Harte Landung nach Höhenflug: Hertha enttäuscht
Berlin (dpa) - Dem Höhenflug beim Meister in Dortmund folgte die harte Landung gegen den Mitaufsteiger: Erstmals seit der Bundesliga-Rückkehr war Hertha BSC als Favorit in ein Spiel gegangen, kam mit dieser Rolle aber nicht zurecht und musste sich mit einem 2:2 (0:1) gegen FC Augsburg begnügen.
„Wir sind nicht auf 100 Prozent gekommen. So gewinnt man in der Bundesliga nicht“, ärgerte sich Andreas Ottl über verlorene Punkte. Diese Lehre aus dem mageren Remis hatte auch Hertha-Coach Markus Babbel schon kurz nach dem Abpfiff parat gehabt. „Wir müssen immer Anschlag spielen, da hat man gesehen, was möglich ist“, erklärte der Europameister von 1996 nach der Punkteteilung im Neulings-Duell. Das weiter sieglose Augsburg muss zwar auch nach dem 6. Spieltag weiter auf seinen ersten Bundesliga-Dreier warten, versetzte aber der Hertha einen empfindlichen Dämpfer.
Der Hauptstadtclub scheiterte eine Woche nach dem Coup beim deutschen Meister vor allem an mangelnder Dynamik und Dominanz. Im Schongang war Augsburg nicht beizukommen. Mit neun Punkten rangiert Hertha weiter im Tabellen-Mittelfeld und ist seit fünf Partien ungeschlagen - das war am Samstag im Olympiastadion allerdings nicht wirklich ein großer Trost für die Berliner.
„In den Heimspielen haben wir noch viel Luft nach oben“, bemerkte Hertha-Kapitän Andre Mijatovic. Er sagte aber auch: „Ein Punkt ist besser als keiner.“ Babbel sah sich in seinen Warnungen nach dem 2:1-Coup beim BVB bestätigt. „Schlussendlich haben wir es nicht verdient gehabt zu gewinnen.“
Die Augsburger hatten durch ein Tor des Japaners Hajime Hosogai (20. Minute) sogar lange geführt, sich mit einer spielerisch und taktisch guten Vorstellung dem heiß ersehnten Premieren-Sieg in der höchsten deutschen Liga angenähert. Doch dann patzten die Gäste einmal in der Spieleröffnung und Gibril Sankoh verschenkte als letzter Mann wie ein Anfänger den Ball. Ergebnis: Hertha war durch Tore von Christian Lell (46.) und Tunay Torun (57.) zurück.
Doch da sich auch die Berliner vor 48 385 Zuschauern ein paar Aussetzer auf Zweitliga-Niveau erlaubten, rettete FCA-Kapitän Jan-Ingwer Callsen-Bracker (64.) zumindest noch das Remis und den dritten Saisonpunkt für die Gäste, die nach Rot für Sebastian Langkamp (86.) in Unterzahl die Schlussphase überstanden. „Wir haben zwei Punkte liegen lassen“, bemerkte Raffael, der sich vor dem Ausgleich von Axel Bellinghausen leicht ausspielen ließ.
Schon vor der Partie hatte Babbel sein Personal eindringlich gewarnt, gefruchtet hatten erst seine lauteren Worte in der Pause. In der zweiten Halbzeit zeigten die Berliner zwar, dass sie durchaus in der Lage sind, auch in der 1. Liga ein Spiel zu diktieren. „Aber man muss von Anfang an ein anderes Auftreten an den Tag legen“, betonte Babbel. „Wir haben nicht das umgesetzt, was wir vorhatten: Druck ausüben, Spiel ohne Ball.“ Und als doch die Führung gelang, „haben wir es leider versäumt dranzubleiben, sind wieder in Passivität geraten“, kritisierte der Trainer.
Für das nächste Spiel bei Werder Bremen hofft Babbel auf die Rückkehr von Adrian Ramos, der gegen Augsburg wegen einer Erkrankung fehlte. „Er ist ein Stürmer der Extraklasse. Wenn er nicht dabei ist, tut uns das natürlich weh“, sagte Babbel.