Golfball bis Bierbecher: Verbotene Wurf-Utensilien

Hamburg (dpa) - Der Bierbecher-Wurf am Millerntor ist nicht der erste Zwischenfall in einem Fußballstadion, bei dem ein unerlaubt geworfener Gegenstand das Geschehen beeinflusste. Besonders in Hamburg ging es schon oft hoch her.

Abgebrochen werden musste vor dem Bundesliga-Duell zwischen St. Pauli und dem FC Schalke 04 aber erst eine Bundesliga-Partie. Die Nachrichtenagentur dpa dokumentiert wichtige Wurf-Vorfälle aus den vergangenen Jahrzehnten.

20. Oktober 1971: Borussia Mönchengladbach - Inter Mailand (Europapokal der Landesmeister): Die „Mutter aller Büchsenwürfe“. Der Italiener Roberto Boninsegna wird von einer Limonadendose getroffen und geht zu Boden. Das triumphale 7:1 der Gladbacher wird annulliert. Nach einem 2:4 in Mailand reicht es bei der Neuansetzung in Berlin nur zu einem 0:0. Gladbach scheidet aus. Boninsegna wird bis heute Schauspielerei vorgeworfen.

27. November 1976: 1. FC Kaiserslautern - Fortuna Düsseldorf: In der 76. Minute bricht der Münchner Schiedsrichter Frickel die Partie ab, da wiederholt Flaschen auf das Spielfeld geworfen werden. Düsseldorf, das zu diesem Zeitpunkt 1:0 führt, wird vom DFB zum 2:0-Sieger erklärt.

12. April 2000: SC Freiburg - Bayern München: Kurz vor dem Abpfiff wird Bayern-Torwart Oliver Kahn von einem Golfball am Kopf getroffen. Mit blutüberströmten Trikot rennt er über den Platz. Manager Uli Hoeneß kann ihn mit Mühe beruhigen und zum Weiterspielen überreden. Die Bayern gewinnen die Partie 2:1. Als Golfballwerfer wird ein 16 Jahre alter Schüler überführt.

3. Dezember 2005: Hamburger SV - 1. FC Köln: HSV-Profi Alexander Laas wird beim Torjubel von einem Trommelstock am Kopf getroffen. Kapitän Daniel van Buyten trägt den Verletzten über den Platz. Laas kann aber weiterspielen. Der HSV gewinnt die Partie mit 3:1.

25. Oktober 2006: Stuttgarter Kickers - Hertha BSC (DFB-Pokal): Parallele zum Millerntor: In der 81. Minute wird das Spiel beim Stand von 2:0 für die Berliner abgebrochen, weil Schiedsrichter-Assistent Kai Voss von einem Zuschauer mit einem gefüllten Bierbecher getroffen wurde und seine Linienrichter-Tätigkeit nicht weiter ausüben konnte. Es wird mit 2:0 für Hertha BSC gewertet. Stuttgart scheidet aus dem Pokal aus, muss 10 000 Euro Geldstrafe zahlen und ein Heimspiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit austragen.

7. Mai 2009: Hamburger SV - Werder Bremen (UEFA-Pokalhalbfinale): Eine Papierkugel entscheidet das deutsche Europapokal-Duell. Das von den eigenen Fans auf den Platz geworfene Bündel lässt für HSV-Verteidiger Michael Gravgaard den Ball unglücklich verspringen. Die folgende Ecke nutzt Bremen zum letztlich entscheidenden dritten Tor.

4. April 2010: Hamburger SV - Hannover 96: Es geht auch andersherum: HSV-Stürmer Paolo Guerrero trifft nach dem Schlusspfiff einen eigenen Fan, der ihn zuvor beleidigt hatte, mit einer Trinkflasche zielsicher am Kopf. Der reuige Angreifer wird mit einer Geldstrafe in Vereinsrekordhöhe von 100 000 Euro belegt. Der DFB urteilt: Fünf Spiele Sperre und zusätzlich 20 000 Euro Geldbuße.

1. April 2011: FC St. Pauli - FC Schalke 04: Schiedsrichter-Assistent Thorsten Schiffner wird von einem gefüllten Bierbecher in der 88. Minute im Nacken getroffen und geht benommen zu Boden. Schiedsrichter Deniz Aytekin bricht die Partie nach dem Wurf von der Pauli-Haupttribüne beim Stand von 2:0 für Schalke ab. Der DFB-Kontrollausschuss wird ermitteln.