Doppelpack-Wagner passt ins „Beuteschema“ der Lilien
Darmstadt (dpa) - Es ist noch nicht einmal zwei Monate her, da war es um Sandro Wagner richtig einsam. Ausgemustert und abgeschrieben stand der Stürmer bei Hertha BSC Berlin allein auf dem Fußballplatz, durfte nicht einmal mehr mit seinen Mannschaftskollegen trainieren.
Die Karriere des 1,94 Meter großen Stürmers war endgültig in der Sackgasse gestrandet. Doch dann kam der Anruf aus Darmstadt und Wagner musste nicht lange überlegen. Schließlich sind die „Lilien“ inzwischen quasi der Spezialverein für Profis wie ihn, denen der Stempel „gescheitert“ anhaftet.
„Sandro passte perfekt in unsere Beuteschema“, sagte Darmstadts Trainer Dirk Schuster am Dienstagabend nach dem 2:1 (1:1) gegen Werder Bremen, zu dem der Last-Minute-Neuzugang beide Treffer beigesteuert hatte.
Bereits in der Saison 2007/2008 hatte Wagner beim großen FC Bayern München seine ersten vier Kurzeinsätze in der Bundesliga, über Duisburg, Bremen und Kaiserslautern landete der gebürtige Münchner schließlich bei Hertha BSC. Doch nach dem Berliner Aufstieg ins Oberhaus blieb Wagner in den folgenden zwei Jahren erneut seine Tauglichkeit als Bundesliga-Topstürmer schuldig. Bei insgesamt 40 Einsätzen für die Hertha gelangen ihm lediglich zwei Treffer.
Sein letztes Erstliga-Tor datierte vom 13. April 2014, bis er am Dienstag gegen seinen Ex-Club Werder Bremen gleich doppelt zuschlug. „Es freut mich ungemein, dass Sandro seine starke Leistung mit den beiden Treffern und vor allem dem Siegtor gekrönt hat“, sagte Schuster.
Zunächst verwandelte Wagner einen Elfmeter und machte damit die Bremer Führung durch Aron Johannsson wett. Dann köpfte er sechs Minuten vor dem Ende aus kurzer Distanz ein und machte damit den ersten Erstliga-Heimsieg der „Lilien“ seit 33 Jahren perfekt. „Es freut sich jeder wie ein Schnitzel“, sagte Wagner, der den Vorzug vor Dominik Stroh-Engel erhalten hatte. „Natürlich bin ich froh, dass es auch persönlich so gut für mich geklappt hat. Aber wichtiger ist, dass wir die Punkte geholt haben“, sagte der Angreifer bescheiden.
Dass er zuvor 701 Minuten nicht getroffen hatte, beschäftigte den Matchwinner wenig. „Die ganzen Quoten, wo ich nur fünf Minuten gespielt habe, die interessieren mich nicht. Ich schaue nur auf meine Spiele, wo ich von Beginn an auf dem Platz stand.“ Dass dies in Darmstadt nun öfter der Fall sein wird, ist nach seiner starken Leistung gegen Bremen wahrscheinlich. Große Ansprüche will er aber nicht stellen. „Ich denke nicht an einen Stammplatz. Wichtig ist, dass wir drei Punkte mehr auf dem Konto haben und jeder sieht, dass er in der Liga mithalten kann“, sagte Wagner.