Grinsen, Lachen, Meister-Witz: Augsburg oben dabei

Augsburg (dpa) - Mit ernsthafter Miene verkündete Halil Altintop das, was jeder in einer Saison mit erdrückender Bayern-Dominanz nur zu gerne von der Augsburger Überraschungsmannschaft hören wollte.

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„Wenn wir das nächste Heimspiel gegen Bayern gewinnen, dann werden wir Meister“, scherzte der Mittelfeldakteur und sorgte am Augsburger Festtag für reichlich Gelächter bei seiner Zuhörerschar. „Spaß beiseite. Keine Ahnung, wo es endet. Wir können uns aber nicht hinstellen und sagen, unser Ziel sind die internationalen Plätze. Wir lassen es einfach mal laufen wie es momentan ist - und dann werden wir das Ende sehen.“

Nach dem Schlusspfiff des 3:1 (0:1) gegen den dauerkriselnden Hamburger SV fanden sich die Hanseaten wieder einmal auf einem Abstiegsplatz wieder, die Augsburger dagegen plötzlich auf Rang vier des Tableaus. Allmählich festigen die Schwaben einen Spitzenplatz in der Liga, so gut wie nach dem 13. Spieltag waren sie in dreieinhalb Jahren Bundesliga noch nie. „Vierter. Da muss ich natürlich selber grinsen und lachen, weil das ein Ergebnis ist, das uns niemand zugetraut hat“, gestand auch FCA-Trainer Markus Weinzierl bei aller gebotenen Zurückhaltung.

Fast schon gebetsmühlenartig verwiesen die Augsburger auch nach fünf Heimsiegen in Serie (Clubrekord) und zwölf Punkten aus den vergangenen fünf Spielen auf ihr Ziel Klassenverbleib. Für den HSV könnte genau dies wie in der Vorsaison bei der Last-Minute-Rettung in der Relegation zu einer höchst kniffligen Aufgabe werden. „Ich kann mich selber nicht mehr hören, immer die gleiche Scheiße zu erzählen“, haderte Rafael van der Vaart, Torschütze zum 1:0, mit den wechselhaften Vorstellungen. Nur in einem sind die Hanseaten recht konstant: Sie stehen im Tabellenkeller.

„Das ist schon enorm bitter, wenn man so ein Spiel sieht. Jetzt gilt es wieder aufzustehen und im Heimspiel gegen Mainz wieder zu punkten“, mühte sich Heiko Westermann, nach vorne zu schauen. Der Innenverteidiger humpelte an Gehhilfen aus dem Stadion, er muss wegen einer Innenbandverletzung im Knie die restlichen vier Spiele der Hinrunde pausieren. „Augsburg hat im Moment Aufwind, wir haben keinen“, sagte HSV-Coach Josef Zinnbauer. Ein weiterer möglicher Grund: Von einer Konstanz wie beim FCA unter Manager Stefan Reuter und Weinzierl konnte Hamburg mit reihenweise Sportdirektoren und Trainern in den vergangenen Jahren nur träumen.

Mut bewies Zinnbauer auch in seinem zehnten Bundesliga-Spiel, als er Ronny Marcos als fünftes Talent aus dem Nachwuchs zum Profi beförderte. Trotz allen Lobes für den 44-Jährigen: Die Maßnahmen des Motivators hatten noch keinen nachhaltigen Erfolg. Inmitten prominenter Konkurrenz wie Dortmund oder Stuttgart steckt der HSV unten fest.

„Wenn wir die Tabelle anschauen, welche Mannschaften da hinten drin stehen, weiß man nicht, wer absteigen soll. Für uns ist wichtig, dass wir drei finden“, erklärte Weinzierl. „Wichtig ist, dass wir hungrig und gierig bleiben und weiter mit viel Leidenschaft spielen“, forderte Reuter nach dem Erfolg durch Treffer von Halil Altintop (50. Minute), Raul Bobadilla (62.) und Paul Verhaegh (70./Foulelfmeter).

Nach zwei Jahren Abstiegskampf schnupperten die bodenständigen Augsburger als kurzzeitiger Sechster in der Vorsaison schon am internationalen Geschäft. In dieser Spielzeit hat das Team einen weiteren Entwicklungsschritt gemacht. „Eine Momentaufnahme“, erklärte Keeper Alexander Manninger, der mit dem FC Arsenal und Juventus Turin einst Königsklassen-Erfahrung sammelte. „Aber jeder weiß, dass Champions League eine große Adresse ist - und von daher bleiben wir am Boden.“ Immerhin kommen in zwei Wochen die Bayern.