Fürth kapituliert - Hoffenheimer entdecken „Wir-Gefühl“
Fürth (dpa) - Die Fürther Volksseele kochte. Mit wütenden „Wir haben-die Schnauze-voll“-Rufen und Hohngesängen rechneten die aufgebrachten Fans mit den Profis des Tabellenletzten ab, die sich beim 0:3 (0:2) im Abstiegsendspiel gegen 1899 Hoffenheim als „Lachnummer“ präsentiert hatten.
Der Liebesentzug der Anhänger schmerzte die Verlierer um Kapitän Mergim Mavraj fast noch mehr als der gefühlte Abstieg am 25. Spieltag der Fußball-Bundesliga.
„Das stimmt mich traurig. Sie sollen uns nicht lächerlich machen und sich von der Mannschaft abkapseln“, beklagte Mavraj. „Das tut weh auf dem Platz“, sagte Stephan Fürstner: „Die Fans sind aufgebracht, aber es bringt nichts, sich gegenseitig zu zerfleischen.“ Präsident Helmut Hack spürte „eine große Leere“ und kapitulierte: „Wir müssen uns jetzt auf die neue Saison vorbereiten“ - in der 2. Liga!
„Für die Jungs ist das sehr bitter, wenn man nicht mehr ernst genommen wird“, erklärte Interimstrainer Ludwig Preis zum überraschenden Bruch zwischen Mannschaft und Anhängern. Er hatte in seinem dritten und letzten Spiel als Chef „das zweite Gesicht“ seiner Mannschaft gesehen. Die wütenden Reaktionen der Zuschauer waren verständlich. „Das Spiel der letzten Chance“ (Torwart Max Grün) hatte der Aufsteiger völlig vergeigt, wie Abwehrspieler Lasse Sobiech zugab. „Ein 0:3 gegen den Vorletzten sagt alles“, stöhnte Hack.
Die Abwehr stand bei den Hoffenheimer Toren von Roberto Firmino (10. Minute), Joselu (16.) und dem bärenstarken Tobias Weis (51.) freundlich Spalier. Und die Offensivbemühungen der Franken hatten vor 15 760 Zuschauern nicht einmal Zweitliga-Niveau. 13 Spiele ohne Heimsieg - das ist Negativrekord in 50 Jahren Bundesliga!
„Wir können auch rechnen und die Tabelle lesen“, sagte Hack, der sich in den verbleibenden neun Partien nur noch einen „vernünftigen Abschied“ aus dem Oberhaus wünscht. Bis Mitte der Woche will er den neuen Cheftrainer präsentieren, „mit dem wir - so gut es geht - die restliche Saison gestalten und dann wahrscheinlich in der 2. Liga arbeiten können“, so Hack. Fürth hat seit Samstag fertig!
Hoffenheim noch nicht. Das junge Team bestand den Stresstest im Kellerduell, gab nach Wochen der ungebremsten Talfahrt ein kräftiges Lebenszeichen im Abstiegskampf ab. „3:0 - so ein Sieg tut gut“, sagte der als Antreiber, Kämpfer und Torschütze vorangehende ehemalige Nationalspieler Weis. Trainer Marco Kurz sah das so oft vermisste „Wir-Gefühl auf dem Platz“, blieb aber realistisch: „Das war ein Spiel, um einen Fehler von Augsburg zu nützen - mehr nicht.“
Zwei Punkte beträgt nach wie vor der Rückstand auf den FCA, dessen Heimniederlage gegen Nürnberg „uns Mut gab“, wie Weis berichtete. „Die Tugenden, zu kämpfen und für den anderen da zu sein, haben wir auf den Platz gebracht“, erklärte der Mittelfeldspieler. Die frühen Tore gaben Sicherheit, plötzlich blitzten wieder die offensiven Qualitäten auf. „Unser Ziel ist ganz klar die Relegation“, erklärte Stürmer Kevin Volland. Er blickt entschlossen nach vorne: „Wir müssen jetzt gegen Mainz ein ähnliches Spiel abliefern.“
Kurz dankte auch besonders den mitgereisten Fans, die ihr Team lautstark unterstützt hatten und den Sieg ausgelassen feierten. Dass sie mit einem Transparent den aus dem Kader verbannten Torwart Tim Wiese verspotteten („Tim, fahr doch mal mit - wir zahlen den Alk“), mochte Kurz an diesem langersehnten Tag der Hoffenheimer Freude nicht weiter kommentieren: „Nach so einem Auftritt auswärts ist das nicht das Thema.“ Das bleibt im Kraichgau der Nichtabstieg. „Unsere Ausgangsposition hat sich ein bisschen verbessert, aber nicht so, dass wir 'Hurra' schreiben können“, verkündete der Trainer.