Frankfurt: „Schütteln und aufstehen“ für die Relegation
Frankfurt/Main (dpa) - Schon drei Stunden nach ihrem späten K.o. waren die Spieler von Eintracht Frankfurt wieder zu Hause. Mit enttäuschten Gesichtern stiegen sie am Frankfurter Flughafen aus dem Flieger.
Statt in den Urlaub ging es schon am Sonntag nach dem bitteren 0:1 (0:0) bei Werder Bremen wieder auf den Trainingsplatz - zur Vorbereitung auf die Relegation. Die beiden Partien gegen den 1. FC Nürnberg am kommenden Donnerstag und am darauffolgenden Montag sind nun die zwei nächsten und auch ultimativen Endspiele um den Verbleib in der Fußball-Bundesliga.
„Wer vor diesen Spielen mehr Angst hat, wird definitiv absteigen“, sagte Torwart Lukas Hradecky nach dem Training. „Wir sind der Erstligist, wir wollen Erstligist bleiben - dann müssen wir das auch zeigen. Wir haben in den vergangenen Wochen schon vier, fünf Endspiele erlebt. Ich glaube, genau das wird uns helfen.“
Ihr Finale in Bremen verlor die Eintracht allerdings so verdient wie unglücklich. Zwei Minuten vor dem Ende der regulären Saison wurde sie durch ein Tor von Werder-Verteidiger Papy Djilobodji (88.) noch vom rettenden 15. Tabellenplatz verdrängt. „Es wird nicht geweint, es wird nicht geheult“, sagte der scheidende Vorstandschef Heribert Bruchhagen am Samstagabend im ZDF-„Sportstudio“. „Unsere Aufgabe ist jetzt, in den nächsten vier Tagen konzentriert zu arbeiten und die Enttäuschung des Augenblicks so schnell wie möglich abzubauen.“
Auch seine fast 30-jährige Manager- und Vorstandskarriere wird durch die Relegation noch einmal um zwei Spiele verlängert. Bruchhagen geht nach dieser Saison in den Ruhestand, das Drama von Bremen war sein letztes Bundesliga-Spiel in offizieller Funktion. Der 67-Jährige glaubt aber weiter daran, dass es keinen Abstieg zum Abschied geben wird. „Ich bin davon überzeugt, dass unsere Mannschaft die nötige Moral zeigen und in der Relegation zum Erfolg kommen wird“, sagte er.
Die Frankfurter Krux ist: Noch vor vier Wochen hätte sich jeder für diese beiden Spiele gegen den Zweitliga-Dritten zerrissen. Nach dem 30. Spieltag lag die Eintracht abgeschlagen auf Platz 17. „Jeder hatte uns abgeschrieben. Damals hätten wir die Relegation sofort unterschrieben“, sagte Mittelfeldspieler Stefan Aigner.
Doch nach den Siegen gegen Mainz, Darmstadt und Dortmund und vor allem nach der großen Enttäuschung von Bremen fühlt sich diese Relegation nicht mehr wie ein Rettungsanker an, sondern wie ein schweres Stück Blei, das den Verein doch noch ganz tief nach unten in die 2. Liga ziehen kann. „Wir sind enttäuscht, klar“, sagte Trainer Niko Kovac. „Aber wichtig ist, dass man sich nach solchen Niederlagen kurz schüttelt und dann wieder aufsteht. Wir müssen am Donnerstag und am Montag eine Topleistung abliefern, um in der Liga zu bleiben.“
Die Aufholjagd gegen Mainz, Darmstadt und Dortmund hat womöglich ein Problem kaschiert, das in Bremen wieder auffiel und vor den beiden Spielen gegen Nürnberg noch mehr Sorgen bereitet: das Frankfurter Offensivspiel. Dem fehlt es an Ballsicherheit, Tempo und Kreativität. Eine Stunde lang gab es in Bremen keine Entlastung für die tapfer verteidigende Abwehr. Gegen einen unbequemen Außenseiter wird es in der Relegation aber gerade auf das Spiel nach vorne ankommen. „Wir wollen schon im Hinspiel ein sehr gutes Ergebnis vorlegen, damit wir das Rückspiel etwas ruhiger angehen können“, sagte Kovac.
Die Probleme in der Offensive lassen sich an gleich mehreren Namen festmachen. Haris Seferovic spielt eine miserable Saison. Luc Castaignos und Alexander Meier waren über Monate verletzt und können deshalb noch keine große Hilfe sein. Dem 3,7-Millionen-Einkauf Marco Fabian vertraut Kovac nicht. Und dem ohnehin zu langsamen Mittelfeld fehlten am Samstag noch Szabolcs Huszti (gesperrt) und Marc Stendera (verletzt). Vor der Relegation hoffen die Frankfurter mal wieder auf die Rückkehr von Torjäger Meier, der in Bremen zum ersten Mal wieder zum Kader gehörte. „Er ist sicherlich ein Thema“, sagte Kovac dazu.