Eintracht taumelt im Abstiegskampf: „Kopfproblem“
Frankfurt/Main (dpa) - Ein konsternierter Trainer Michael Skibbe, ein sehr nachdenklicher Vorstandschef Heribert Bruchhagen und ein Hühnerhaufen auf dem Platz: Bei Eintracht Frankfurt ist die Stimmung nach dem achten Rückrunden-Spiel in der Fußball-Bundesliga ohne Torerfolg auf dem Tiefpunkt.
Nach dem erbärmlichen 0:0 gegen den 1. FC Kaiserslautern tobte nur Stürmer Ioannis Amanatidis. Skibbe konnte während der Pressekonferenz nicht einmal die Frage provozieren, ob er ratlos sei. „Nein, das bin ich nicht. Ich bitte es zu entschuldigen, wenn es so wirken sollte“, sagte der 45-Jährige kleinlaut.
Der Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen hatte Skibbes Vertrag erst im Januar bis 2012 verlängert. „Machen Sie sich mal keine Sorgen um mich“, meinte der Coach dann schon kesser. Doch spätestens nach einer weiteren Niederlage am Wochenende auf Schalke dürfte es ganz eng werden für Skibbe. Die Frage, die sich stelle, sei nicht die nach dem Vertrauen in den Trainer, sagte Bruchhagen und wählte seine Worte behutsam. „Sondern: Wie kriegen wir unsere Spieler formverbessert?“
Skibbes Autorität hatte schon im Streit mit Ex-Kapitän Amanatidis, den er erst aus der Mannschaft warf und auf Geheiß Bruchhagens wieder aufnehmen musste, gelitten. Jetzt entgleiten ihm die Spieler, die im Abstiegskampf völlig überfordert sind. „Es ist in erster Linie ein Kopfproblem“, räumte der Eintracht-Trainer ein und meinte: „Der Bock muss auf Schalke umgestoßen werden - wie auch immer das zu schaffen ist.“
Während die meisten Eintracht-Spieler nach dem Abpfiff wortlos in die Kabine schlichen, hielt Amanatidis, der 72 Minuten auf der Bank sitzen musste, eine Wutrede. Immer wieder schlug der Grieche mit der geballten Faust in die Handfläche und stieß hervor: „Das geht nicht! Das ist einfach zu wenig! Da muss man engagierter sein! Das muss man seinen Mann stehen!“
In der Tat wirkten Routiniers wie Spielführer Patrick Ochs, Alexander Meier oder Benjamin Köhler wie Bundesliga-Novizen. Aber auch den etwas ballsichereren Lauterern schlotterten im Südwestderby die Knie. Würde es einen Preis für das schlechteste Saisonspiel geben - die beiden Mannschaften könnten schon mal den Anzug für die Ehrung rausholen: Not gegen Elend hieß es vor 49 400 Zuschauern.
Die verhinderten Torjäger Theofanis Gekas auf Eintracht-Seite und Srdjan Lakic beim in diesem Jahr ebenfalls noch sieglosen FCK konnten ihre Torflaute nicht beenden. Der künftige Wolfsburger Lakic, am vergangenen Wochenende von den eigenen Fans noch übel beleidigt, hätte in der 89. Minute zum Matchwinner werden können. Doch der Kroate vergab kläglich die Riesenchance zum 1:0. „Ich weiß, dass ein Stürmer von meiner Qualität den mit geschlossenen Augen reinmachen muss“, sagte er nach dem Abpfiff und versuchte sich und seinen Kollegen beim Tabellen-16. Mut zu machen: „Es sind noch neun Spiele, es ist noch nichts verloren.“
Im Gegensatz zum Aufsteiger aus der Pfalz war die Eintracht nicht darauf eingestellt, um die Existenz in der Liga kämpfen zu müssen. „Die Siege von Gladbach und Stuttgart machen die Lage noch bedrohlicher als sie es vorher schon war“, sagte Bruchhagen. „Wir müssen jetzt ganz schnell die Kurve kriegen.“ Und Amanatidis warnte: „Das kann böse enden für uns.“