Schalke 04 Schalker Ultras: Choreo mit königsblauem Kino

Gelsenkirchen. Die deutsche Fußball-Fanszene schwärmt von der Choreographie der Schalker Ultras: Vor dem Spiel gegen Hannover 96 (3:1) verwandelte Zigtausende Fans die Arena in ein Kino.

 Die Choreographie der Schalker Ultras am 4.12.2015.

Die Choreographie der Schalker Ultras am 4.12.2015.

Foto: UweSpeck

Auf dem Programm: Ein emotionaler Streifzug durch die Geschichte des FC Schalke 04. Wie lange daran gearbeitet wurde, was die Aktion kostete und was die Spieler dazu sagen.

Die Arena wurde abgedunkelt, das Dach geschlossen: Zwei Hochleistungsbeamer projizierten Filme auf eine gigantische Blockfahne, die wie ein alter Fernseher gestaltet war. Darauf wurde ein Film mit den Höhepunkten der Schalker Klubgeschichte projiziert — vier Kapitel, kommentiert von Werner Hansch, der Reporter-Legende aus dem Ruhrgebiet.

„Ein Mythos entsteht“ mit dem auf den Schultern der Zuschauern thronenden Fritz Szepan, „Wachstum und Erfolg“ mit den Bildern vom letzten Gewinn der deutschen Meisterschaft 1958, „Turbulente Zeiten“ mit den Bildern der Abstiege und dem Comeback in der Bundesliga sowie „Titel und Tränen“ mit den Eurofightern, der Arena-Einweihung und den Pokalsiegen: Die Filme sind — wie die gesamte Choreographie — eine Eigenleistung der Fanszene unter der Regie der Ultras Gelsenkirchen.

Zu jedem Kapitel wurden in der Nordkurve nacheinenander vier weitere riesige Blockfahnen entfaltet, auf den die Titel der Abschnitte und ein markantes Foto präsentiert wurden. Auf einer angestrahlten Fahne war die Zeichnung einer Schalke-Fan-Familie zu sehen, die dem Film folgt. Während der Choreo bildeten Tausende blauer Papptafeln den Hintergrund, nach dem Film stieg im Oberrang in riesengroßen weißen Buchstaben-Tafeln der Name „FC Schalke 04“ auf.

Nach Schätzungen hat das Projekt 30 000 Euro gekostet; nicht eingerechnet ist dabei der Zeitaufwand, den Hunderte Fans betrieben. Sechs Monate arbeiteten sie an der spektakulären Aktion. Die Kosten tragen die Ultras selbst, Angebote des Vereins zur Unterstützung lehnten sie ab, denn Unabhängigkeit ist das höchste Gut der Szene.

„Eine völlig neue Art der Choreographie“, urteilt das Fan-Portal „Faszination Fankurve“ und begründet: „Die im Westen der Arena angebrachten Beamer waren eine Innovation. In Kurvenshows in Deutschland wurden solche Elemente bisher noch nicht verwendet.“ Die Präsentation der Choreo wurde in die Kabine der Schalker Mannschaft übertragen. Die Klubverantwortlichen waren in die Aktion eingeweiht, die Mannschaft hatte die Ultras während der aufwändigen Vorbereitung besucht und sich einen Eindruck von der immensen Arbeit gemacht. Nach dem 3:1-Sieg lief die gesamte Mannschaft zur Nordkurve, bedankte sich bei den Fans und feierte mit ihnen den Erfolg.

„Heute sind in Sachen Choreographie Maßstäbe gesetzt worden. Das war Gänsehaut pur“, sagte Trainer André Breitenreiter. Manager Horst Heldt war erstmals in seiner Amtszeit vor dem Spiel nicht in der Teamkabine, um sich das Schauspiel in der Arena ansehen zu können. „Was die Ultras da geleistet haben, ist in dieser Form, mit dieser Leidenschaft und Intensität, einzigartig, wirklich toll“, sagte der Manager.

„Einfach geil, was die Fans gemacht haben. Das hat uns gepusht“, sagte Mittelfeldspieler Johannes Geis. Kapitän Benedikt Höwedes bedankte sich: „Es gibt Vereine, die haben Zuschauer. Es gibt Klubs, die haben Fans. Und es gibt S04 und euch. Danke!“ Torwart Ralf Fährmann schreibt bei Facebook: „Manche nennen es unbeschreiblich. Manche nennen es verrückt. Es behaupten sogar welche, es sei irre. Ich nenne es — Schalke.“