FCK-Krise: Boss Kuntz nimmt Druck von Trainer Kurz
Kaiserslautern (dpa) - Begeisterung, Selbstbewusstsein, Lebensfreude - das steht beim 1. FC Kaiserslautern in schwarzen Lettern an der Bürotür des Vorstandsvorsitzenden. Stefan Kuntz strahlt das alles auch aus, obwohl er eigentlich mit Leichenbittermiene am Schreibtisch sitzen müsste.
Beim Tabellenletzten der Bundesliga steht sogar Trainer Marco Kurz auf der Kippe. „Ich gehe nicht von einer Entscheidung am Wochenende aus“, sagte Kuntz in einem dpa-Interview vor der Partie des FCK am Freitag beim VfB Stuttgart.
Der 49-Jährige will die Zukunft von Kurz nicht unbedingt von der nächsten Begegnung abhängig machen. „Wir versuchen ja hinter den Kulissen alles rauszuholen, damit's doch noch die Wende gibt. Man muss uns als Verein zugestehen, dass wir eine Entscheidung treffen dürfen losgelöst von der Emotionalität eines Spieltags.“
Nach 14 Spielen hintereinander ohne Sieg sowie nur drei Siegen und 16 Toren in insgesamt 24 Begegnungen steht den Lauterern das Wasser bis zum Hals. Aber Kuntz erinnerte daran, dass Kurz nach dem siebten Platz in der ersten Saison nach dem Aufstieg noch als „der nächste Jürgen Klopp“ gefeiert worden war. „Acht Monate später ist er angeblich die größte Wurst“, meinte der Europameister von 1996. „Von diesen Sachen darf man sich nicht beeinflussen lassen.“
Kuntz bescheinigt seinem Coach, der nach dem 0:4 kürzlich im Derby in Mainz gesagt hatte: „Ich habe einen schlechten Job gemacht“, große menschliche Qualitäten. „Unabhängig davon muss bei einem Trainer natürlich ein Ergebnis rauskommen“, meinte der FCK-Boss aber auch. Ihr persönliches Verhältnis leide nicht unter der Krise. „Ich muss Marco Kurz die Situation nicht erklären. Ich muss ihn nicht anlügen. Und er macht mir nichts vor, nur um seine Haut zu retten.“ Der Vertrag von Kurz beim pfälzischen Traditionsclub läuft noch bis 2013 - und ist auch für die 2. Liga gültig.
Bis dahin wollte Kuntz mit seiner strikten Sparpolitik den Club auf eine solide finanzielle Basis gestellt haben. Ein Abstieg würde den FCK in der Entwicklung „um eineinhalb bis zwei Jahre“ zurückwerfen. Die Personalkosten von bisher 15,5 Millionen Euro würden auf neun bis zehn zurückgefahren werden. Auch wenn Lautern den Klassenerhalt noch schaffen sollte: Der Vorstandschef sieht die Möglichkeiten in der kleinsten Bundesliga-Stadt überaus nüchtern. „Gegen die zehn Clubs oben kommen wir ohne einen Investor niemals an.“ Die Bundesliga sei in der momentanen Phase „ein Geschenk für den FCK“.
Das könnte die Konkurrenz den Lauterern aber ganz schnell wegnehmen: Wenn die Mannschaft von Kurz nicht endlich Tore schießt, droht der dritte Abstieg nach 1996 und 2006. Kuntz hat es als ehemaliger Bundesliga-Torschützenkönig nicht geschafft, ein Näschen für Stürmer zu entwickeln. Die Abgänge von Srdjan Lakic und Ivo Ilicevic konnten nie kompensiert werden. „Die Transfers haben nicht so geklappt, wie wir uns das vorgestellt haben. Definitiv“, räumte der Vorstandschef ein.
Die Verantwortlichen auf dem Betzenberg hätten in den vergangenen vier Jahren fast nur positive Schlagzeilen bekommen. „Dann muss man sein Gesicht jetzt auch mal in den Gegenwind halten“, sagt Kuntz, der einen Großteil seiner Kindheit bei den Großeltern in Kaiserslautern verbracht hat und mit den „Roten Teufeln“ 1991 Meister war.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
VfB Stuttgart: Ulreich - Boulahrouz, Tasci, Niedermeier, Sakai - Kvist, Kuzmanovic - Harnik, Hajnal, Okazaki - Ibisevic
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Simunek, Abel, Jessen - Borysiuk, de Wit - Sukuta-Pasu, Tiffert, Derstroff - Wagner
Schiedsrichter: Brych (München)