Ditmar Jakobs wird 60: Seine HSV-Karriere endete jähe
Hamburg (dpa) - Im Fußballerleben von Ditmar Jakobs vereinen sich Triumph und Tragik. 1983 stemmte er den Europapokal der Landesmeister in die Höhe, 1989 beendete ein furchtbarer Unfall seine Spielerkarriere.
Am Mittwoch wird Jakobs 60 Jahre alt - und blickt zufrieden zurück.
Ditmar Jakobs ist kein Fußball-Nostalgiker, aber seinen ersten Vertrag hat er aufgehoben. „Mensch, habe ich viel Geld damals verdient“, sagt der ehemalige Abwehrspieler des Hamburger SV, während er in dem Schriftstück blättert. Als er die Summe vorliest, wird klar, dass er das nicht ernst gemeint haben kann. 850 Mark pro Monat versprach ihm Rot-Weiß Oberhausen. Das Dokument ist auf den 23. Juni 1972 datiert. Jakobs war damals 18 Jahre alt und konnte wohl kaum erahnen, welch Karriere er vor sich hatte. Und wie sie jäh mit einem Karabinerhaken im Rücken enden sollte. Am Mittwoch wird Ditmar Jakobs 60 Jahre alt.
Als der HSV Anfang der 1980er-Jahre seinen Höhenflug erlebte, ordnete Jakobs die Abwehr. 1982 und 1983 wurde er mit dem Club deutscher Meister, 1983 Europapokalsieger der Landesmeister, vier Jahre später kam der Sieg im DFB-Pokal hinzu. Als Nationalspieler wurde der hagere Abwehrrecke 1986 Vizeweltmeister. „Es hat ganz gut geklappt“, sagt Jakobs über die Erfolge. Schon als Profi galt der Oberhausener als bodenständig und bescheiden. Das ist geblieben. Jakobs kommt auf 493 Bundesligaspiele. Trotz all der Erfolge sind die Bilder seines letzten Spiels vielen Fußballfans in unguter Erinnerungen geblieben.
Es war der 20. September 1989, der HSV spielte gegen Werder Bremen. Wynton Rufer überlupfte HSV-Torwart Golz. „Ich dachte: Das Ding kriegst du noch“, beschreibt Jakobs die Szene. Den Ball konnte er noch wegschlagen, selbst aber nicht mehr bremsen. Jakobs rutschte ins Tor. Dort bohrte sich ein Karabinerhaken, der das Netz mit dem Boden verband, in seinen Rücken. „Ich wollte raus, weil ich ja dachte, dass das Spiel weitergeht. Aber es ging nicht. Da habe ich nach hinten gefasst und gemerkt, was los war“, erzählt er.
Nach bangen Minuten schnitten Ärzte den Haken schließlich aus dem Rücken. Da Nervenbahnen verletzt wurden, konnte Jakobs nicht mehr ohne Schmerzen Fußball spielen. Er beendete mit 36 Jahren seine Karriere. Heute redet Jakobs nüchtern über diese Szene. Sie ist für ihn Teil seiner Laufbahn, mehr nicht. Das Positive überwiegt.
„Wir haben damals alles in Grund und Boden gelaufen. Manchmal wusste man gar nicht, wohin mit dem Ball, so viele Anspielstationen gab es“, sagt Jakobs mit Blick auf den Fußball unter den Trainern Branko Zebec und Ernst Happel. Um ihn vom MSV Duisburg loszueisen, legte der damalige HSV-Manager Günter Netzer mehr als eine Million Mark auf den Tisch - auf Anraten von Stürmer Horst Hrubesch. „Er hat mich wohl empfohlen“, erzählt Jakobs, den es ansonsten nach Köln verschlagen hätte.
Im Gegensatz zu einigen Weggefährten hält er sich in der aktuellen HSV-Krise mit Ratschlägen zurück. „Dass man mal im Kollektiv so zusammenbricht wie gegen Hoffenheim, das habe ich auch erlebt. Aber man muss natürlich schauen, ob man dann auch die Substanz hat, das wieder aufzufangen“, meint er. Wenn man sich mit Lob überschütten lasse, müsse man auch mit herber Kritik leben können.
Jakobs ist dreifacher Vater und vierfacher Großvater. In Norderstedt betreibt er eine Versicherungsagentur. Gerade mal drei Hausnummern weitergezogen ist er, seit er vor über 30 Jahren in den Norden kam. Es gehe ihm gut, sagt er. „Das Einzige, was ich den Spielern von heute neide, sind diese tollen Stadien“, meint Jakobs. Und das, obwohl heute mehr als 850 Mark pro Monat gezahlt werden.