Nach Derby-Niederlage: Mainz leckt Wunden
Kaiserslautern (dpa) - Als die „Roten Teufel“ lange nach dem Abpfiff immer noch ausgelassen ihren ersten Saisonsieg feierten, waren die Mainzer Profis längst mit der Aufarbeitung der Niederlage im Rheinland-Pfalz-Derby der Fußball-Bundesliga beschäftigt.
„Lautern ist eine durchschnittliche Bundesliga-Mannschaft, aber wir sind derzeit unterdurchschnittlich“, redete Abwehrspieler Bo Svensson nach dem 1:3 (1:1) beim 1. FC Kaiserslautern Klartext.
Auch FSV-Präsident Harald Strutz fand deutliche Worte. „In einem Derby muss man Butter bei de Fische geben. Da kannst du nur über den Kampf gewinnen. Wir haben in der zweiten Halbzeit nicht dagegen gehalten. Das ist eine Sache, die muss der Trainer mit der Mannschaft ausmachen.“
Mit nur sieben Punkten sind die „Himmelsstürmer“ der Vorsaison nach sechs Spieltagen unsanft auf dem Boden der Realität gelandet. Und die bedeutet für den Tabellen-13. derzeit unteres Mittelmaß. „So schlecht waren wir selten, in den vergangenen zwei Jahren nie. Wir haben eine schlechte Phase, aber da gehen wir durch mit absoluter Ruhe. Das Vertrauen ist sehr, sehr groß, dass wir das lösen werden“, sagte Manager Christian Heidel.
Wie allen Beobachtern der vor allem vom Gastgeber leidenschaftlich geführten Partie waren ihm die entscheidenden Defizite nicht entgangen. „Kaiserslautern ist ans Limit gegangen, was Einsatz und Kampf angeht. Unsere Jungs wollten es spielerisch lösen. Das muss raus aus den Köpfen.“
Dabei hatte es vor 43 952 Fans mit der Führung durch Eric Maxim Choupo-Moting (15. Minute) gut für die Mainzer begonnen. Doch die Hausherren agierten bissiger, aggressiver. „Intern müssen wir einiges ansprechen“, meinte Mittelfeldspieler Andreas Ivanschitz. Und Abwehrmann Niko Bungert kritisierte: „Wir sind sicher nicht so weit, dass wir mit 80, 90 Prozent locker Spiele gewinnen können. Da müssen wir den Schalter wieder umlegen.“
Das gelang den zuvor in fünf Anläufen sieglosen Pfälzern. Richard Sukuta-Pasu (24.), Itay Shechter (54.) und Christian Tiffert (73.) in seinem 200. Bundesligaspiel krönten mit ihren Treffern die starke Vorstellung, durch die sich die „Roten Teufel“ mit fünf Punkten auf Rang 15 verbesserten. „Ich freu' mich wahnsinnig für die Mannschaft, die immer an den Sieg geglaubt hat und die wirklich gut gespielt hat. Das war für alle ein Signal, dass wir Spiele gewinnen können“, sagte FCK-Trainer Marco Kurz.
Im Spiel eins nach dem Vier-Millionen-Euro-Transfer von Ivo Ilicevic zum Hamburger SV wiesen die Pfälzer erstmals in dieser Saison ihre Bundesliga-Reife nach. „Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, mit welcher Wucht, mit welcher Entschlossenheit, mit welchem Glauben, war wichtig für das Selbstvertrauen dieser Truppe. Wir wollen diesen Weg weitergehen“, meinte Kurz.
Sein Mainzer Kollege Thomas Tuchel steht dagegen vor einer schwierigen Aufgabe, denn der 38-Jährige tappt über die Gründe für die Misere im Dunkeln. „Ich kann inhaltlich im Moment nicht sagen, woran es liegt. Wir werden selbstkritisch mit unserer Leistung umgehen, aber wir dürfen jetzt nicht alles verteufeln“, sagte Tuchel. Und Strutz mahnte: „Wir dürfen nicht den Fehler begehen, den Erfolg des Vorjahres zu unserem Fluch zu machen.“