Fußball-Fehlerfestival: Hoffenheim und Hannover hadern
Sinsheim (dpa) - Der Fußball lebt auch und vor allem von Fehlern - diesen Beweis haben 1899 Hoffenheim und Hannover 96 eindrucksvoll erbracht. In der Bundesliga-Partie patzten beide Mannschaften so eifrig, dass ein munteres 4:3 (2:1) für die TSG heraussprang.
So richtig glücklich schaute am Ende keiner drein; WM-Schiedsrichter Felix Brych ebenso nicht, wie beide Keeper. „Das war ein tolles Spiel für die Fußballfans, auch dank der Torhüter“, sagte Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus als Sky-Experte nicht ganz zu Unrecht.
Mit den Unzulänglichkeiten ging es bereits beim 1:0 in der 19. Minute für die Kraichgauer los: Hiroki Sakai hatte Kevin Volland genau auf der Strafraumlinie gelegt. Dennoch pfiff Brych, der vor gut einem Jahr an gleicher Stelle das berühmte Phantomtor von Leverkusens Stefan Kießling hatte durchgehen lassen, keinen Elfmeter. Aber Pirmin Schwegler traf beim Freistoß zum 1:0.
Nationalkeeper und Jubilar Ron-Robert Zieler - sein 121. Erstliga-Spiel in Serie bedeutete Vereinsrekord - sah dabei etwas unglücklich aus. Allerdings hatte sich ausgerechnet der Ex-Hoffenheimer Joselu in der Mauer weggedreht. „Ich sehe den Ball viel zu spät, das ist ärgerlich“, meinte Zieler.
Volland erhöhte auf 2:0 (37.), und kurz vor der Halbzeit war dann Zielers Gegenüber Oliver Baumann der Gelackmeierte: Erst sprach Brychs Assistent den Hannoveranern anstelle den Hoffenheimern einen Einwurf zu. So waren die Gastgeber in der Vorwärtsbewegung, Baumann agierte unentschlossen und 96-Kapitän Lars Stindl erzielte den Anschlusstreffer (43.). „Es steht uns nicht zu, kritisch zu sein“, meinte Gisdol zum Schiedsrichtergespann. „Wir machen selbst genügend Fehler.“
Beim Ausgleich durch Joselu (52.) patzte ausnahmsweise niemand, beim 3:2 für die TSG ärgerte sich Zieler aber erneut. „Das war ein ganz komisches Ding, er hat ihn gut getroffen und der Ball ist hinten reingefallen“, kommentierte er die Bogenlampe von Eugen Polanski (58.). Beim Kopfball von Niklas Süle zum 4:2 war der 96er Keeper fast dran. „Vielleicht kann der Herr Zieler den auch halten, das ist mir aber auch egal“, meinte der Youngster und Innenverteidiger später.
Herr Baumann war dann aber eindeutig schuld am erneuten Anschlusstor der Gäste, als er den Hannoveranern den Ball vor die Füße warf und erneut der starke Kapitän Stindl (86.) vor 22 716 Zuschauern in der Rhein-Neckar-Arena zum 3:4 traf. „Zwei schmeiß ich mir selber rein“, gestand Baumann und zog eine ernüchternde persönliche Bilanz: „Einen Ball gehalten, ein paar Aktionen im Spielaufbau - das war's dann.“
Bei den Hoffenheimern war nach zuvor drei Niederlagen die Erleichterung dennoch groß. „Der Sieg war unglaublich wichtig“, meinte Süle. „Wenn wir 8:7 gewonnen hätten, dann wäre es mir auch scheißegal gewesen.“
Gisdol hätte das wohl zur Verzweiflung gebracht. Denn 3-4-4-3 ist bei den Kraichgauern keine taktische Aufstellung, wo man vier Profis ein- und keinen ausgewechselt hat, sondern die Zahl der Gegentreffer in den vergangenen Spielen. „Insgesamt bekommen wir zu viele Tore, ich will nichts schönreden“, meinte er und räumte ein, dass seine Mannschaft „hinten raus ein bisschen zittrig war“. Das alte Leid...
Hannover konnte so auch im siebten Anlauf nicht bei den Hoffenheimern gewinnen. „Ein Punkt wäre heute drin gewesen, aber wenn du vier Tore bekommst, ist das natürlich schwierig“, ärgerte sich Zieler und sprach von einem Tag, „wo man keinen Ball richtig hält.“ Auch sein Trainer Tayfun Korkut schüttelte enttäuscht den Kopf: „Wenn du drei Tore machst, dann muss was drin sein.“