Dosts Startelf-Debüt: Vom Bankdrücker zum Matchwinner
Wolfsburg (dpa) - Fast eine Stunde lang erlebte Bas Dost einen unerfreulichen Nachmittag. Nach dem Spiel war der Niederländer dennoch ein viel gefragter Mann, denn er hatte in einem bis dahin schwachen Bundesligaspiel für die Wende gesorgt und durfte sich als Matchwinner feiern lassen.
„Wenn ich nicht treffe, dann ist alles scheiße“, formulierte der Mittelstürmer sein Dilemma mit deutlichen Worten. Doch mit einem herausgeholten Elfmeter und einem eigenen Treffer war der 24-Jährige der entscheidende Mann beim 3:0-Sieg des VfL Wolfsburg gegen Verfolger FSV Mainz 05.
„Das war schön“, fasste der fast schon abgeschriebene Angreifer die letzte halbe Stunde zusammen: „Ich fühle mich wohl.“ Vor dem Strafstoßtreffer von Ricardo Rodriguez in der 59. hatte er den Mainzer Innenverteidiger Stefan Bell zu einem Foul gezwungen. Sieben Minuten später traf der bisherige Bankdrücker bei seinem ersten Startelf-Einsatz im 20. Saisonspiel selber.
Der Wechsel von Trainer Dieter Hecking, der erstmals auf Dost in der Anfangsformation setzte und Ivica Olic zunächst auf der Bank ließ, ging spät auf. Der mit zwei Niederlagen ins neue Jahr gestartete VfL drehte dank des schlaksigen Mittelstürmers ein bis dahin eher unterdurchschnittliches Erstligaspiel, das durch den Treffer von Luiz Gustavo (75.) mindestens ein Tor zu hoch ausfiel.
„Ich fand, dass er schon in der ersten Halbzeit ein ordentliches Spiel gemacht hat“, sagte Hecking über Dost. Der VfL-Coach nahm seinen Mittelstürmer in Schutz: „Wenn kein Ball zu ihm hinkommt, wie soll er dann glänzen?“ Nur vier von 15 Zweikämpfen gewann Dost, trotzdem entschied er das Spiel - so ist das bei Mittelstürmern. „Natürlich ist das schwer, ich bin ein Spieler, der wenig Bälle hat“, kommentierte der zuletzt mit seiner Rolle unzufriedene Niederländer.
Lob bekam der Wolfsburger Angreifer auch vom Gegner. „Bas Dost hat das clever gemacht, und wir nicht so clever“, kommentierte 05-Verteidiger Bell die Szene, die zum Elfmeter führte. Es sei „ein klassisches Missverständnis“ zwischen ihm und Torhüter Loris Karius gewesen: „Jeder hat sich auf den anderen verlassen, jeder hat kurz gezuckt.“
Rodriguez, nach dem Abgang von Diego die neue Wolfsburger Nummer eins beim Elfmeter, nutzte die erste Chance des VfL. Erst nach diesem Führungstreffer wurden die Wolfsburger torgefährlich. „Es gab anfangs viele technische Fehler“, kommentierte Hecking die vielen Fehlpässe und Stoppfehler. Der Coach sah sich durch das zuvor schwache Spiel bestätigt: „Wenn man glaubt, dass wir weiter sind, muss man den Spiegel vorhalten. Jeder sieht, dass diese Mannschaft noch Zeit braucht.“ Die Wolfsburger sind als Sechster auf Europapokalkurs, aber noch lange nicht da, wo sie hinwollen.
„Es war wichtig, die drei Punkte zu holen“, sagte Luiz Gustavo, der schon in der sechsten Minute Gelb gesehen hatte, weil er Christoph Moritz mit hohem Bein am Kopf traf. Moritz wurde im Krankenhaus behandelt. „Er hat eine tiefe Wunde“, berichtete 05-Trainer Thomas Tuchel. „Es war nicht möglich, ihn in der Kabine zu nähen.“