Heldt nimmt formschwachen Boateng in Schutz

Schalke 04 startet nach dem Pokal-Aus auch in der Liga mit einer Niederlage.

Hannovers Leon Bittencourt konnte sich gegen Kevin-Prince Boateng im Laufduell durchsetzen.

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Hannover. Als Kevin-Prince Boateng von einem Wadenkrampf geplagt im Strafraum von Hannover 96 lag, war das Spiel bereits verloren. Zwei Minuten waren noch zu spielen, aber die Spieler des FC Schalke 04 brachten nicht mehr die Leidenschaft auf, das 1:2 gegen Hannover 96 noch zu drehen.

Es war viel schief gegangen für die Mannschaft von Trainer Jens Keller, die eine spielerisch schwache erste Halbzeit zeigte — aber immerhin so gut wie keine Torchance für den Gegner zuließ. Als Klaas-Jan Huntelaar dann nach 47 Minuten sogar die Führung erzielt hatte, schien der Wille der Niedersachsen gebrochen.

Doch es kam ganz anders: Weil der defensive Mittelfeldspieler Kevin-Prince Boateng ein Laufduell verlor (67.), konnte Leonardo Bittencourt flanken und Prib verwandeln. Kurz darauf erzielte Joselu den Siegtreffer. Es fehlte bei Boateng die Frische und die Schnelligkeit, anders zu handeln.

„Bei mir beginnt der Fehler woanders. Entscheidend war der Ballverlust. Klaas-Jan Huntelaar verpasst es, den Ball auf Christian Fuchs herauszuspielen. Dadurch verliert er den Ball, und dann geht die Post nach hinten ab”, sagte Horst Heldt. Er nahm Boateng offensiv in Schutz. Allerdings wird auch der Schalker Manager nicht übersehen haben, dass die Leistung des 27-Jährigen erneut niemanden mitreißen konnte. Wie schon beim Pokal-Aus in Dresden.

Diese Aufgabe hat Boateng vom Club eigentlich aufgetragen bekommen — und für diese Rolle fühlt er sich berufen. Doch eigener Anspruch und Realität liegen weit auseinander. Gerade 10,09 Kilometer Laufleistung spulte Boateng ab, selbst die Innenverteidiger Benedikt Höwedes (10,81) und Joel Matip (10.46) waren fleißiger.

Nur zu zwölf Sprints konnte er sich durchringen — die schlechteste Bilanz aller Schalker Feldspieler. Boateng fehlen momentan Dynamik und Kraft, um das Schalker Spiel anzutreiben, zu lenken, zu bestimmen. Impulse kann er dem Spiel kaum verleihen, weil er sich ungewöhnlich viele Auszeiten nimmt.

Der Fehlstart der Schalker ist mit der zweiten Niederlage im zweiten Spiel so gut wie perfekt — und als nächster Gegner kommt der FC Bayern in die Schalker Arena, gegen die Königsblauen zuletzt keinerlei Siegchancen hatten.

Zu allem Überfluss hat sich Sead Kolasinac bei einem Laufduell auch noch einen Kreuzbandriss zugezogen und fällt mindestens sechs Monate aus. Die Schalker stehen jetzt unter Druck — und mit ihnen Trainer Jens Keller. „Bei uns wird keine Trainerdiskussion geführt“, sagte Heldt und wollte auch in dieser Frage Druck vom Kessel nehmen.