Meilenstein: „Wölfe“ machen Riesenschritt

Freiburg (dpa) - Fast sieben Stunden lang waren die Fans des VfL Wolfsburg unterwegs zu diesem Spiel. Dazu hatte sie ein Wolkenbruch über dem Stadion schon nach 20 Minuten komplett durchnässt. Für das spektakuläre 5:2 (3:1) beim SC Freiburg hatte sich allerdings jede dieser Strapazen gelohnt.

Der erste Wolfsburger Bundesliga-Sieg im Breisgau war ein Erlebnis, ein Gesamtkunstwerk - die Deutsche Fußball Liga (DFL) könnte allein die Tore aus diesem Spiel zusammenschneiden und zur Bewerbung ihres Unterhaltungsbetriebs nach Asien, Amerika oder sonst irgendeinen Wachstumsmarkt schicken.

Das 1:2 war ein Volleyschuss von Vieirinha (16.), das 1:3 ein Fallrückzieher von Ivica Olic (22.). „Beide Tore waren wunderschön. Wenn ich mich zwischen ihnen entscheiden müsste, wüsste ich nicht, für welches“, sagte Vieirinha. Die anderen Tore waren auch nicht schlecht. Das frühe 1:0 für Freiburg: ein schöner Schlenzer von Max Kruse (2.). Das schnelle 1:1: ein Eigentor des früheren Wolfsburgers Abstiegskampf-Helden Cedrick Makiadi (7.). Das entscheidende 1:4 kurz nach der Pause: der zweite Treffer des überragenden Olic (49.). Und das 2:5 als Sahnehäubchen: ein 30-Meter-Solo von Diego (90.+3).

„Hier sitzt ein sehr zufriedener Trainer des VfL Wolfsburg“, sagte Dieter Hecking nach dem Spiel. „Jetzt sieht es in der Tabelle ein bisschen freundlicher aus.“ Das 5:2 in Freiburg war nicht nur ein Spektakel, sondern auch ein Meilenstein für die „Wölfe“ auf dem Weg zum Klassenerhalt. Der Vorsprung auf Platz 16 beträgt nun wieder satte neun Punkte. Das wird den mitgereisten Fans im Zweifel wichtiger gewesen sein als jedes noch so schöne Tor.

Der Sport-Club hatte zwar mit viel Leidenschaft ebenfalls seinen Beitrag zum großen Unterhaltungswert geleistet. Mehr als das 2:4 durch Johannes Flum (65.) kam dabei aber nicht heraus. „Wolfsburg: klar besser. Wir: klar schwächer“, meinte Christian Streich und übertrieb dabei. Der Freiburger Trainer wollte aber auf den folgenden Punkt hinaus: „Wolfsburg hat die Verhältnisse wieder zurecht gerückt. Heute war es so, wie es eigentlich normal ist“, sagte er.

Freiburg macht aus wenig viel, der VfL dagegen aus viel wenig: So hatte die Konstellation vor diesem Spiel ja ausgesehen. Der Samstag war dann allerdings einer der wenigen Tage in dieser Saison, an denen der VW-Club sein Potenzial einmal ausschöpfte. „Wir haben endlich Charakter gezeigt. Darüber haben wir zwar schon lange gesprochen. Wir haben es aber nie auf dem Platz gezeigt“, sagte Olic.

Zu diesem Potenzial gehören auch die personellen Möglichkeiten der „Wölfe“. Teils gezwungen, teils gewollt, schickte Hecking in Freiburg eine neue Abwehrkette (Fagner, Kjaer, Kyrgiakos, Rodriguez) aufs Feld, gab dem 17-Millionen-Duo Christian Träsch und Ivan Perisic eine neue Chance und setzte Olic auf dessen Lieblingsposition im Angriff ein. Das Ergebnis dieser Rochaden konnte sich sehen lassen: Olic erzielte zwei Tore, Rodriguez bereitete zwei vor.

„Das sollte uns Sicherheit geben“, krächzte der schwer erkältete Sportchef Klaus Allofs. Und auch „die nötige Lockerheit für die nächsten Heimspiele“. Sollte der VfL am Freitag auch zu Hause gegen Allofs' Heimatclub Fortuna Düsseldorf gewinnen, hätte er den Klassenverbleib wohl schon so gut wie sicher. Der gelb-gesperrte Diego und der am Knie verletzte Perisic werden dann zwar fehlen. Aber der Umbau der halben Mannschaft hat ja schon in Freiburg funktioniert.