Hannover 96 glaubt trotz Talfahrt an Trendwende
Dortmund (dpa) - Trotz der immer prekäreren Lage redet Thomas Schaaf unerschütterlich vom Klassenverbleib mit Hannover 96.
„Wir haben eine klare Zielsetzung: Wir wollen in der Liga bleiben“, sagte der vermeintliche Retter des Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga. Nach der vierten Niederlage im vierten Spiel unter seiner Verantwortung ist der einstige Europapokalteilnehmer längst Abstiegskandidat Nummer 1.
Davon wollte Schaaf aber auch am Tag nach dem 0:1 (0:0) bei Borussia Dortmund - schon der siebten 96-Pleite in Serie - nichts wissen, obwohl sein Team bereits sieben Punkte Abstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz hat. „Wir haben vieles richtig gemacht. Das war der Weg, den wir weiter gehen müssen“, befand Schaaf angesichts der unerwartet knappen Niederlage seiner personell arg gebeutelten Notelf. Schon am Samstag klangen Schaafs Statements wie Durchhalteparolen: „Wir machen weiter und werden uns die Belohnung schon holen. Es war heute ein entscheidender Schritt.“
Dabei scheint der Abstieg kaum noch abwendbar. Im Zeitalter der Drei-Punkte-Regel gelang noch keinem Team mit nur 14 Zählern nach 21 Spieltagen am Ende noch der Klassenverbleib. Ungeachtet dieser beunruhigenden Zahlen wertete auch Torhüter Ron-Robert Zieler den Auftritt beim BVB als Mutmacher: „Die Mannschaft hat sich ordentlich präsentiert. In der ersten Halbzeit hatten wir das Gefühl, dass wir einen Punkt holen oder vielleicht sogar einen Überraschungssieg landen können.“
Doch gerade als die Gäste sich anschickten, sich vom Druck des BVB zu befreien, machte der Dortmunder Henrich Mchitarjan (57. Minute) alle Hoffnungen mit einem Schuss aus knapp 20 Metern zunichte. Gleichwohl attestierte Schaaf seinem Team eine deutliche Leistungssteigerung: „Das war ein Spiel, wie man es vom Engagement und vom Miteinander her gerne immer erleben möchte. Das Team hat sich gewehrt und war lebendig.“
Sein Gegenüber Thomas Tuchel schloss sich dieser Einschätzung an - nicht nur aus Höflichkeit. Vor allem die starke Defensive der Gäste nötigte dem BVB-Coach Respekt ab. Den Auftritt seiner eigenen Mannschaft kommentierte er wenig euphorisch: „Es wurde zäh und zäher. Da ist sicher noch reichlich Luft nach oben.“ Doch am Ende überwog bei ihm eine pragmatische Sicht. „Auch wenn das über weite Strecken nicht so schön und einfach ausgesehen hat, wie es sonst schon mal der Fall war, hat es trotzdem einen enormen Wert“, befand Tuchel.
Ein Blick auf die Tabelle besserte seine Laune zusätzlich auf. Schließlich beträgt der Vorsprung des Zweiten auf den Dritten nun üppige 13 Punkte. Darüber hinaus glückte dem BVB die Generalprobe für die Europa-League-Partie fünf Tage später an gleicher Stätte gegen den FC Porto. „In den nächsten Wochen werden wir auf allerhöchstem Niveau geprüft werden und fühlen uns bereit dafür“, sagte Tuchel.
Vor allem die verbesserte Abwehr, die in den vier Rückrundenspielen nur ein Gegentor zuließ, erhöht die Zuversicht für die Aufgaben gegen Porto und in Leverkusen. Zudem dürfte dann auch der am Samstag wegen einer Wadenprellung fehlende Pierre-Emerick Aubameyang wieder dabei sein. Der für schrille Outfits bekannte Torjäger saß mit weißer Fellweste, weißem Trainingsanzug und blauer Basecap auf der Tribüne - und sorgte so zumindest in den Sozialen Netzwerken für mehr Aufsehen als seine Kollegen auf dem Platz.
Zur Freude von Tuchel kostete sein Fehlen keine Punkte. Statt Aubameyang schlüpfte Mchitarjan in die Rolle des Hauptdarstellers. Bei einem Konter nahm sich der Armenier ein Herz und sorgte für das erste BVB-Weitschusstor in dieser Saison. „Ich habe versucht, den langen Pfosten anzupeilen. Zum Glück hat es geklappt“, beschrieb der Matchwinner seinen platzierten Schuss.