Ende der VfL-Bescheidenheit: Visionen mit Gustavo
Wolfsburg (dpa) - Der VfL Wolfsburg hat mit dem Rekordtransfer von Bayern-Star Luiz Gustavo die vorübergehende Bescheidenheit beendet.
Der spektakuläre Coup, den VfL-Manager Klaus Allofs nach einer tagelangen Hängepartie endgültig unter Dach und Fach brachte, kostet die finanzstarken Niedersachsen eine Ablösesumme mit einem Gesamtvolumen von rund 20 Millionen Euro. „Das Zeichen, das wir mit der Verpflichtung gesetzt haben, ist deutlich. Wir wollen etwas bewegen“, stellte VfL-Trainer Dieter Hecking bei der Vorstellung des neuen Hoffnungsträgers unmissverständlich fest.
Luiz Gustavo unterzeichnete beim VfL, der in dieser Saison nicht im Europapokal spielt, einen Fünfjahresvertrag bis 2018. Die lange Laufzeit unterstreicht die internationalen Ambitionen, die der deutsche Meister von 2009 mit der Verpflichtung des brasilianischen Nationalspielers verbindet. „Wir haben Pläne und Visionen“, sagte Allofs. Er hatte frühzeitig sein großes Interesse an dem exzellenten Mittelfeld-Abräumer auch öffentlich bekundet. „Der VfL wollte mich von Anfang an. Das ist einer der Gründe, weshalb ich hier bin. Wolfsburg ist ein Top-Verein“, erklärte Luiz Gustavo.
Der bisherige Bayern-Star erhält beim VfL das Trikot mit der Rückennummer 22. Beim Triple-Gewinner in München hatte er für sich unter Trainer Pep Guardiola keine Chance mehr gesehen. „Wir haben miteinander gesprochen. Er ist ein feiner Mensch und ein großer Fußballspieler“, kommentierte Guardiola den Wechsel. „Er kennt meine Meinung über seine Positionssituation. Es war seine Entscheidung, den FC Bayern zu verlassen“, fügte der Coach hinzu.
Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge bedankte sich bei Luiz Gustavo für dessen zweieinhalb Jahre in München. „Er hat mit seiner ruhigen, aber immer freundlichen und sehr professionellen Art in unserem Club viele Freunde gewonnen. Auf Luiz Gustavo war immer Verlass und er hat seinen Anteil am Gewinn des Triples des FC Bayern in der vergangenen Saison.“ Laut Rummenigge hatten sich auch ausländische Clubs um den Brasilianer bemüht, der im Januar 2011 für rund 17 Millionen Euro von Hoffenheim nach München gekommen war.
Doch das gute Gefühl, das Allofs seit einigen Tagen hatte, täuschte ihn nicht. „Wir sind sehr froh, dass wir Luiz von den Plänen des VfL überzeugen konnten und ihn in der Bundesliga halten konnten. Das unterstreicht auch die Bedeutung der Liga“, berichtete Allofs. Auch Arsenal London und sogar der FC Barcelona sollen sich um den fünften VfL-Zugang bemüht haben. Zuvor hatte der Verein, entgegen der Praxis der vielen Millionen-Transfers in der Vergangenheit, lediglich die vier Profis Daniel Caligiuri (Freiburg), Timm Klose (Nürnberg), Stefan Kutschke (Leipzig) und Max Grün (Fürth) geholt.
„Meine Familie und ich fühlen uns in Deutschland wohl“, erläuterte Luiz Gustavo seine Entscheidung, in der höchsten Liga zu bleiben. Mit seinen Landsleuten Diego - er war mit rund 15 Millionen Euro bisheriger Wolfsburger Transfer-Rekordhalter - und Abwehrchef Naldo bildet Luiz Gustavo nun eine brasilianische Achse, um die viele andere Bundesligisten den VfL Wolfsburg beneiden dürften.
Der Luiz Gustavo-Effekt soll bereits im ersten Saison-Heimspiel gegen Schalke 04 an diesem Samstag eintreten. Trotz fehlender Spielpraxis plant Hecking mit dem prominenten Zugang. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass er in der Startelf steht. Er ist in jedem Fall im Kader“, erklärte der Wolfsburger Trainer.
Auch Luiz Gustavo, der zuletzt am Mittwoch für Brasilien im Länderspiel in der Schweiz auf dem Platz stand, äußerte sich optimistisch. „Ich habe zuletzt nicht viel trainiert und nicht viel Spielpraxis gesammelt, aber ich kann mir vorstellen, mein neues Leben in Wolfsburg schon am Samstag zu beginnen“, erklärte der 26 Jahre alte Vorzeige-Profi in deutscher Sprache.