Frankfurt feiert Einzug in die Europa League
Frankfurt/Main (dpa) - Eigentlich war Armin Veh viel zu erschöpft für die große Frankfurter Europacup-Party. „Ich bin platt. Jetzt bin ich froh, dass Urlaub ist“, sagte der Trainer der Eintracht nach dem letzten Spiel einer für ihn so grandiosen wie anstrengenden Saison.
Aber was sollte Veh tun: Er hatte den Aufsteiger Eintracht Frankfurt gerade in die Europa League geführt - zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder und dann auch noch nach einem dramatischen 2:2 (1:2) gegen den VfL Wolfsburg, bei dem sein Team nach 20 Minuten schon mit 0:2 zurücklag. Der 52-Jährige konnte sich gar nicht dagegen wehren, im Mittelpunkt eines überschäumenden Jubels zu stehen, der so ausgelassen war wie anderswo die Feier einer Meisterschaft.
„Für diese Momente lebt man als Fußballer“, sagte Kapitän Pirmin Schwegler. „Wir lagen vor zwei Jahren am Boden und sind wieder aufgestanden - der Trainer hatte daran einen Riesen-Anteil. Er hatte immer einen klaren Plan, wie er Fußball spielen will.“
Schon kurz nach dem Schlusspfiff bekam Veh die mittlerweile obligatorische Bierdusche ab. Torwart-Oldie Oka Nikolov bat ihn per Megaphon („Wir wollen den Trainer sehen“) vor die feiernde Fankurve, aber auch dort bekam der Erfolgscoach nicht viel heraus („Vielen Dank an alle zusammen“). „Wir haben eine tolle Saison gespielt - das ist heute die Krönung“, sagte Veh später. Für ihn hat die Europa-League- Teilnahme mit Frankfurt tatsächlich einen ähnlichen Stellenwert wie der Gewinn der deutschen Meisterschaft 2007 mit dem VfB Stuttgart.
Dieser Erfolg der Eintracht ist überraschend und verdient zugleich. An allen 34 Spieltagen stand der Aufsteiger auf einem der ersten sechs Plätze. In der ersten Saisonhälfte mischte er die Bundesliga noch mit attraktivem Vollgas-Fußball auf. Fast noch bemerkenswerter war allerdings, wie sich dieser eigentlich viel zu kleine und auf dem Zahnfleisch kriechende Kader in den letzten fünf Spielen noch einmal gegen den drohenden Absturz wehrte.
Auch gegen Wolfsburg sorgten ein Elfmeter von Alexander Meier (36.) und ein Eigentor von Ricardo Rodriguez (90.) dafür, dass die Frankfurter den schnellen Rückstand durch Tore von Jan Polak (8.) und Diego (19.) noch ausglichen. „Ich wusste, dass diese Mannschaft immer zurückkehren kann. Sie hat von Anfang an eine außergewöhnliche Saison gespielt“, meinte Manager Bruno Hübner. Torjäger Meier, der gegen den dezimierten VfL (Hasebe/Rot/35.) sein 16. Saisontor schoss, erklärte diese Saison so: „Der Teamgeist hat bei uns den Ausschlag gegeben.“
Die Verantwortlichen bleiben mit beiden Beinen auf dem Boden. „Dass wir die Europa League erreicht haben, ist schön. Die Wirtschaftlichkeit setzt aber erst ein, wenn wir in die Gruppenphase kommen“, meinte der Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen.
Konkret heißt das: Sollte Bayern München das Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart gewinnen, muss die Eintracht nur eine Qualifikations-Runde bestreiten. Andernfalls wären es zwei. Erst wenn der Verein diese K.o.-Spiele übersteht, könne er mit Garantieeinnahmen von fünf Millionen Euro rechnen, erklärte Finanzvorstand Axel Hellmann.
Damit lassen sich auf dem Transfermarkt natürlich keine teuren Spieler kaufen. Die größte Sorge der Eintracht ist ohnehin, dass sie ihren Kapitän Schwegler verliert. Der Schweizer hat eine Ausstiegsklausel in seinem bis 2015 laufenden Vertrag, Schalke und Wolfsburg zeigen angeblich ein starkes Interesse an ihm. Während Schwegler selbst am Samstag ein klares Bekenntnis zur Eintracht vermied, sagte Sportchef Hübner: „Pirmin hat hier einen riesigen Stellenwert und kann hier europäisch spielen. Wir haben es ihm heute wieder ein Stück schwerer gemacht, sich gegen uns zu entscheiden.“