Bayer-Sportdirektor Völler tobt und schielt nach unten
Mainz (dpa) - Auch weit nach Spielschluss hatte sich Rudi Völler immer noch nicht beruhigt. Aufgebracht tigerte der Sportdirektor von Bayer Leverkusen durch die Katakomben der Mainzer Arena, obwohl er mit seiner starken Erkältung längst ins Bett gehört hätte.
Doch Völler hatte nicht nur wegen der Grippe erhöhte Temperatur, vor allem Schiedsrichter Florian Meyer hatte ihm zuvor die Schweißperlen ins Gesicht getrieben. „Ich wünsche dem Herrn Meyer, dass er heute Abend Bauch- und Kopfschmerzen bekommt, wenn er sich die Szene noch einmal im Fernsehen anschaut“, schimpfte Völler.
Die Situation, die ihn so in Rage brachte, hatte sich im Gastspiel der Leverkusener in Mainz am Samstag nach genau einer Stunde ereignet. Der Mainzer Bo Svensson hatte Bayer-Verteidiger Manuel Friedrich den Ball aus kürzester Entfernung an die Hand geschossen. Absicht oder nicht, war nun die Frage. Schiedsrichter Meyer zögerte eine ganze Weile, entschied dann aber nach Rücksprache mit seinem Assistenten Holger Henschel auf Strafstoß für die Gastgeber - und brachte damit Völler und alle anderen Leverkusener gegen sich auf. Andreas Ivanschitz verwandelte sicher zum 1:0 (0:0)-Endstand.
„Das war in der Vergangenheit kein Elfmeter, heute nicht und wird auch in der Zukunft keiner sein“, meinte Völler. „Der Elfer war eine Frechheit“, stimmte Torjäger Stefan Kießling in das Klagelied mit ein. „Übeltäter“ Friedrich verstand die Welt überhaupt nicht mehr: „Ich dachte, es geht um eine ganz andere Szene.“
Der Ex-Mainzer bereicherte die Diskussion um die spielentscheidende Szene noch mit der Aussage, Meyer habe ihm auf Nachfrage zunächst sogar gesagt, nicht er, sondern Simon Rolfes habe Hand gespielt. Meyer revidierte später sein angebliches Statement, indem er sagte, es sei ja auch egal, wer den Verstoß begangen habe. Dass ein Bayer-Spieler im Strafraum nicht regelkonform agiert hatte, stand für den FIFA-Referee außer Frage. „Der Arm auf Kopfhöhe, das ist keine natürliche Bewegung“, erklärte Meyer. Dazu stehe er, auch nach dem Anschauen der Fernsehbilder.
Und so blieb nicht nur Völlers Wunsch nach einem Sieg in Mainz unerfüllt, auch die Hoffnung auf körperliche Schmerzen bei Meyer musste der ehemalige DFB-Teamchef aufgeben. Es war also ein gebrauchter Tag für Völler, weil auch die Konkurrenz gegen Bayer gespielt hatte, wie er zur Verwunderung der Beobachter feststellte.
„Dortmund hat nicht verloren, Schalke hat gewonnen“, kommentierte Völler das Ergebnis im Revierderby. Der Sportdirektor trauerte also nicht dem verpassten Sprung auf Platz zwei nach, sondern registrierte vielmehr besorgt, dass die Schalker bis auf sechs Zähler an Leverkusen herangerückt sind. „Wir wissen schon, woher die Musik kommt“, sagte Völler.
Zumal die Leistung des Champions-League-Aspiranten durchaus Anlass zur Sorge bot, dass die Rheinländer die Qualifikation für die Königsklasse noch aus der Hand geben. Auch Kießling hatte unter der strengen Beobachtung von Bundestrainer Joachim Löw einen schlechten Tag erwischt und vergab die beiden besten Gelegenheiten der Gäste. „Wir müssen uns schon selbst an die Nase fassen“, konstatierte Bayer-Coach Sascha Lewandowski daher zurecht.
Sein Trainerkollege Thomas Tuchel bejubelte dagegen den ersten Heimsieg im Jahr 2013, womit die Mainzer im Kampf um die Plätze für die Europa League wieder mitmischen. „Das fühlt sich wahnsinnig gut an“, meinte Tuchel. Die Elfmeterentscheidung ließ aber auch den FSV-Coach ratlos zurück. „Mir persönlich ist inzwischen nicht mehr klar, wie groß der Ermessensspielraum der Schiedsrichter ist.“