Provokantes Spiel: Ballack will nicht auf die Bank
Leverkusen (dpa) - Neuer Wirbel um Michael Ballack belastet das Betriebsklima bei Bayer Leverkusen. Mit seiner Forderung, für das Bundesligaspiel gegen den VfL Wolfsburg (3:0) aus dem Kader gestrichen zu werden, weil er kein Einwechselspieler sei, sorgte der 34-Jährige für dicke Luft beim Werksclub.
„Er hat mir gesagt, dass er, so wie es im Moment aussieht, der Mannschaft nicht von der Bank aus helfen kann“, berichtete Trainer Jupp Heynckes über ein Krisengespräch mit Ballack. Der 65 Jahre alte Chefcoach, seit Wochen nicht gewillt, dem Edelreservisten eine Sonderrolle einzuräumen, versuchte die Entscheidung als eine einvernehmliche erscheinen zu lassen. „Solche Dinge muss man gemeinsam entscheiden“, betonte Heynckes und fügte an: „Michael ist es nicht gewohnt von der Bank zu kommen. Er ist ein Spieler, der sein Leben lang von Anfang an gespielt hat.“ Man habe sich darauf geeinigt, dass es für Ballack besser sei, auf erstmal unbestimmte Zeit „ein intensives Fitnesstraining zu machen, um die Defizite aufzuarbeiten, die er zweifelsohne noch hat“.
Dagegen, dass alles so schiedlich friedlich abgelaufen ist, wie Heynckes es glauben machen wollte, spricht einiges. „Die haben sich schön ihre Meinung gesagt“, berichtete Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, der gemeinsam mit Sportdirektor Rudi Völler die beiden Streithähne zu der Aussprache gedrängt hatte. Zugleich stärkte er Heynckes, mit dem er den Vertrag unbedingt verlängern will, in der Causa Ballack den Rücken: „Es ist immer Sache des Trainers, er hat die Verantwortung und wird das in den Griff bekommen. Der Jupp hat das Fingerspitzengefühl dafür.“
Ob Heynckes sich die Allüren des 98-maligen Nationalspielers noch lange gefallen lässt, ist indes fraglich. Schließlich hat Ballack nicht nur den Konflikt mit dem Coach gesucht, sondern auch seine Mannschaft in großer Personalnot alleingelassen. Gegen Wolfsburg saßen nur noch vier Feldspieler auf der Bank, weil ein Magen-Darm-Virus im 04-Kader grassierte.
„Der Spieler Ballack wusste am Freitag nicht, dass wir solche gesundheitlichen Probleme haben“, argumentierte Heynckes. Vieldeutig verwies er aber zugleich auf den Krankheitsfall Sami Hyypiä: „Er wollte trotz Magen-Darm-Problemen auf die Bank. Er ist ein Superprofi. So einen wie ihn habe ich noch keinen gehabt.“ Erstaunlich war auch, dass Ballack im Stadion nicht gesehen wurde und auch der Trainer nicht wusste, ob er auf der Tribüne sitzt.
Kein Wunder deshalb, dass die Kollegen spröde und schroff auf das Thema Ballack reagierten. „Das ist keine Entscheidung, die die Spieler kommentieren. Ich bin nicht Präsident des Vereins“, raunzte Kapitän Simon Rolfes unwirsch. Nicht viel weiter aus der Deckung wagte sich Stefan Kießling: „Der Trainer hat uns die Situation erklärt. Nun müssen die Beiden es klären, so dass es nicht auf die Mannschaft prallt.“ Der Stürmer hatte das 3:0 (45.+1) erzielt, die weiteren Treffer für den klar auf Champions-League-Kurs liegenden Tabellenzweiten schossen Lars Bender (21.) und Renato Augusto (29.).
Schon vor dem Achtelfinalspiel der Europa League am 10. März gegen den spanischen Spitzenclub FC Villarreal dürfte der Fall Ballack wieder auf den Tisch kommen. Auf die Frage, ob Ballack bis dahin in den Kader zurückkehrt, antwortete Heynckes ausweichend: „Wir haben heute ein richtig gutes Spiel gemacht, da hat es die Mannschaft verdient, dass man sie herausstreicht.“
Mit einer schneller Rückkehr in die Nationalmannschaft darf Ballack kaum rechnen. „Ich war überrascht, dass er nicht im Kader war“, sagte Bundestrainer Joachim Löw als Gast in der BayArena. In den nächsten Tagen will er ein Gespräch mit Ballack über dessen Zukunft im DFB-Team führen.