Fans gegen neue Anstoßzeiten - Rummenigge warnt

Berlin (dpa) - Fanvertreter lehnen eine weitere Zerstückelung der Spieltage in der Fußball-Bundesliga als Reaktion auf den englischen TV-Milliarden-Deal strikt ab. Indirekte Unterstützung erhalten sie sogar vom Branchenprimus FC Bayern München.

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„Man muss sich aber schon mal die Frage stellen, warum England jetzt einen Schuss von 70 Prozent nach oben gekriegt hat“, sagte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge am Wochenende. „Der Schuss von 70 Prozent ist nicht gekommen, weil jetzt in England ein Spieltag, nämlich der Freitagabend, eingeführt wurde, sondern weil mit British Telecom ein großer Gambler (Spieler) ins Spiel gekommen ist, der BSkyB unter Druck gesetzt hat und sie dazu gezwungen hat, großes Geld zu zahlen.“

Die bundesweite Vereinigung „Pro Fans“ warnte davor, mit einer weiteren Ausdehnung der Anstoßzeiten den deutschen Trumpf ausverkaufter und stimmungsvoller Stadien zu verspielen. „Der aktuelle Stand ist für Fußballfans bereits eine absolute Zumutung“, teilte die Organisation „IG Unsere Kurve“ mit. Frühe oder zu späte Anstoßzeiten in der ersten und zweiten Liga träfen vor allem Gästefans mit weiten Anreisen. Auf einem Plakat in der Münchner Allianz-Arena stand am Samstag beim 8:0-Triumph gegen den Hamburger SV: „This ain't no Premier League. Nein zum englischen Modell“ (Das ist nicht die Premier League).

Rummenigge argumentierte, für höhere Erlöse in Deutschland müsse es mehr Konkurrenz für den Bezahlsender Sky geben. Einige Vereinsvertreter hatten sich nach dem Milliarden-Deal der Premier League für die Aufsplitterung der Anstoßzeiten als mögliche Reaktion ausgesprochen. Als Alternative wurde auch über ein Montagabendspiel gesprochen. DFL-Chef Christian Seifert hatte kurz nach Bekanntwerden des neuen englischen TV-Vertrags über die Möglichkeit „unpopulärer Maßnahmen“ gesprochen.

Auch die ARD äußerte sich als Rechteinhaber der ersten frei empfangbaren Bundesliga-Bilder wie erwartet kritisch zu den Gedankenspielen aus der Bundesliga. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky betonte mit Blick auf die „Sportschau“ in der „Bild am Sonntag“: „Ich möchte mich jetzt nicht an Spekulationen beteiligen, aber das derzeitige Maß von fünf Spielen, die um 15.30 Uhr beginnen und von uns gezeigt werden, sollte man nicht unterschreiten.“

Die neun Spiele einer Erstliga-Runde werden bislang zu fünf verschiedenen Zeiten angepfiffen. Experten befürchten, dass der Bundesliga ohne zusätzliche TV-Einnahmen der Verlust von Stars an die Premier League droht. Mit mehreren verschiedenen Anfangszeiten von Freitag bis Montag kassieren die Clubs dort künftig rund 6,9 Milliarden Euro an TV-Einnahmen für drei Jahre. In Deutschland läuft der mit 2,51 Milliarden Euro dotierte Vertrag 2017 aus.