Bayern-Trainer „Feuereifer“ bei Kovac - Bosse loben den neuen Vor-Arbeiter
München (dpa) - Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß gefällt es, wie Niko Kovac die Bayern-Stars im Trainingslager schuften lässt. Ultralang sind auch am Tegernsee die Einheiten, an die sich Manuel Neuer & Co. mittlerweile gewöhnt haben.
„Wichtig ist dem Trainer, dass wir eine gute Grundlage schaffen, dass wir fit sind für die Saison, dass wir einen langen Atem haben werden“, sagte der Kapitän.
Am Dienstag, fünf Tage vor dem Pflichtspielstart mit dem Supercup gegen Eintracht Frankfurt, war Durchschnaufen angesagt. Im superheißen Sommer gab es nach reichlich Vorbereitungs-Plagerei an dem Ort, an dem Felix Magath die Münchner schon scheuchte, frei.
Ein „Quälix“ sei er nicht, sagte Kovac. Doch der frühere Bayern-Profi legt viel Wert auf Fitness. Training ist für ihn die Grundlage für Höchstleistungen und die beste Verletzungsprophylaxe. „Wir bringen das Arbeiter-Gen mit. Wir haben uns im Leben immer durchsetzen müssen. Das versuchen wir, unseren Spielern zu vermitteln“, sagte der 46-Jährige zu einem Punkt seiner Philosophie. „Bisher sehe ich auch, dass das funktioniert. Das beeindruckt mich.“
Kovac will die Bayern auch taktisch flexibler machen, das Training von Standardsituation wird ebenfalls forciert. „Standardsituationen sind vor allem im aktuellen Fußball sehr wichtig, wie man gesehen hat in den letzten Monaten“, sagte Thomas Müller und erinnerte an den WM-Trend. Dass der 1:0-Siegtreffer im Test gegen Manchester United per Kopf durch Javi Martínez nach einer Ecke von Thiago erzielt wurde, passte schonmal ins Bild.
Laut und fordernd ist der neue Bayern-Trainer bei den öffentlichen Einheiten vor jeweils rund 1500 bis 2000 Zuschauern im Stadion am Birkenmoos zu hören. „Ich kann euch eines sagen: Unter Niko Kovac wird beim FC Bayern wieder richtig gearbeitet“, berichtete Präsident Hoeneß zufrieden.
Auch Rummenigge ist angetan. „Es fällt auf, dass er recht hart trainiert. Das Wichtigste ist, er hat unser vollstes Vertrauen und geht mit Feuereifer an den Job heran“, sagte der Vorstandschef in RTL Nitro. Rummenigge schloss Abgänge aus dem üppig besetzten Kader nicht aus. Am Freitag war Arturo Vidal zum FC Barcelona gewechselt.
„Das ist schade. Aber das ist Fußball, das ist Leben“, sagte Franck Ribéry. Der 35-Jährige hofft, dass Jérôme Boateng nicht auch noch den Verein wechselt. ManUnited und Paris Saint-Germain gelten als die Top-Interessenten, wenngleich die Engländer sich wegen des am Donnerstag schließenden Transferfensters beeilen müssten.
„Wir haben beim FC Bayern 22, nach dem Abgang von Arturo noch 21 Weltklasse-Spieler“, sagte Kovac in der „Bild“-Zeitung. Auch nach dem Abschied des Chilenen sei noch „sehr viel Qualität“ im Mittelfeld der Bayern, „da braucht sich niemand Sorgen machen“.
Ein Profiteur des Vidal-Wechsels könnte Neuzugang Leon Goretzka sein. Nach bald zwei Wochen beim neuen Verein gefällt dem 23-Jährigen das üppige Übungsprogramm. „Ich glaube schon, dass es erstmal gewöhnungsbedürftig war“, sagte der Ex-Schalker. „Man kommt fast auf sechs Stunden auf dem Trainingsplatz.“ Das harte Training tue seinem eigenen Spiel gut, sagte Goretzka. Und vermutlich auch dem des FC Bayern. „Ich hoffe und bin davon überzeugt, dass uns das während der Saison zugutekommen wird“, sagte Nationalspieler Joshua Kimmich.