Podolski-Festival bei Bayer - Völler sieht Rot
Leverkusen (dpa) - Fußball-Gala von Lukas Podolski, Rot für Rivale André Schürrle und ein Rudi Völler außer Rand und Band: Der 4:1 (1:0)-Überraschungserfolg des kriselnden 1. FC Köln bei Champions-League-Club Bayer Leverkusen erregte die Gemüter noch weit nach Spielschluss.
„Mit so einem Sieg haben wir etwas Ruhe die Woche“, sagte Nationalstürmer Podolski, der mit zwei Toren (47./54. Minute) und einer Vorlage Wegbereiter des ersten Kölner Sieges im rheinischen Bundesliga-Derby seit über 15 Jahren war. Er warnte aber auch: „Wir dürfen jetzt nicht anfangen zu träumen, dass nach einem Spiel schon alles in Ordnung ist.“
Überhaupt nichts in Ordnung war für Bayer-Sportdirektor Rudi Völler, der nach der Partie außer sich vor Wut auf Schiedsrichter Günter Perl (Pullach) zustürmte und ihn heftig gestikulierend anschrie. „Das musste ich sagen, sonst hätte ich einen Herzinfarkt bekommen“, berichtete Völler. Auf die Bitte des Referees, ihm seine Kritik lieber in Ruhe in der Kabine mitzuteilen, reagierte der Ex-Stürmer grantig: „Dann hätte es doch keiner mitbekommen.“
Was war geschehen? Völler erregte sich, dass Perl ein Foul von Podolski an Schürrle, der im Nationalteam an seiner Position rüttelt, kurz vor der Pause nicht gepfiffen hatte, dem Bayer-Profi aber in der 90. Minute wegen einer Grätsche von hinten die Rote Karte zeigte. „Es war ein ganz normales Foul“, meinte Podolski zum Gerangel mit seinem Konkurrenten und fügte ausweichend hinzu: „Wichtig ist, dass wir gewonnen und drei Punkte geholt haben.“
„Poldi“ leitete den Erfolg ein, als er seinem Sturmpartner Milivoje Novakovic (44. Minute) den Ball mustergültig zum 1:0 auflegte. Mit seinem Doppelpack binnen sieben Minuten besiegelte er dann allein die blamable Niederlage der vier Tage zuvor beim FC Chelsea noch stark aufgetretenen Bayer-Profis. Das 1:3 erzielte Simon Rolfes (70.), Mato Jajalo (90./+4) sorgte für den Endstand.
„Mit einem 4:1-Tipp im Lotto hätte man Millionär werden können“, meinte Kölns Trainer Stale Solbakken nach dem Befreiungsschlag und dem höchsten Auswärtssieg des FC auf der anderen Rheinseite. Der Norweger stand wegen seiner anspruchsvollen und zuletzt auch bei der 1:2-Heimpleite gegen Nürnberg nicht funktionierenden Taktik in der Kritik. „Das ganze Konzept hat funktioniert von vorne bis zum Torwart, denn jeder war bereit zu laufen“, erklärte Novakovic. „Wenn wir so spielen wie heute, brauchen wir uns keine Sorgen machen.“ Nächster Gegner in heimischer Arena ist 1899 Hoffenheim, gegen das Köln ohne Kapitän Pedro Geromel antreten muss: Er zog sich einen Außenmeniskusriss im rechten Knie zu.
Nach dem von Völler als „blutleere Vorstellung, bei der jede Galligkeit und jedes Aufbäumen gefehlt hat“ angeprangerten Derby-Auftritt wird nun bei Bayer 04 Tacheles geredet. „Es wird intern deutliche Worte geben“, kündigte Leverkusens Trainer Robin Dutt an. „Das war eine indiskutable Leistung. Da gibt es nichts schönzureden. So etwas darf man dem Fan nicht anbieten.“