„Hat uns gepackt“: Hoffenheims Happy End unter Nagelsmann

Hannover (dpa) - Dass der Klassenerhalt geschafft ist, erfuhr Julian Nagelsmann erst in der Kabine. Der jüngste Trainer der Fußball-Bundesliga ärgerte sich im Stadion-Inneren über die 0:1-Niederlage bei Absteiger Hannover 96, als auf dem Rasen bereits die ersten Spieler zu feiern begannen.

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Der Torwarttrainer klärte ihn schließlich auf, dass einer der ungewöhnlichsten Trainerwechsel der Ligageschichte zu einem vorzeitigen Happy End geführt hat. Fast alle Hoffenheimer Profis betonten nach der Partie mehrfach, wie groß Nagelsmanns Anteil an der Rettung war, die mit einem unglücklichen Zufall begonnen hatte. Nur aufgrund der Erkrankung von Huub Stevens kam der Trainer-Novize im Februar ins Amt. „Wir waren ziemlich weit weg von dem, wo wir heute sind“, sagte Torwart Oliver Baumann. Hoffenheim schien damals fast schon abgestiegen.

Nagelsmann feierte sein Debüt am 13. Februar mit einem glücklichen 1:1 bei Werder Bremen. Viel Hoffnung gab der Auftritt im Weserstadion aber noch nicht. Der Abstand zu einem Nicht-Abstiegsrang betrug immer noch sechs Punkte.

Doch Nagelsmann überzeugte. Zunächst seine Spieler, danach alle Skeptiker. Am Ende waren es 23 Zähler in 13 Spielen, die zur vorzeitigen Rettung reichten. Unter Nagelsmann holte die TSG mehr Punkte als unter den Vorgängern Markus Gisdol und Huub Stevens zusammen.

Einen „hohen Anteil“, berichtete Eugen Polanski in Hannover, hatte „seine erste Ansprache“. Der TSG-Mittelfeldspieler bezeichnete es als „bemerkenswert, in welcher Art und Weise er uns gepackt hat. Er hat uns sehr viel Mut zugesprochen.“ Im Nachhinein hört sich das merkwürdig einfach an.

Kevin Volland hob hervor: „Julian hat seit seiner Ankunft Ruhe reingebracht.“ Und der Bundesliga-Neuling entwickelte eine Spielidee, von der beim vorletzten Saisonspiel in Hannover mit dem Gegentreffer von Hiroshi Kiyotake (28.) allerdings nur sehr wenig zu sehen war.

Genau das ärgerte Nagelsmann. Er sei „nicht der glücklichste Mensch auf der Welt“, berichtete der Trainer nach der erfolgreichen Rettungsmission. „Ich bin total ehrgeizig und total unzufrieden mit dem, was wir abgeliefert haben.“

Je länger Nagelsmann sprach, desto häufiger huschte zumindest ein kleines Lächeln über sein Gesicht. Die Freude brach sich nur sehr langsam Bahn. Es könne sein, sagte er irgendwann, dass er später „ein Bier trinken werde auf den Klassenerhalt“.

Während bei Hoffenheim ein ungeplanter Wechsel des Trainers zur Rettung führte, kam der Tausch zu spät bei den Hannoveranern, die am vorletzten Spieltag ebenfalls den dritten Trainer der Saison auf der Bank hatten. In den bisherigen Partien unter Daniel Stendel holte der Absteiger acht Punkte. Das ist eine bessere Quote in den ersten fünf Spielen als die von Nagelsmann.