Hannover siegt weiter - Nur Slomka mauert noch
Hannover (dpa) - Für die Fans gab es beim Feiern kein Halten mehr, doch der Trainer von Hannover 96 blieb zurückhaltend. Mirko Slomka strahlte zwar selig, mauerte aber auch nach dem vorläufigen Höhepunkt der wundersamen Wandlung des letztjährigen Abstiegskandidaten.
„Es wäre vermessen, über die Champions League nachzudenken“, sagte der Fußball-Lehrer des Bundesliga-Dritten auch nach dem überzeugenden 3:1 gegen den Branchenriesen FC Bayern München.
Ist es natürlich nicht. Denn 96 wies die Münchner nicht nur klar in die Schranken, sondern spielte dabei auch souverän auf und baute den Vorsprung vor dem Rekordmeister auf nunmehr fünf Punkte aus. Die Art und Weise, wie 96 auftrat, machte zugleich die Veränderungen bei den Niedersachsen sichtbar. „Es war nicht so wie sonst gegen Bayern, wo wir immer ängstlich rausgegangen sind“, fasste Mittelfeldrenner Konstantin Rausch zusammen: „Nicht so wie bei den letzten Malen, wo wir immer eine Packung bekommen haben.“ 13 Gegentreffer hatte 96 in den zurückliegenden drei Partien gegen die Münchner kassiert.
Slomka hielt sich dennoch bedeckt. Der Coach verwies erneut darauf, dass die führenden Personen im Club noch „nicht einmal das Ziel Europapokal ausgesprochen haben“. Das klingt einerseits wenig glaubwürdig, passt aber auf der anderen Seite irgendwie zu der Defensivstärke der Hannoveraner.
Denn die aggressive Abwehrarbeit ist die Grundlage für den Höhenflug der Niedersachsen, die im Vorjahr nur knapp dem Abstieg entronnen waren. Dazu kommen die überfallartigen Konter, die derzeit wohl nur Borussia Dortmund so schnell vorträgt wie die Hannoveraner.
Die Treffer durch Mohammed Abdellaoue (16.), Konstantin Rausch (51.) und Sergio Pinto (62.) bei einem Gegentor von Arjen Robben (55.) gaben das Chancenverhältnis nur unzureichend wieder. „Wir haben sensationell gut gespielt und hätten schon in der ersten Halbzeit höher führen müssen“, durfte Slomka unwidersprochen kommentieren. Und auch der Ex-Bayern-Spieler Jan Schlaudraff sagte völlig zurecht: „Wir hätten noch ein Tor mehr schießen können.“
Ansonsten sind die Spieler ähnlich vorsichtig wie der Trainer und möchten über die Champions League nicht sprechen - zumindest nicht in der Öffentlichkeit. „Wir wollen jetzt erstmal drei Punkte für den Vereinsrekord“, sagte Linksverteidiger Christian Schulz mit Blick auf die angepeilten 50 Zähler: „Wenn wir den haben, können wir weiter gucken.“
Immerhin, über die Europa League, den kleineren internationalen Wettbewerb, wird inzwischen vorsichtig gesprochen. „Dass wir an Europa denken, ist völlig klar und auch völlig logisch“, gab Slomka zu: „Alles andere macht auch keinen Sinn.“