das Problem ist, dass es keine Deckung war. Wenn er so frei steht, ist es egal, ob Du Mann- oder Raumdeckung spielst, weil es gar keine Deckung war.“ Entscheidend sei die Aggressivität.
Man darf davon ausgehen, dass in der Trainingswoche vor dem nächsten Kölner Auftritt in Wolfsburg die Dinge eine Rolle spielen.
Köln läuft im Karnevalstrikot auf - und stellt alles auf den Kopf
So blieb die Erkenntnis, dass Köln zwar die schlechtere Mannschaft gewesen war, das Spiel aber trotzdem „völlig unnötig verloren“ hatte, wie Horn meinte. Stöger machte zahlreiche individuelle Fehler für die Auftaktpleite verantwortlich. Dabei war ja eigentlich alles gerichtet: Das Publikum schunkelte sich locker in die Karnevalszeit hinein, die Prinzengarde spielte die FC-Hymne, das Trikot war wie schon in den vergangenen Jahren wieder ein neu aufgelegtes Karnevals-Jersey. Und weil das Kölner Motto in diesem Jahr lautet „Mer stelle alles op der Kopp“, war der Kölner Werbepartner auf dem Trikot auch noch: auf den Kopf gestellt.
Zu lachen hatten am Ende trotzdem nur die Gäste, Trainer Jürgen Kramny absolvierte sein fünftes Pflichtspiel in Serie ohne Niederlage — dieses Mal erstmals als Cheftrainer und nicht als Interimslösung. Erkennbar hat er dem VfB, der Köln im Hinspiel noch 1:3 unterlegen gewesen war, eine neue Basis verschafft. Und der starken Offensivabteilung ein Fundament gegeben, mitsamt mancher spieltaktischer Rhythmusveränderung. Vier Bundesligapartien, acht Punkte — das ist eine vielversprechende Zwischenbilanz für die Schwaben. Bei 18 Zählern ist die Gefahr der Zweitklassigkeit ein wenig kleiner geworden.
Anthony Modeste hatte den FC per Foulelfmeter in Führung gebracht (19.), VfB-Torjäger Daniel Didavi in der 36. Minute ausgeglichen, als der Kölner Pole Pavel Olkowski zuerst einen Fehlpass in die Füße von Filip Kostic gespielt hatte, um sich dann von demselben gnadenlos überlaufen zu lassen. Überhaupt ließ sich einiges an Olkowski an diesem Nachmittag festmachen: Bei zwei offensiven Gelegenheiten spielte Olkowski, dem Ex-Konkurrent Miso Brecko an Nürnberg verloren gegangen war, die Chancen schlampig zu Ende. Nach zwei erneuten Fehlpässen unmittelbar nach der Pause wechselte Trainer Stöger ihn aus: „Er hatte heute sicher nicht seinen besten Tag.“
Selbst nach dem 1:3 hätte der FC noch einen Punkt erringen können. verteidiger Dominik Maroh aber setzte einen Kopfball freistehend genau auf Torwart Tyton, Stürmer Anthony Modeste scheiterte ebenfalls am polnischen Torwart.
Dass bei den Gästen auch Weltmeister Kevin Großkreutz ein gutes Debüt absolvierte, machte die Sache rund: Der Winter-Neuzugang von Galatasaray Istanbul habe sich elf Monate nach seinem letzten Erstligaeinsatz „reingeschafft“, wie Kramny sagte. Stuttgart gelang so die Fortsetzung einer kuriosen Serie: In jetzt 19 Duellen zwischen FC und VfB gab es keinen Heimsieg mehr.