Eintracht-Krise dramatisch verschärft
Frankfurt/Main (dpa) — Mit fahlem Gesicht stand Armin Veh vor der Kamera. Nach der Pleite im Hessenderby gegen Darmstadt 98 konnte der enttäuschte Trainer von Eintracht Frankfurt nur eine Durchhalteparole in eigener Sache anbringen.
„Wenn ich eine Konsequenz ziehe, ist es die, dass ich weitermache“, sagte der Frankfurter Coach nach einer der „bittersten Niederlagen“ seiner Karriere in den Katakomben der Frankfurter Arena. Vor dem Fanblock hatten sich kurz zuvor seine Spieler eine ordentliche Portion Kritik der eigenen Fans für das 0:1 gegen den kleinen Nachbarn anhören müssen. Einige der Anhänger mussten von der Polizei zurückgedrängt werden. Die Emotionen drohten hochzukochen.
Sowohl Vorstandschef Heribert Bruchhagen als auch Vereinspräsident Peter Fischer bekannten sich zu Veh. „Das Einzige, was wir definitiv nicht haben, ist ein Trainerproblem“, sagte Fischer. Bruchhagen kündigte in Zusammenarbeit mit Veh die Verpflichtung neuer Spieler in der Winterpause an.
Für die glücklichen Darmstädter war die Frankfurter Krisenstimmung unerheblich. Sie feierten das nächste Kapitel ihres Fußball-Märchens. „Ein wahnsinnig schönes Erlebnis, dass ich mit so einem Spiel zurückkehren darf. Das ist super. Es war eine starke Teamleistung von uns. Wir haben ein bisschen auf die Verunsicherung der Frankfurter gebaut“, sagte Darmstadts früherer Eintracht-Profi Jan Rosenthal.
Kapitän Aytac Sulu beendete mit seinem Tor in der 30. Minute eine kleine Negativserie von fünf Spielen ohne Sieg. Gegen die Eintracht hatte Darmstadt bislang nur einmal vor 36 Jahren gewinnen können und liegt nun vier Zähler vor der SGE, die nach elf Spielen ohne Sieg nur noch einen Punkt vom Relegationsrang entfernt ist. „Wir haben alles versucht. Es hat nicht funktioniert. Je länger das Spiel gedauert hat, desto weniger wollten alle den Ball haben, das ist einfach enttäuschend“, sagte Bastian Oczipka.
Die Brisanz des Nachbarschaftstreffens war jederzeit spürbar. Beide Teams gingen physisch engagiert ans Werk. Erste Nickligkeiten ließen nicht lange auf sich warten. Stefan Aigner grätschte Darmstadts Fabian Holland (3.) weg, und die Gäste fielen nach Körperkontakten recht theatralisch. Es entwickelte sich das erwartete Spiel. Frankfurt - fußballerisch eigentlich mit dem besseren Personal - versuchte, Druck aufzubauen, schaffte das aber nicht. Darmstadt lauerte auf Konter und hatte mit dem unruhigen Spielgeschehen schon ein erstes Ziel erreicht.
Aigner (26.) köpfte in Rückenlage und ohne Druck über das Tor. Mit Wucht erzielte Sulu den Darmstädter Führungstreffer nach einer Freistoßflanke von Tobias Kempe. Carlos Zambrano war einfach stehen geblieben und hatte dem kopfballstarken Sulu für sein viertes Saisontor leichtes Spiel beschert.
Kurz darauf musste Frankfurts Verteidiger David Abraham verletzt raus. Für ihn kam Marco Russ und damit nach den unter der Woche noch angeschlagenen Marc Stendera, Stefan Reinartz und Slobodan Medojevic ein weiterer Akteur, der nicht bei 100 Prozent sein konnte. Alex Meier (gesperrt) und die verletzten Johannes Flum und Luc Castaignos fehlten ohnehin. Nächste Woche gegen Dortmund fehlen dann sicher Russ, Zambrano und Stendera, die alle ihre fünfte Gelbe Karte sahen.
Darmstadt hatte in Rosenthal und Marcel Heller ein Duo, das es dem Ex-Arbeitgeber nur zu gerne zeigen wollte. Und sie taten dies mit ihren Kollegen mit der in dieser Saison schon von manchem Gegner als maximal unattraktiv kritisieren Taktik. Frankfurt war naiv genug, sich reichlich Gezeter und Schubsereien anzuschließen.
Ein klarer Plan war im Frankfurter Spiel noch nicht zu erkennen, aber es gab immerhin Torchancen. Aigner scheiterte frei an Darmstadts Torwart Christian Mathenja (52.). Kurz darauf reagierte der Schlussmann aus kurzer Distanz prächtig bei einem von Russ abgefälschtem Ball. Nun machte die Eintracht deutlich mehr Druck, kam aber durch die Darmstädter Abwehr einfach nicht durch. Die größte Chance hatten sogar die Gäste. Heller (83.) kam aus wenigen Metern nicht an Lukas Hradecky im Eintracht-Tor vorbei.