Fink bringt Spaß zurück: Guerrero blüht auf
Hamburg (dpa) - Paolo Guerrero fühlt sich pudelwohl und trifft. Die Gründe klingen so einfach: Er hat wieder Spaß und darf als Mittelstürmer beim HSV wirbeln. Und bedankt sich dafür bei Trainer Fink.
Noch vor wenigen Wochen trabte Guerrero mit hängendem Kopf lustlos über den Rasen, fiel zumeist nur durch theatralische Gesten auf und gab keine Interviews mehr. Ganz Hamburg ärgerte sich darüber, dass der Vier-Millionen-Euro-Topverdiener zwar bei der Copa America für Peru zum Torschützenkönig avancierte, beim HSV aber nur ein Schatten seiner selbst blieb. Seit Thorsten Fink am Volkspark das Sagen hat, ist Guerrero plötzlich wie ausgewechselt. „Wir haben bei Bayern zusammengespielt, er kennt mich und gibt mir Vertrauen“, lautet die einfache Begründung des Angreifers für die Wandlung.
Nicht nur rein äußerlich erinnert der 27-Jährige mit der nachgewachsenen langen Mähne seinem sechs Jahre älteren Nationalmannschaftskollegen Claudio Pizarro. Zwar hat der Stürmerstar von Werder Bremen mit elf Toren den ausgeprägteren Instinkt als Knipser. Die drei Saisontreffer für Guerrero sind noch ausbaufähig.
Doch der HSV-Angreifer wirkt körperlich inzwischen robuster, fitter und ist bereit, unbequeme Wege zu gehen. „Ich habe viel bei mir geändert. Ich habe lange keine Interviews gegeben, hart an mir gearbeitet, mich richtig fit gemacht“, gab der Südamerikaner im Interview mit der „Bild am Sonntag“ zu. Inzwischen hat er auch seine chronische Gastritis und die Flugangst im Griff.
Sein Treffer zum 1:0 gegen den 1. FC Nürnberg nach Abschlag von Torhüter Jaroslav Drobny war bezeichnend für den „neuen“ Guerrero, der auf dem Platz oft einen Schritt schneller ist als die gegnerischen Verteidiger und Szenen vorausahnt. Seit Mladen Petric verletzt ist, darf er als Mittelstürmer wirbeln, wie er will. „Paolo ist ein cleverer Junge - und zweikampfstark ist er eh“, sagt Fink.
Der Trainer hat den damals jungen Mitspieler bei der zweiten Mannschaft von Bayern München kennengelernt und gibt ihm die lange vermisste Spielfreude wieder zurück. „Er ist fit. Man sieht, dass er Spaß und Vertrauen hat“, analysiert HSV-Sportdirektor Frank Arnesen.
Bisher traf Guerrero daheim dreimal hintereinander - auswärts fehlt ihm noch das Erfolgserlebnis. Das soll nun am Samstag in Mainz folgen. „Wir müssen konzentrierter sein. Wichtig ist, dass wir Chancen kreieren. Wir sind jetzt auf dem elften Platz, das ist erstmal gut“, glaubt Guerrero. Er will langfristig mit dem HSV wieder ins internationale Geschäft, doch zunächst ist Realismus angesagt.