Schalke siegt und genießt Außenseiterstatus
Gelsenkirchen (dpa) - Wenig Glanz, viel Erfolg: Der FC Schalke 04 hat sich fast unbemerkt in der Spitzengruppe der Fußball-Bundesliga festgesetzt. Mit dem 3:1-Erfolg gegen Schlusslicht FC Augsburg verkürzte der Revierclub den Abstand zum FC Bayern München auf drei Zähler.
Den Tabellenvierten hat aber scheinbar keiner auf dem Zettel, wenn es um die Meisterschaftskandidaten geht. „Ich habe heute amüsiert von den Experten etwas über die 'fabulos four' in der Bundesliga gehört, unser Name fiel dabei aber nicht. Mir gefällt das“, sagte Schalkes Manager Horst Heldt.
Für Schlagzeilen sorgen andere. „Wenn bei den Bayern Bastian Schweinsteiger fehlt, geht ein Aufschrei durch die Nation. Wenn bei uns die Stammspieler Benedikt Höwedes, Jefferson Farfán, Jermaine Jones und Kyriakos Papadopoulos fehlen, spricht keiner drüber“, befand der Manager. Aber das sei gut so. „Es ist vollkommen in Ordnung, wenn uns keiner auf dem Zettel hat. In Stuttgart bin ich 2007 gut damit gefahren“, so Heldt, der vor vier Jahren mit dem VfB Meister wurde.
Anders als damals die Schwaben bieten die Schalker jedoch seit Wochen nur spielerische Magerkost. „Mit allem drum und dran müssen wir mit dem Ergebnis zufrieden sein“, räumte Trainer Huub Stevens nach dem glanzlosen Pflichtsieg gegen den Aufsteiger ein. Nach den entscheidenden Toren der Stars Klaas-Jan Huntelaar und Raúl sagte Augsburgs Trainer Jos Luhukay: „Ich habe leider nicht solche Ausnahmespieler wie Huub.“
Solche mühevollen Erfolge geben den „Königsblauen“ dennoch neues Selbstvertrauen. „Im April und Mai nächsten Jahres werden die Preise verteilt. Wir haben gute Chancen, darum mitzuspielen“, meinte Abwehrspieler Christoph Metzelder.
Schalke sorgte bislang fast nur abseits des Platzes für Schlagzeilen: Manuel Neuer verließ den Heimatclub, Ralf Rangnick trat erschöpft zurück und aktuell sorgen die stockenden Vertragsverhandlungen mit Farfán und Raúl für Wirbel. Besonders Raúls auslaufender Kontrakt im Sommer steht erneut im Fokus. „Das will ich aber nicht mehr hören, da reagiere ich nicht mehr drauf“, sagte Stevens gereizt.
Der Spieler selbst tat das, was er immer tut: Erst traf er, dann schwieg er. Spekulationen, der Spanier fordere einen Zweijahresvertrag, dementierte Manager Heldt. Erst im Januar will er Gespräche mit Raúl führen. „Bis dahin befinden wir uns in einer großen Spekulationsblase“, so Heldt.
Personaldebatten wird es auch in Augsburg geben. Manager Andreas Rettig schloss Winter-Transfers angesichts der prekären Lage nicht aus. „Wirtschaftlich sind wir so aufgestellt, dass wir Handlungsspielraum haben“, sagte Rettig. Ein neuer Spieler müsse aber ins Gefüge passen. Einen Schnellschuss soll es daher nicht geben. „Wir werden Spiele nicht durch die Qualitäten eines Einzelnen für uns entscheiden, sondern nur mit mannschaftlicher Geschlossenheit.“
Gegen Schalke konnte der Aufsteiger nur in der zweiten Hälfte mithalten - bis zu den entscheidenden Gegentoren. „Da sieht man den Unterschied zwischen einem etablierten Bundesligisten und uns - die nutzen ihre Chance eiskalt“, sagte FC-Keeper Mohamed Amsif.