Nürnberger Knieschäden zermürben Verbeek & Co.

Nürnberg (dpa) - Ihre heftigsten Nackenschläge kassierten Gertjan Verbeek und seine Nürnberger erst Stunden nach dem 0:2 gegen Bayern München.

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Die Nachricht von den langfristigen Ausfällen der beiden Leistungsträger Timothy Chandler und Daniel Ginczek zermürbte die fränkischen Abstiegskämpfer noch viel mehr als die fast eingeplante Niederlage im Duell mit dem Fußball-Triplesieger. Mit schweren Knieverletzungen werden sie im Abstiegskampf der Bundesliga lange fehlen, einzig Außenverteidiger Chandler könnte bei optimalem Heilungsverlauf im Endspurt Ende April noch mal eingreifen.

„Das ist katastrophal für den 1. FC Nürnberg“, klagte Coach Verbeek mit verbitterter Miene. Vor allem in der Defensive ist die personelle Lage enorm angespannt: Neben Chandler (Außenmeniskusriss im linken Knie) fehlen auch weiter wochenlang Innenverteidiger Emanuel Pogatetz (Außenbandanriss) und Stamm-Sechser Makoto Hasebe (Meniskusriss).

Immerhin besteht beim Schweden Per Nilsson die Hoffnung, dass er trotz seiner Kreuzbandzerrung kommenden Sonntag beim FC Augsburg ins Team zurückkehren kann. Für Stürmer Ginczek, gegen die Bayern ein ständiger Unruheherd in der Offensive, ist die Saison wegen eines Kreuzbandrisses im rechten Knie dafür definitiv beendet. „Fünf Spieler aus der Basismannschaft fehlen“, monierte Verbeek, „das ist zu viel an Qualität, das können wir nicht auffangen.“ Zudem fehlen im defensiven Mittelfeld zurzeit in Hanno Balitsch (Haarriss im Fuß) und Niklas Stark (Adduktorenbeschwerden) auch zwei Alternativen.

Die Unglücksprofis mussten mitten in der Startoffensive ausgetauscht werden und kamen sofort ins Krankenhaus. Ginczek knickte nach einem Laufduell mit Dante um und machte sich denkbar unglücklich das Knie kaputt. US-Profi Chandler blieb nach einer Grätsche im „katastrophal“ stumpfen Nürnberger Rasen (Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer) hängen und muss sogar um die Weltmeisterschaft in Brasilien bangen. Nationalcoach Jürgen Klinsmann reagierte besorgt: „Stay strong Timmy!! Sorry to hear about your injury!!“, twitterte der 49-Jährige nach dem bitteren Bulletin aus Europa.

Dass die Franken den Bayern vorher alles abverlangt und vor allem in der Anfangsphase „überragend gespielt“ (Verbeek) hatten, interessierte kaum noch. „Wir haben nicht nur drei Punkte, sondern auch zwei Spieler verloren. Das ist ein hoher Preis für so ein Derby“, erkannte der Coach. Zumal die Nürnberger nach ihrem viel beachteten Aufschwung zum Rückrundenauftakt und den ersten beiden Saisonsiegen gegen Hoffenheim (4:0) und in Berlin (3:1) erstmals wieder leer ausgingen und auf den Relegationsplatz abrutschten.

Lobende Worte der Bayern waren dem FCN immerhin sicher. Zeitweise drohten die Stargäste anfangs beinahe überrollt zu werden im fränkischen Angriffswirbel. „Ich habe sofort gemerkt, warum der FC Bayern hier in den letzten sechs Jahren nur einmal gewonnen hat“, bemerkte Gästetrainer Pep Guardiola. Sammer zeigte sich sogar sicher, „dass die Nürnberger so mit dem Abstieg nichts zu tun kriegen“. Wirklich freuen über die netten Gesten aus der Nachbarschaft konnte sich nach einem Tag voller Rückschläge aber kein Nürnberger mehr.