Heckings Zorn: „Unser Anspruch ist ein anderer“
Augsburg (dpa) - Bei Dieter Hecking kam jede Menge Zorn und fast schon ein wenig Ernüchterung durch. Die verpasste Großchance, mit dem FC Augsburg einen direkten Konkurrenten im Bundesliga-Abstiegskampf ordentlich zu distanzieren, schmerzte den Nürnberger Trainer.
„Letztlich ist unser Anspruch ein anderer“, mahnte er nach der tristen Nullnummer im schwäbisch-fränkischen Fußballderby. Als Tabellen-14. wandelt der FCN auf einem schmalen Pfad, das Horrorszenario vom achten Bundesliga-Abstieg ist allgegenwärtig. Eine prekäre Situation, die offenkundig noch nicht jeder realisiert hat.
„Ich kann nur jedem raten, dass er die Zeichen der Zeit erkennt“, beklagte der angefressene Coach und schickte gleich eine Warnung hinterher: In der Bundesliga aufzulaufen sei allemal besser als „auf der Tribüne zu sitzen oder irgendwo anders in der 2. Liga zu spielen“. Zum ersten Mal in dieser Saison haderte der Coach so deutlich und öffentlich mit der Einstellung von Teilen seiner Mannschaft. Erst unmittelbar vor der Partie hatte Hecking mit Jens Hegeler, Daniel Didavi und Alexander Esswein ein Trio kurzfristig aus der Startformation gestrichen - um ein Zeichen zu setzen. Erfolglos.
Heckings Kapitän schloss sich der Kritik seines Chefs unverblümt an. „Wir haben viele Spieler mit viel Talent, aber es geht auch darum, wie man Fußball arbeitet“, klagte Raphael Schäfer. Der Torwart und Spielführer verdient sich neben Innenverteidiger Philipp Wollscheid als einziger im jungen Team beständig gute Noten. Ansonsten ging die Leidenschaft den Gästen in Augsburg ab, der Aufsteiger beherrschte den FCN dank seines Engagements vollkommen.
Nürnberg lief stattdessen nur hinterher. „Es ist so, dass wir momentan die Erwartungshaltung nicht erfüllen können“, konstatierte Hecking. Niemand sei über diese spielerischen Vorstellungen erfreut. Nächsten Samstag kommt der 1. FC Köln nach Franken, gleich der nächste Mitwerber im Abstiegskampf. „Wir müssen schauen, dass wir da die verlorenen Punkte holen“, sagte Mittelfeldmann Markus Feulner, der in Augsburg überraschend als rechter Verteidiger auflief - und auf der ungewohnten Position ziemlich verloren war.
Immerhin steht Mittelfeld-Hoffnungsträger Hanno Balitsch gegen die Rheinländer endlich vor seinem Bundesliga-Einstand für Nürnberg. Nach seiner langwierigen Muskelverletzung sei der frühere Leverkusener erster Anwärter für den Sprung in die Anfangsformation, sagte Hecking - in Augsburg hatte er den Neuzugang noch draußen gelassen: „Wenn er eine gute Trainingswoche hinlegt, dann wird er sicherlich zum Einsatz kommen.“ Kandidaten für den umgekehrten Weg von der Startelf auf die Bank hat der Trainer seit Sonntag jedenfalls auch wieder genug.