Dortmund lässt Bayern nicht entkommen - 3:1 in Augsburg
Augsburg (dpa) - Viel Kraft zum Jubeln hatten die müden Dortmunder nicht mehr. Nach dem Arbeitssieg beim FC Augsburg feierten die BVB-Profis vor der Tribüne kurz mit ihren Fans.
Trainer Thomas Tuchel hatte sich mit einem erleichterten Lächeln bei seinen Spielern per Handschlag bedankt. Durch das 3:1 (1:1) ließ Dortmund den FC Bayern im Titelkampf nicht entkommen. Das beste Rückrundenteam konnte sich in der Fußball-Bundesliga auch ohne seinen Toptorjäger Pierre-Emerick Aubameyang noch einmal aufraffen.
Dabei war den BVB-Profis der Kräfteverschleiß der vergangenen Wochen deutlich anzumerken. Der eingewechselte Gonzalo Castro (69.) und der im Spielverlauf immer stärkere Aubameyang-Ersatz Adrián Ramos (75.) erzielten die entscheidenden Tore für den Tabellenzweiten, der mit einem Rückstand von fünf Punkten auf den Spitzenreiter aus München in die zweiwöchige Länderspielpause geht.
„Man hat gemerkt, dass die Englischen Wochen Kraft gekostet haben. Wir haben aber verdient gewonnen“, sagte Castro. „Wir haben uns schwer getan, Konzentration reinzukriegen“, gestand BVB-Torwart Roman Bürki. Aber: „Wir sind alle ruhig geblieben. Niemand wurde nervös. Das war der Schlüssel zum Erfolg. Wir sind zurückgekommen und haben noch souverän gewonnen.“
Henrich Mchitarjan hatte den 2016 weiterhin unbesiegten BVB mit seinem zehnten Saisontor kurz vor dem Halbzeitpfiff zurück ins Spiel gebracht. Der lange kompakt verteidigende FCA war vor 30 660 Zuschauern durch das dritte Bundesligator von Winterzugang Alfred Finnbogason (16.) in Führung gegangen, verfehlte dann aber einen wertvollen Punktgewinn im Abstiegskampf. „Man braucht gegen Dortmund einen Sahnetag“, sagte Augsburgs Markus Feulner.
„Meine Empfehlung war, dass er sich die Zeit nehmen soll“, sagte Tuchel bei Sky über Aubameyang, der nach dem Tod seines Großvaters in sein Heimatland Gabun reiste. Wie viele Wechsel er insgesamt im Vergleich zum 2:1 bei Tottenham am Donnerstag seinem viel beanspruchten Team verordnete, hatte der BVB-Trainer im Interview kurz vor dem Spiel spontan gar nicht parat - es waren gleich sechs.
Sein Augsburger Kollege Markus Weinzierl musste Alexander Manninger im Tor für den grippekranken Marwin Hitz aufbieten. In seinem ersten Bundesliga-Spiel seit mehr als einem Jahr wurde Manninger zunächst nicht gefordert und war dann dreimal ohne Abwehrchance. Augsburg zog sich weit zurück. Dem BVB fehlte aber die nötige Laufbereitschaft. Schwarz-Gelb machte einen total erschöpften Eindruck - körperlich wie mental, konnte sich aber schließlich doch noch entscheidend steigern.
Augsburg war darauf aus, Lücken zu finden - und fand sie. Zunächst scheiterte Caiuby an Dortmunds Torwart Roman Bürki (7.). Wenige Minuten später agierte die ganze BVB-Defensive schlafmützig. Nach Hereingabe von Caiuby konnte Finnbogason hinter dem schlecht postierten Mats Hummels locker einschieben.
In der 32. Minute hatte Dortmund den ersten Hauch einer Chance, Ramos' Kopfball war aber zu harmlos. Augsburg musste nur massiv stehen. Einen Grund, die Taktik zu ändern, gab es nicht. Beim BVB war einzig Mchitarjan in der Lage, auf Tempofußball umzuschalten. Nach seiner Vorlage, scheiterte Marco Reus (41.) an Manniger. Kurz darauf erzielte der Armenier mit einem abgefälschten Schuss den Ausgleich. „Das war ein ungünstiger Zeitpunkt. Die Dortmunder haben uns laufen lassen“, sagte Feulner.
Tuchel brachte zur zweiten Halbzeit Castro für den müde wirkenden Reus - das sollte sich lohnen. Das Bemühen, den Sieg zu erzwingen, war dem BVB nicht abzusprechen. Ramos (60.) schoss zunächst vorbei. Kurz darauf legte er technisch gekonnt auf Torschütze Castro auf. Und dann traf der Kolumbianer auch noch selbst und machte damit den Dortmunder Arbeitssieg perfekt.