„Erwartungen erfüllt“: Kramny vor Beförderung beim VfB

Stuttgart (dpa) - Die offizielle Bestätigung steht noch aus, doch Jürgen Kramnys leuchtende Augen und sein Dauerlächeln sprachen Bände: Der 44 Jahre alte Interimstrainer dürfte beim VfB Stuttgart noch an diesem Sonntag endgültig zum Chefcoach befördert werden.

Foto: dpa

Für 12.00 Uhr haben die Schwaben eine Pressekonferenz angekündigt. Mit dem 3:1 (2:1)-Sieg gegen den Champions-League-Achtelfinalisten VfL Wolfsburg empfahl sich Kramny am Samstag nachdrücklich als Dauerlösung. Sportchef Robin Dutt bat die Journalisten bei der immer wiederkehrenden Frage nach der Entscheidung: „Bis morgen müsst ihr euch noch gedulden.“ Kramny habe alle Erwartungen erfüllt, lobte er. „Er hat wirklich die richtigen Hebel in den letzten Wochen bewegt. Die Mannschaft ist von Spiel zu Spiel stabiler geworden.“

In seinem vierten Spiel in der Fußball-Bundesliga als Nachfolger von Alexander Zorniger landete Kramny den ersten Sieg und führte die Schwaben damit am letzten Vorrundenspieltag vom letzten auf den 15. Tabellenplatz. „Wir sind alle froh drüber, dass wir das Jahr über dem Strich abschließen“, meinte Kramny. Was er unmittelbar nach dem Abpfiff mit Dutt am Anstoßkreis gesprochen habe? „Er hat gesagt: Schlaf gut - bis morgen dann!“, meinte der Ex-Profi grinsend. Dann fügte Kramny hinzu, man könne froh sein über diesen Erfolg heute und den der zweiten Mannschaft gegen Preußen Münster. Aus der 3. Liga nämlich kommt Kramny. Alles andere werde sich „im Laufe des Tages morgen klären. Deswegen werde ich heute nichts mehr dazu sagen.“

Drei Tage nach dem noch mühsamen DFB-Pokalsieg gegen Eintracht Braunschweig legte der VfB sein bestes Saisonspiel hin. Am Ende eines „unglaublich schwierigen Jahres“ (Dutt) mit pausenlosem Abstiegskampf entluden sich die ganzen Emotionen bei den 47 343 Zuschauern in einem einzigen Jubelschrei. Die Profis klatschten in einer Ehrenrunde viele Fans ab, und auf der Anzeigetafel lief ein Video, in dem sie als Weihnachtsmänner „Feliz navidad“ trällerten.

„Ich muss zugeben, es ist zwar nicht alles gut nach so einem Sieg, aber es tut einfach gut (...) Das wollen wir heute mal wirken lassen“, meinte ein ungemein erleichterter Dutt. Die vielversprechende Arbeit von Kramny erleichtert dem in die Kritik geratenen Sportvorstand jedenfalls den Job: Die externe Trainersuche hatte sich etwas mühsam gestaltet, so hatte Mönchengladbachs einstiger Erfolgscoach Lucien Favre Medienberichten zufolge den Stuttgartern einen Korb gegeben. Mit einer internen Lösung hatten zuletzt in der Bundesliga auch Hertha BSC mit Pal Dardai und Mainz 05 mit Martin Schmidt gute Erfahrungen gemacht.

Den so wichtigen Sieg gegen Wolfsburg hatte der VfB vor allem einem Spieler zu verdanken, der vom Pokalsieger und Vizemeister heftig umworben wird: Daniel Didavi schoss mit wunderbarer Eleganz und Präzision den Ball zweimal in den Winkel (22. und 47. Minute). Zuvor hatte Maximilian Arnold (14.) die Gäste in Führung gebracht, ehe sie sich dem wiederbelebten Abstiegskandidaten weitgehend widerstandslos ergaben. Für den VfB traf zudem noch Filip Kostic (31.).

Didavi könnte so etwas wie eine Lebensversicherung für Stuttgart in dieser Saison werden - wenn er denn zum Rückrundenstart noch da ist. Der Vertrag des 25 Jahre alten Spielgestalters läuft am Saisonende aus. Sein Berater Karl Heinz Förster hat bereits mit Wolfsburgs Manager Klaus Allofs gesprochen, der Spieler selbst äußerte sich beim TV-Sender Sky kryptisch: „Irgendwann wird eine Entscheidung fallen. Ich habe nicht täglich Kontakt mit meinem Berater. Was er in Wolfsburg gemacht hat, weiß ich nicht. Es wird Gespräche mit dem VfB geben, und dann wird man sehen.“