Gladbachs Eberl: „Mein Weg hier ist noch nicht zu Ende“

Rottach-Egern (dpa) - Max Eberl nimmt auf dem Weg zum höher gelegenen Trainingsplatz das Mountainbike. Im Sommer-Trainingslager arbeitet der Sportdirektor gerne an seiner Fitness.

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Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur erklärt er, warum er in Gladbach bleibt und warum er auf Trainer André Schubert setzt.

In den letzten Tagen und Wochen war der Name Max Eberl oft im Zusammenhang mit Bayern München zu lesen. Was ist dran an dem Thema?

Max Eberl:Das ist ein reines Medienthema und das meine ich gar nicht negativ. So ist das Geschäft, wenn irgendwo jemand aufhört und ein Nachfolger gesucht wird. Der Fußball lebt von Spekulationen und Gerüchten. Das ist weder von unserer Seite noch von Bayern München irgendwann angedeutet worden. Ich kann nur sagen, dass ich in Gladbach bleibe, dass ich mich sehr wohl fühle und mit der Mannschaft eine super Saison spielen möchte. Natürlich ist Bayern mein Jugendverein, aber ich habe hier einen Auftrag zu erfüllen, der mir viel Freude macht. Mein Weg hier ist noch nicht zu Ende.

Vor einem Jahr haben Sie sich hier auf eine große Saison gefreut - im September war der Trainer weg. Geht man nach einer solchen Erfahrung eher bedächtig in die Saison?

Eberl:Man weiß im Fußball wirklich nie, was passiert. Alles ist harte Arbeit, 80 Prozent sind planbar, 20 Prozent eben nicht. Diese 20 Prozent waren letztes Jahr bei uns so gewaltig. Das hätte vor einem Jahr keiner gedacht. Wir haben aber mittlerweile als Verein eine große Stabilität und Souveränität, wie man damit umgeht, ohne in Hektik zu verfallen. Das gibt ein gutes Gefühl. Aus jedem Negativen kann man was Positives ziehen. Wir brechen als Verein nicht zusammen, wenn etwas Eklatantes passiert.

Mit Lucien Favre haben Sie sich ausgesprochen?

Eberl:Lucien Favre und Max Eberl sind absolut im Reinen. Diese viereinhalb gemeinsamen Jahre kann uns niemand nehmen. Das Gespräch war wichtig für uns beide. Ich weiß nicht, ob ich seine Entscheidung endgültig verstanden habe, aber ich habe ihm erklärt, wie ich es sehe. Wir haben es natürlich respektiert.

Es hat ein Umbruch stattgefunden: Nicht nur sportliche Verluste müssen kompensiert werden, auch neue Führungsspieler werden gesucht. Sind Sie zuversichtlich, dass das schnell gelingt?

Eberl:Das ist die größte Herausforderung in diesem Jahr. Wir hatten immer Umbrüche, aber diesmal verlieren wir ja auch vier Spieler, die Kapitäne waren und die letzten Jahre geprägt haben. Die Hierarchie muss sich neu finden. Wir haben genug Spieler, die jetzt in diese Rolle reinwachsen müssen. Granit Xhaka war in dieser Rolle einzigartig, aber das hat man oder nicht.

Wie wird die Borussia 2016/17?

Eberl:Mit dem Trainerwechsel wird offensiver agiert, wir pressen viel, stehen höher. Bei Favre war viel mit Struktur, jetzt sind mehr Zweikämpfe dabei. Das große Wort heißt Flexibilität. Man kann nicht nur ein System spielen, es wird unterschiedliche Möglichkeiten geben. Beispiele: Die Spanier haben ihr Ballbesitzsystem, aber auch nur das. Der Trainer muss seine Ideen jetzt umsetzen.

Ist die Mannschaft komplett? Bei Qualifikation für die Champions League stehen viele Millionen zur Verfügung.

Eberl:Ja, die Mannschaft ist komplett. Wenn alles normal läuft, werden wir mit dem Kader in die Saison gehen. Unser großer Traum ist, dass wir Andreas Christensen behalten können. Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht. Er hatte ein wunderbares Jahr.

Wie sehen Sie die Chancen für die Champions League? Es drohen schwere Gegner.

Eberl:Wir stehen im Moment auf Platz vier und können möglicherweise am Ende auf Teams wie Manchester City, FC Villarreal und FC Porto treffen. Wenn man in die Champions League will, bekommt man einen guten Gegner und den muss man versuchen zu schlagen. Das werden wir tun. Es ist für uns ein Gottesgeschenk, dass wir die Chance auf die Champions League in eigener Hand haben. Sollte es die Europa League werden, haben wir auch was Großes geschafft.

Über Trainer André Schubert wurde viel diskutiert in der Öffentlichkeit. Wie hat er sich aus Ihrer Sicht entwickelt und ist diese Saison ein neuer Maßstab für ihn?

Eberl:Ich glaube, dass er in der Summe letztes Jahr zu schlecht weggekommen ist. Es ist zu viel über ihn als über seine Arbeit diskutiert worden. Er hat sich mit seiner Arbeit auf den vierten Platz geführt und die Wahrnehmung war dafür zu schlecht. Die Fehler aus der Vergangenheit muss man irgendwann mal abhaken. Er ist dabei, seine Chance zu nutzen und hat das bislang mit Bravour gelöst. Das ist jetzt für ihn der nächste Schritt.

Wenn man vier Mal in fünf Jahren international spielt, ist die Zielsetzung „Einstelligkeit“ doch eher defensiv. Warum so bescheiden? Borussia wird als Top-Team wahrgenommen.

Eberl:Wir sind nicht bescheiden, sondern ehrgeizig und haben große Ziele. Aber wir müssen auch die Realität wahrnehmen. Wir haben eine sehr gute Basis. Wenn ein Großer schwächelt, wollen wir da sein. Aber das ist kein Selbstläufer.